„Es geht ihr nicht um Effekthascherei, sondern um das Erkennen der Zwischentöne“: Dr. Antje Vollmer in Jena mit dem „Hildegard Hamm-Brücher Preis“ ausgezeichnet
(JEZT / IMAGINATA / THÜRINGEN | 2014-06-24) – Bundestagsvizepräsidentin a.D. Dr. Antje Vollmer ist mit dem „Hildegard Hamm-Brücher Förderpreis“ ausgezeichnet worden, der im Rahmen der „Lernstatt Demokratie“ des Förderprogramms Demokratisch Handeln verliehen wird. Die Verleihung findet heute ab 18 Uhr 45 in der IMAGINATA, Löbstedter Straße 67, in Jena statt.
Die Laudatio zur Preisverleihung wird Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht halte. Mit freundlicher Genehmigung der Thüringer Staatskanzler veröffentlichen wir vorab Auszüge aus ihrer Rede:
„Seit Jahrzehnten schon setzen Sie sich für Versöhnung, für Verständigung und Ausgleich unter den Menschen ein: So etwa Ihr Engagement für ehemalige Zwangsarbeiter, NS- und Euthanasieopfer, Homosexuelle und Wehrdienstverweigerer. Darüber hinaus haben Sie in den neunziger Jahren unter anderem eine deutsch-tschechische Versöhnungsinitiative gestartet und einen Dialog zwischen der chinesischen Regierung und dem Dalai Lama angestrebt. Sie haben 2001 den deutsch-chinesischen Rechtsstaatsdialog mit initiiert und sich im Jahr 2011 große Verdienste als Moderatorin des Runden Tisches zur „Heimerziehung in den 50er/60er Jahren“ erworben. Darüber hinaus waren Sie 1998 Mitinitiatorin zur Einrichtung eines Kulturausschusses und der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages (…) Dabei geht es Ihnen aber nicht um Effekthascherei. Im Gegenteil: Sie wollen stets auch vermitteln, festgefahrene Diskussionen aufbrechen, vermeintlich Trennendes überwinden. Sie stehen nicht für Schwarz-weiß-Denken, nicht für ein kantiges „Entweder-oder“, sondern für ein Erkennen der Zwischentöne, für ein differenziertes „sowohl als auch“. Die Mitte, so sagten Sie einmal, sei Ihr Schicksal. Das macht Sie zu einer Grenzgängerin. Aber es ermöglicht Ihnen auch, Grenzen und Gräben zu überwinden. Zwischen Fundis und Realos, zwischen Union und Öko-Partei, zwischen Männern und Frauen, Jungen und Alten. Für Ihre Vermittlungsversuche haben Sie bisweilen harsche Kritik bis hin zur Häme einstecken müssen. Aber auch überparteiliche Anerkennung: So wurden Sie 1994 mit den Stimmen der Union als erste Grünen-Politikerin auf Bundesebene in ein hohes Staatsamt gewählt: zur Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Ein „emanzipatorischer Moment der CDU“, wie Sie es damals nannten. Und auch hier könnten Sie als eine Frau stehen, die Gräben überwindet; ein Frau, die Denkverbote ignoriert: Viele interpretierten Ihre Wahl als Wegweisung hin zu einer möglichen schwarz-grünen Koalition im Bund – wohlgemerkt 1994. (…)
Es geht in der politischen Bildung – und dazu zähle ich auch politische Publizisten – darum, Werte zu vermitteln, ein politisches Interesse und politisches Bewusstsein zu entwickeln. Nicht nur, aber vor allem auch bei jungen Menschen. Vor allem aber geht es darum, Menschen dazu zu bringen, zum Denken den eigenen Kopf zu benutzen, Meinungsverschiedenheiten auszuhalten und konstruktiv auszutragen und vernünftige Kompromisse zu finden. Sehr geehrte Frau Dr. Vollmer, Ihr politisches und publizistisches Werk ist auch politische Bildungsarbeit, meinungsstark, aufklärend und immer lesenswert. Ihre Stimme ist ein klangvoller Teil im Meinungskonzert in unserer Demokratie.“
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