„Verdacht des Kindesmissbrauchs und der Zuhälterei“: Neonazi Tino Brandt wurde verhaftet!
(JEZT / TIM SCHWARZ | 2014-06-26) – Sie fühlten sich sicher und unantastbar: Thüringer Neonazis wie der „NSU“-Unterstützer Ralf Wohlleben oder Tino Brandt, der Ex-Chef des militanten Thüringer Heimatschutzes / THS (Foto).
Kurz vor seiner Festnahme im November 2011 – nur wenige Tage nach der Entlarvung des Terrortrios „Nationalsozialistischer Untergrund“ – gab sich der frühere Jenaer NPD-Funktionar Wohlleben in einem Gespräch mit Redakteur Frank Döbert von der Ostthüringer Zeitung noch selbstsicher: man ermittle auch gegen ihn, gab er zu, aber man werde nichts finden, sagte Wohlleben. Kurz danach wurde er festgenommen und sitzt seither in Haft. Mehr noch: In München ist Ralf Wohlleben seit über einem Jahr Mitangeklagter im sog. „NSU“-Prozess vor der Strafkammer des Oberlandesgerichts. Unter anderem wird ihm eine führende Rolle bei der Beschaffung der Ceska-Mordwaffe des „NSU“ vorgeworfen, mit der insgesamt neun Migranten ermordet worden waren.
Auch Tino Brandt war sich lange Zeit sicher, dass man ihm nichts anhaben könne. In TV-Interviews prahlte er damit, zugleich Führer der Rechtsradikalen gewesen zu sein und V-Mann des Verfassungsschutzes mit Deckname „Otto“. Brandt ließ die Dinge stets so aussehen, als habe er den Verfassungsschutz kontrolliert und nicht der ihn. Von 1994 bis zu seiner Abschaltung 2001 sei er für das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz tätig gewesen, berichtete Tino Brandt und fügte grinsend an, die Behörde habe seine Spitzeldienste mit insgesamt mehr als 200.000 D-Mark honoriert, die er in den THS „investiert“ habe. Doch seit gestern sitzt auch Brandt in Haft. Der Grund: Ein Vorwurf, wie er in seinen Kreisen gerne zum Anlass genommen wird, um Jagd auf „solche“ Menschen zu machen.
Der Leitende Oberstaatsanwalt in Gera erklärte heute gegenüber der Presse, Tino Brandt werde vorgeworfen ein Kind sexuell missbraucht zu haben; dieser Vorwurf, so sagte der Oberstaatsanwalt, habe sich nach einer Zeugenbefragung ergeben. Die neue Entwicklung im Falle Brandt tauchte offenbar im Zuge anderer, laufender Ermittlungen auf, denn die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Neonazi bereits wegen des Verdachts der Zuhälterei (Brandt soll seit 2011 mehrere männliche Jugendliche und Heranwachsende, die der Prostitution nachgingen, geführt und von ihnen bis zu 60 Prozent ihres Freierlohns gefordert haben) als auch des Verdachts des Betrugs von Versicherungen in Millionenhöhe mit fingierten Arbeitsunfällen.
Nach bislang unbestätigten Meldungen soll ein damals 15-jähriger Junge als Zeuge gegenüber der Staatsanwaltschaft erklärt haben, er sei seinerzeit zuerst von Brandt selbst mißbraucht worden, später dann habe der ihn zusätzlich auch noch zur Prostitution verleitet. Einem Bericht der Online-Ausgabe der Thüringer Allgemeinen seien in dem Zusammenhang auch Wohnungen von mindestens fünf Jugendlichen und Männern durchsucht, die sich in Brandts Auftrag prostituiert haben sollen.
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