„Jubiläum“: Heute vor 220 Jahren schlossen Goethe und Schiller ihren „Freundschaftsbund“

20.07.14 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, STARTKeine Kommentare zu „Jubiläum“: Heute vor 220 Jahren schlossen Goethe und Schiller ihren „Freundschaftsbund“

JEZT - Das Goethe und Schiller Denkmal in Weimar

(JEZT / ZONO RADIO JENA | 2014-07-20) – „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Fast jeder kennt diesen Sinnspruch, aber viele wissen nicht, wie er entstand. Es sind die Anfangszeilen von Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Das Göttliche“ und entstanden sind sie während der Zeit der sog. Romantischen Klassik, die maßgeblich von der Freundschaft zwischen Goethe und Friedrich Schiller bestimmt war. Diese Freundschaft wurde heute genau von 220 Jahren begründet, als sich beide Dichter in Jena nach einem Gespräch über Philosophie und Kunst am 20. Juli 1794 erstmals geistig näher kamen.

JEZT - Das Goethe und Schiller Denkmal in Weimar - DetailDer Freundschaftsbund bildete sich in einer Zeit, in der Goethe aus verschiedenen, auch privaten, Gründen sehr niedergeschlagen war. Es würde ihm viel bedeuten, sagte er damals zu Schiller, mit einem so großen Künstler und Denker zusammenarbeiten zu dürfen: Dies wäre für ihn ein unermesslicher Gewinn. Schiller war geschmeichelt. Goethe schrieb später: „In diesem Drange des Widerstreits übertraf alle meine Wünsche und Hoffnungen das auf einmal sich entwickelnde Verhältnis zu Schiller; von der ersten Annäherung an war es ein unaufhaltsames Fortschreiten philosophischer Ausbildung und ästhetischer Tätigkeit. Zum Behuf seiner ‚Horen‘ musste ihm sehr angelegen sein, was ich im Stillen gearbeitet, angefangen, unternommen, sämtlich zu kennen, neu anzuregen und zu nutzen; für mich war es ein neuer Frühling, in welchem alles froh nebeneinander keimte und aus aufgeschlossenen Samen und Zweigen hervorging.“

Friedrich Schiller wiederum hatte gerade einen neunmonatigen Aufenthalt in seiner schwäbiscchen Heimat bis zum Mai 1794 hinter sich, um seine alten Eltern zu besuchen und zwar nun als Universitätsprofessor, der er seit 1789 in Jena war. In Schwaben traf Schiller auch den jungen Buchhändler Johann Friedrich Cotta, welcher Schillers Verleger für seine Zeitschrift „Thalia“ wurde. Von nun an war Schiller für den Moment von seinen materiellen Nöten befreit, doch hatte die Zeitschrift nicht den erwarteten Erfolg, den Schiller sich erhofft hatte. Da schlug ihm Cotta vor, eine neue Zeitschrift erscheinen zu lassen, in der die besten Schriftsteller aus ganz Deutschlands mitarbeiten sollten. So kam es, dass Schiller am 23. Juni 1794 einen Brief an Goethe schrieb, in dem er diesen einlud, an der Zeitung mitzuarbeiten, die er ‚Horen‘ nannte.

JEZT - Schiller - Die Horen - Erster BandGoethe antwortete ihm umgehend: „Ich werde mit Freuden und von ganzem Herzen von der Gesellschaft sein.“ Aus dem Versprechen wurde Realität, als sich Schiller und Goethe in Jena am 20. Juli 1794 in der „Naturforschenden Gesellschaft“ begegneten, in der sie beide Mitglieder waren. Bei einem Spaziergang vom Gebäude der Gesellschaft zu Schillers damaligem Wohnhaus, dem sog. „Kirstenschen Haus“ am Jenaer Marktplatz, intensivierte sich der Kontakt und im Hause selbst, wurden sich beide schnell einig über die zukünftige Zusammenarbeit.

Gut einen Monat später, am 24. August 1894, dankte Goethe Schiller für dessen Angebot mit folgendem Brief: „Reiner Genuss und wahrer Nutzen kann nur wechselseitig sein, und ich freue mich, Ihnen gelegentlich zu entwickeln, was mir Ihre Unterhaltung gewährt hat, wie ich von jenen Tagen an auch eine Epoche rechne.“ Und keine Woche später, am 31. August bestätigte Schiller brieflich, dass auch ihm „…unsere späte, aber mir manche schöne Hoffnung erweckende Bekanntschaft“ viel bedeute, „…da die letzten Gefährten auf einer langen Reise sich immer am meisten zu sagen haben.“

Heute erinnern in Jena metallene Tafeln in Form vom Ginkoblättern im Straßenpflaster von diesem literaturhistorischen Spaziergang zum „Kirstenschen Haus“ und am Ort, wo einst das Gebäude stand (= heute ist dort ein Neubau zu finden), läuft auf einem elektronischen Textband in einer ewigen Schleife der komplette Briefverkehr zwischen den beiden großen Geistern ab.





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