„Jubiläum“: Vor 65 Jahren erschien erstmals die „Universitäts-Zeitung Jena“
(JEZT / FSU | 2014-07-21) – Die Jenaer Universitäts-Zeitung ist ins Rentenalter gekommen: Vor genau 65 Jahren, am 20. Juli 1949, erschien die erste Ausgabe der „Universitäts-Zeitung Jena“. Dieses „Organ für Kultur, Politik und Universitäts-Nachrichten“ löste das Mitteilungsblatt der SED-Betriebsgruppe-Universität Jena ab, das vom 1. Januar 1949 an herausgegeben worden war. In der ersten Ausgabe heißt es, der Pressedienst der deutschen Universitäten sei ein „Mittel der Selbsthilfe im Kampf gegen die Spaltung Deutschlands“. Die Wissenschaften würden „nicht anders als Wirtschaft und Verkehr tödlich betroffen von der Zerstückelung unserer Heimat“. Noch ist die DDR nicht gegründet, doch schon lässt sich der heraufziehende Kalte Krieg herauslesen. So wird ein Zitat des „Rheinischen Merkur“, in dem von der Bundesrepublik Deutschland die Rede ist, um den Zusatz ergänzt: „gemeint ist der Bonner Staat von Dollars Gnaden.“ Auch die Kultur kommt in der neuen Zeitung nicht zu kurz. So ist das Gedicht „Hier wird gelernt“ von Johannes R. Becher abgedruckt. Darin heißt es u. a. „Als stünd Genosse Lenin mittendrin/im weiten Saal, so schauen manche hin, um wieder ihren Kopf ins Buch zu senken – Arbeiter, Bauern denken.“
Knapp ein Jahrzehnt später stellt die „Universitäts-Zeitung“ ihr Erscheinen ein. Nachdem auf der Dritten Hochschulkonferenz 1958 die sozialistische Umgestaltung der Hochschulen der DDR als Ziel ausgerufen worden war, erscheint ab April 1958 eine neue Zeitung mit dem programmatischen Titel „Sozialistische Universität“. Dieses „Organ der SED-Parteileitung der Friedrich-Schiller-Universität“ wird mit dem politischen Umbruch im Dezember 1989 eingestellt. Der einsetzende Demokratisierungsprozess an der Universität verlangt jedoch nach einer neuen Plattform für die Meinungsvielfalt und die – nunmehr demokratisch geprägten – Auseinandersetzungen der Zeit. So beschließt der Senat in der Sitzung am 19. Dezember 1989 unter dem Titel „Alma mater Jenensis“ (AMJ) eine neue Zeitung herauszugeben. Deren erste Ausgabe erscheint am 24. Januar 1990, versehen mit einem Geleitwort des Rektors Prof. Dr. Hans Schmigalla. Darin heißt es: „Angesichts des Aufbruchs in der DDR zu einer politischen, ökonomischen, geistigen, sozialen und ethisch-moralischen Erneuerung der Gesellschaft, halten wir auch eine tiefgreifende Umgestaltung in Wissenschaft und Bildung für unerlässlich, ja geradezu für eine Vorbedingung.“ Bereits in der zweiten Nummer der AMJ wird verkündet, dass Rektor Schmigalla während der Sitzung des neugewählten Wissenschaftlichen Rates die Vertrauensfrage gestellt hat. Die Entscheidung fiel eindeutig aus: von den 112 anwesenden Mitgliedern des Rates votierten 75 mit Nein, 33 mit Ja und vier Anwesende enthielten sich der Stimme. Überhaupt spiegelt die „Alma mater Jenensis“ von ihrer ersten Ausgabe an das spannende Geschehen der Erneuerung der Universität wider. Doch nach acht Jahren ist Schluss: Im April 1998 erscheint die Nullnummer des „Uni-Journals Jena“, das nur noch im Untertitel „ALMA MATER JENENSIS“ führt.
Nun also ist das Rentenalter erreicht. Doch das Uni-Journal bleibt als Magazin der Universität quicklebendig. Im Internet ist das Journal bereits seit der ersten Ausgabe präsent, inzwischen gibt es zudem HIER das E-Paper. „Wir werden die Publikation auch in Zukunft weiterentwickeln und die Trends der Zeit sowie die Interessen unserer Leser berücksichtigen“, sagt Axel Burchardt, der Pressesprecher der Friedrich-Schiller-Universität. Die Rente wird wohl noch etwas warten müssen.
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