„FC Carl Zeiss Jena“: Turbulente 90 Minuten in Berlin enden mit Punkteteilung, drei Feldverweisen und einem Elfmeter
(JEZT / FCC | 2014-08-10) – Die 850 Zuschauer in Berlin, darunter etwa 300 Schlachtenbummler des FCC, sahen im Amateurstadion eine umkämpfte Partie mit teilweise hitzigen Zweikämpfen, in die die U23 von Hertha BSC Berlin deutlich besser fand als die Mannschaft von Trainer Lothar Kurbjuweit.
Nach einem vorsichtigen Abtasten nutzte Hertha die erste nennenswerte Chance des Spiels zur 1:0 Führung. Samson wurde mit einem Pass in die Tiefe mustergültig bedient, lief allein auf Torhüter Berbig zu und ließ dem Jenaer Kapitän mit einem platzierten Schuss ins lange Eck keine Chance (8.). Der FCC, kalt erwischt, meldete sich mit vier Eckstößen in kurzer Abfolge zurück, kam jedoch über eine Möglichkeit von Jovanovic, der mit Lux die Doppelspitze bildete, nicht hinaus (14.). Stattdessen blieb Hertha die gefährlichere Mannschaft. Ein gut getretener Freistoß des auffälligen Rockenbach sollte das 2:0 für die Hausherren einleiten. Der scharf von der linken Strafraumgrenze in den Jenaer Fünfmeter-Raum getretene Ball wurde zur leichten Beute für Andrich, der ohne Mühe aus Nahdistanz verwandelte (23.). Es folgten weitere Möglichkeiten für die Gastgeber, die gut und gern durch Rockenbach auf 3:0 oder gar 4:0 hätten erhöhen können.
Der FCC war zu dieser Zeit weder als Meisterschaftsaspirant noch als kämpferische Mannschaft zu erkennen, kam zu keinen nennenswerten Aktionen in der Offensive und war anfällig bei den schnell von technisch versierten Berlinern vorgetragenen Angriffen, die vor allem – angetrieben vom starken Tony Fuchs – Jenas rechte Abwehrseite beschäftigten. Quasi aus dem Nichts dann der Anschlusstreffer für Zeiss. Velimir Jovanovic ging scheinbar chancenlos auf den ballführenden Schlussmann Sprint, der – so unter Druck gesetzt -, den Ball in die Füße von Jovanovic spielte. Dieser behielt die Ruhe und schlenzte den Ball aus spitzem Winkel ins leere Tor zum 1:2 Anschlusstreffer (33.). Trainer Kurbjuweit entschied sich für einen frühen Wechsel und brachte bereits in der 36. Spielminute den zunächst auf der Bank sitzenden Pierre Becken für Marius Grösch, was der Jenaer Defensive sichtbar gut tat. Kurz darauf der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Stefan Herde, nachdem Rupf bei einem Zweikampf im Hertha-Strafraum zu Fall gebracht wurde. Den fälligen Strafstoß verwandelte Hettich sicher zum 2:2 (43.), mit dem es auch in die Halbzeitpause ging.
Aus dieser kam die Jenaer Mannschaft erst sehr spät zurück auf den Platz, da Trainer Lothar Kurbjuweit seiner Elf offenbar jede Menge mit auf den Weg zu geben hatte. Und tatsächlich zeigte der FC Carl Zeiss in der zweiten Halbzeit ein nun anderes Gesicht. Zeiss wollte die Führung und bekam es mit einer nun tief stehenden Hertha-Elf zu tun. Das Spiel wurde zunehmend hitziger. Bei einer Freistoßentscheidung zu Gunsten des FCC platzte Herthas Trainer Ante Covic der Kragen, wofür er nach minutenlangen Diskussionen vom nicht immer souverän wirkenden Schiedsrichter auf die Tribüne verbannt wurde. Das Spiel, ohne hochklassig zu sein, nahm an Fahrt auf und entwickelte sich zu einem Fußballkrimi mit allen Zutaten.
Zunächst standen Krstic und Regäsel im Fokus. Nach einem Foul von Krstic, ging Herthas Regäsel auf diesen los und verpasste ihm eine Kopfnuss. Krstic sah Gelb – Regäsel für seine Eselei Rot (63.). Die Überzahl währte jedoch nicht lang. Jenas Hettich, der bereits mit Gelb in der ersten Halbzeit vorbelastet war, kam zu spät in einem Zweikampf und erwischte Gegner statt Ball. Schiedsrichter Herde zeigte sich kompromisslos und die Ampelkarte (70.). Gespielt wurde in den ersten 20 Minuten kaum – viele Rangeleien, Unterbrechungen und Diskussionen führten zu einer zerfahrenen Partie. Jena versuchte wieder Ruhe in das Spiel zu bringen und kam zu hochkarätigen Chancen. Tino Schmidt hätte seine couragierte Leistung krönen können. Doch sein überlegter Ball ins lange Eck vorbei am bereits geschlagenen Schlussmann klatschte vom Innenpfosten wieder zurück ins Feld (75.). Kurz darauf war es Lux, der die überfällige Jenaer Führung hätte besorgen können. Er und Jovanovic liefen allein auf Herthas Schlussmann zu, Lux entschied sich, selbst abzuschließen, schoss aber zu unplatziert direkt auf Sprint, der parieren konnte (76.).
In der 82. Spielminute jubelte Jenas Block! Doch der Kopfball Jovanovics, der sich unhaltbar ins lange Eck senkte, zählte nicht, da der Schiedsrichter auf Abseits entschied. Nach einem groben Foul des erst kurz zuvor eingewechselten Kohls an Fabian Raithel, der für Brinkmann ins Spiel kam, entschied Herde nach minutenlangen Diskussionen und Rudelbildungen auf dem Platz auf Rot für den Herthaner (84.). Jena wollte nun in Überzal die Entscheidung, musste aber auch auf die Konter über den wieselflinken Fuchs achten. Die beste Möglichkeit zum Siegtreffer hatte Jovanovic in der Nachspielzeit auf dem Fuß, als er aus spitzem Winkel den Ball vorbei an Sprint auf das Tor brachte. Doch ein Herthaner rettete aus dem Rückraum kommend für seinen bereits geschlagenen Torwart auf der Linie (90.+1). Nach nicht einmal drei Minuten Nachspielzeit, trotz einer Vielzahl mehrminütiger Unterbrechungen, pfiff Schiedsrichter Herde die Partie ab.
Der FCC, der auf Grund der zweiten Halbzeit und hochkarätiger Chancen den Sieg verdient gehabt hätte, muss sich jetzt aber auf jeden Fall den Vorwurf gefallen lassen, die ersten 25 Minuten des Spiels komplett verschlafen zu haben. Viel Arbiet also für Lothar Kurbjuweit, der mit dem Auftreten seiner Mannschaft in den ersten beiden Saisonspielen so überhaupt nicht zufrieden sein kann.
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