Politikwissenschaftler der FSU Jena erhält Lehrpreis für seinen „Wegweiser für die Trampelpfade des Denkens“
(JEZT / FSU | 2014-08-25) – Prof. Dr. Manuel Fröhlich (Foto) erhält den Lehrpreis 2014 der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zur Begründung gab der Studienausschuss der Universität bekannt, der Politikwissenschaftler werde für das Veranstaltungsformat „Simulation als Lernsituation“ geehrt. Der Lehrpreis ist mit 3.000 Euro dotiert, die von der Sparkassenstiftung Jena-Saale-Holzland und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Jena zur Verfügung gestellt werden; er wird im Rahmen der Feierlichen Immatrikulation am 23. Oktober 2014 überreicht.
„Ein Lehrpreis ist für einen Dozenten eine ganz besondere Auszeichnung“, sagte Manuel Fröhlich. Zeige die Ehrung doch, dass seine Arbeit, eine gute Lehre zu bieten, Anerkennung finde und Früchte trägt. Gerade weil in Jena viele innovative Lehrmethoden genutzt würden, sei es schön, dass die Wahl in diesem Jahr auf ihn und sein Team gefallen sei. Die „Simulation als Lernsituation“ umschreibt Fröhlichs Konzept, Inhalte aus Lehre und Forschung den Studierenden im besten Sinne des Wortes spielerisch zu vermitteln. Mittel zum Zweck ist vor allen Dingen „UNIGA“: Das steht für UNIversität und General Assembly, Generalversammlung. Gemeint ist ein Rollenspiel, bei dem die Teilnehmer als Ergänzung von Fröhlichs Vorlesung zu internationalen Organisationen an einem Wochenende die Vollversammlung der Vereinten Nationen simulieren. Das Plenum der Veranstaltung in Jena umfasst dabei einen Querschnitt der fast 200 Nationen, die in New York um Lösungen für Weltprobleme ringen.
In Jena repräsentieren 120 Studierende die Delegationen von 32 ausgewählten Staaten. Dabei müssen sich die Delegierten in die Politik und Interessen „ihres“ Landes einarbeiten und absolvieren in parallel zur Vorlesung angebotenen Tutorien einen Schnellkurs in Diplomatie, Rhetorik und Verhandlungsführung. Fröhlich sieht in der Simulation ein besonderes Potenzial der Lehre: Strukturen und Probleme der Weltorganisation werden nicht nur abstrakt erlernt, sondern ganz praktisch erfahren. Wenn Versammlungsleiter Patrick Rosenow, ein Mitarbeiter des Professors für Internationale Organisationen und Globalisierung, die Hauptversammlung eröffnet, herrsche eine geradezu feierliche Stimmung:
Die Studierenden würden auch durch ihre manchmal regionaltypische Kleidung und ihre diplomatisch korrekten Umgangsformen eine Atmosphäre jenseits des typischen Seminars oder der Vorlesung schaffen. Auch die Rede vor einem gefüllten Hörsaal sei für viele Teilnehmer eine neue und hilfreiche Erfahrung. Zudem diene die Simulation dem besseren Kennenlernen der Studierenden, die nicht nur nebeneinander in den Veranstaltungen sitzen, sondern sich in der Mensa gelegentlich als Kanadier oder Südafrikaner begrüßen würden. Für die Zeit der Simulation bestimmen dann aber auch aktuelle Streitthemen der internationalen Politik den Umgang miteinander: Die Krisen in der Ukraine, im Irak oder in Syrien legen ihren Schatten auf das Generalversammlungsthema einer Reform des Sicherheitsrates. „Da wird es gelegentlich auch emotional“, sagt Fröhlich. Wichtig sei die Reflexion der Erfahrungen im Nachgang zur Simulation.
Wie lässt sich gute Lehre lernen? Ein Geheimrezept hat Prof. Fröhlich nicht. Doch er sagt, es sei wichtig, Fach- und Orientierungswissen für eine komplizierte Welt zu vermitteln und den Studierenden gleichzeitig die „Trampelpfade des Denkens“ der jeweiligen Disziplin aufzuzeigen. Dazu müsse aber auch die Aneignung durch die Studierenden selbst kommen. Alle Vorbereitung und Planung könne nicht den Beitrag ersetzen, der von den Studierenden selbst kommen müsse. „Gerade die Lehrform der Simulation zeigt, dass es in der Lehre um einen Prozess des wechselseitigen Gebens und Nehmens zwischen den Studierenden und dem Dozenten geht“, ist Fröhlich überzeugt. Das Prinzip nutze er auch in anderen Veranstaltungen – etwa am Ende eines Seminars über Strategien der Friedensarbeit durch das Szenario eines fiktiven Staates „Schillerland“, in dem ein Ausgleich zwischen den Bevölkerungsgruppen der „Goetheaner“, „Schilleraner“ und „Wallensteiner“ gefunden werden muss.
Die Konfrontation mit konkreten Gestaltungs- und Entscheidungssituationen intensiviere das Aneignen des Fachwissens über Friedenskonsolidierungen in Bürgerkriegssituationen und sei übertragbar auf aktuelle Krisenherde. Im kommenden Semester bereitet das Team von Fröhlich eine Reise ins südkoreanische Seoul vor. Dort wird es 2015 eine international besetzte UN-Vollversammlung geben. Als Rollenspiel, mit Jenaer Beteiligung.
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