Baldiges Aus für Jena-typische Physiklaboranten-Lehre in Göschwitz?

03.09.14 • AUS DER REGION, JEZT AKTUELL, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu Baldiges Aus für Jena-typische Physiklaboranten-Lehre in Göschwitz?

JEZT - Wahlwerbeslogan Dr Thomas Nitzsche - FDP - Schueler versetzen nicht Schulen

In Jena bekommt man es zu spüren, wie dem eigentlich vorbildlichen deutschen System der dualen Berufsausbildung gerade das Wasser abgegraben wird. Dies meine ich mit Blickrichtung Thüringer Kultus-Ministerium und mache es fest an der Ausbildung von Physiklaboranten.

Das sagte ich auch vor Kurzem im Pressegespräch mit Thomas Stridde von der Thüringer Landeszeitung. Und der schrieb hierzu wie folgt:

Neuerlich zeichnet sich ab, dass im kommenden Ausbildungsjahr nach dem Berechnungsschlüssel des Ministeriums nicht genügend Schüler in Ostthüringen zusammenkommen, um für den theoretischen Unterricht eine Physilaboranten-Klasse im Berufsschulzentrum Göschwitz starten zu lassen. Das Ministerium fordert, dass es im Dienste einer wirtschaftlich sinnreichen Auslastung 15 junge Leute sein müssten, und beruft sich darauf, in jüngerer Vergangenheit die Tür mit dem Kompromiss „10“ offengehalten zu haben. Aktuell stehen nach Nitzsches Angaben nur sieben junge Leute auf dem Sprung, so dass wieder die Gefahr droht, hiesige Interessenten zur Theorie-Ausbildung ins bayrische Selb dirigieren zu müssen.

Nitzsche sieht in all dem ein Sterben auf Raten für den Ausbildungsgang. Der wahre Bedarf an einer solchen Ausbildung werde ja schon einmal vom Ministerium „künstlich abgewürgt“, indem die endgültige Entscheidung – gibts eine Klasse oder nicht? – derart kurz vorm Lehrjahresbeginn noch gar nicht gefallen ist und  findet es „unerträglich, nicht zu wissen, wie es wird“. Das sei nun wirklich nicht einladend und „gemeuchelt von hinten durch die kalte Küche“. Schließlich gebe es grundlegendes Interesse, schaue man sich etwa an, dass sich bei der Firma Vacom auf zwei Stellen 34 junge Leute bewarben. Also sei die Zahl 7 „sehr voraussetzungsreich“, sagte Nitzsche.

Überhaupt kein Verständnis hat Nitzsche für das ministerielle Argument, durch die Verlagerung nach Selb werde Geld gespart: Nicht nur dass es für betroffene junge Leute teuer sei, Fahrt- und Übernachtungskosten zu tragen. Auch müsse Thüringen an Bayern Ausgleichsbeiträge für die Fremdbeschulung zahlen. Und vor allem: Ja, es möge ja richtig sein, dass die Klasse eine gewisse Größe hat. Genauso richtig sei, dass die Ausbilder für die Physiklaboranten in Göschwitz weiter präsent seien. „Man muss einen solchen Lehrer weiter bezahlen und im Zweifel etwas weniger sinnvolles machen lasse.“ Zudem gebe es da die sehr gute materielle Ausstattung für die Physiklaboranten-Ausbildung. „Das Zeug steht in Göschwitz rum, und keiner nutzt es.“

Der FDP-Mann, der selbst im Lantagswahlkampf steht, findet, dass mit der derzeitigen Marschroute „der Standortfaktor zu Tode ignoriert“ werde. Dringend müsse geschaut werden, ob sich zum Beispiel ähnliche Berufsbilder zusammenführen lassen. „Wenn in der nächsten Sonntagsrede über Fachkräftemangel geklagt wird, da schwillt mir die Halsader.“

Die Veröffentlichung des Textes erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Zeitungsgruppe Thüringen / Thüringer Landeszeitung / Lokalredaktion Jena.





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