Das TLZ-Sommergespräch mit mir, dem liberalen Landtagskandidaten Thomas Nitzsche
Bei der Landtagswahl am nächsten Sonntag trete ich für Jena im Wahlkreis 38 als Direktkandidat an. Mein Name ist Thomas Nitzsche, ich arbeite als Fachreferent in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, wurde im Frühjahr in den Jenaer Stadtrat wiedergewählt. Seit 2010 bin ich verheiratet, habe zwei Kinder (6 und 9 Jahre alt) und mein Hobby ist das Hören klassischer Musik.
Das sagte ich auch vor Kurzem im Sommergespräch mit Thomas Stridde von der Thüringer Landeszeitung. Und der gab dieses Gespräch u.a. wie folgt wieder:
Die Frage ist dem Jenaer FDP-Landtagskandidaten Thomas Nitzsche nicht so fremd: Ob er womöglich in der falschen Partei sei? Der 39-jährige promovierte Politikwissenschaftler steht gerade – Stadtrat, OB-Posten, Bundestag, Landtag – persönlich das fünfte Mal bei einer demokratischen Wahl auf der Liberalen-Liste. Und vielleicht seine erste Wahl in den Stadtrat von 2009 ausgeklammert, hatte Nitzsche stets ein gut Maß Stellvertreter-Prügel beziehen müssen wegen der Image-Probleme seiner Bundes-Partei. Obendrein wird nach dem Liberalen-Aus bei der sächsischen Landtagswahl der Kassandra-Chor immer noch lauter: Die FDP schmiert bald voll und ganz ab. (…)
Und doch: „Es ist genau die richtige Partei für mich. In guten und in schlechten Zeiten. Es hat einfach gepasst“, sagt Nitzsche, der im Frühjahr trotz miserablen Parteien-Ergebnisses, aber mit guter persönlicher Stimmen-Quote zum zweiten Male in den Stadtrat eingezogen ist. FDP? „Das hätte ich vor 15 Jahren so für mich gar nicht sagen können. Aber es lief Schritt für Schritt auf diesen Punkt zu, als das Hoch der Partei rund um das Jahr 2009 noch gar nicht absehbar war“: erst die Magisterarbeit über einen spanischen Liberalen; dann ein Stipendium der FDP-nahen Naumannstiftung; dann Mitstreiter bei den jungen Liberalen. Wie die Bundesspitze der Partei jetzt strategisch agiere, das finde er gut. Also „nicht wieder in Panik verfallen und mit dieser unsäglichen Jammerei in Richtung Zweitstimmen kommen“, sagt Nitzsche, der sich im Stadtrat insbesondere als Jugendhilfeausschuss-Vorsitzender und als Vorsitzender des Sonderausschusses zum Schulnetzplan viel Anerkennung in Jena erarbeitet hat.
Thomas Nitzsche sieht die Karten in Thüringen auch etwas anders als in Sachsen gemischt. Mit ihrem im Vergleich voraussichtlich weit niedrigeren Stimmenanteil könne es sich die Thüringer CDU dennoch „gar nicht vorstellen, nicht in der Regierung zu sein“. Zumindest mit SPD oder Grün in der Koalition „kriegst du in Thüringen aber keine bürgerliche CDU“. Die letzten fünf Jahre und der Koalitionsvertrag mit der SPD würden das klar ausweisen. Und das „Getöse“ der CDU, sie wolle das bisher SPD-geführte Bildungsministerium haben, das sei ja nun wirklich „Quatsch“, sagte Nitzsche. (…)
Während sein Landespartei-Chef Uwe Barth in den Dimensionen des Landes-Proporzes zu denken habe, wäre es für Nitzsche „schon das Ziel, die spezifische Jenaer Sicht“ einzubringen. Insbesondere „mit dem Blick ins Herz“ der Bildungspolitik des Freistaats hätte Thomas Nitzsche nach einem Einzug in den Landtag einiges zu korrigieren. Seine Hauptkritik: SPD-Kultusminister Christoph Matschie wolle den gesamten Freistaat zum Modell der Gemeinschaftsschule hinpressen. Dabei schaue der in Jena beheimatete Minister anscheinend immer auf die drei Vorreiter-Gemeinschaftsschulen in Jena (Lobdeburg, Jenaplan, Montessori) „und denkt, dass alle wie diese Paradebeispiele funktionieren können“. Werde aber dieses Modell „herbeigezwungen, kann es schiefgehen“. In Jena selbst habe er mitunter erlebt, dass verantwortliche Pädagogen aus Sorge um die Entwicklung ihrer Schule „als gefühlte Notwehr-Reaktion“ in Richtung Gemeinschaftsschule marschiert sind.
Auch pflegt Nitzsche die eher zurückhaltende Sicht auf jene Forderung, dass doch untere und mittlere Klassen bindend eine Leistungsbewertung ohne Noten bekommen mögen. – Zumal er Matschies Pro-Argument als inakzeptabel empfindet, ohne Noten würden Unterschiede weniger krass gezeichnet. „Wenn Unterschiede da sind, müssen sie erkennbar werden“, sagte Nitzsche, der die notenfreie Bewertung gar nicht geringschätzt, wenn sie denn beherrscht werde. „Mit Noten zusammen, also beides – kein Thema: das fände ich gut.“ Bester Beweis ist ihm ein Erlebnis mit seinem Sohn Hannes (9) im Freibad, der eine „Arschbombe“ ins Wasser brachte und vom Vater dringend wissen wollte, welche Note er ihm gebe. „Er wollte einen abrechenbaren Erfolg. Was hätte ich ihm da von Einfallwinkel und Fallhöhe zur Begründung sagen sollen?“
Unstrittig richtig wiederum ist für Nitzsche Matschies Forderung nach einem „Einstellungskorridor“ für neue Lehrer in Thüringen. „Die Forderung jetzt aufzumachen, ist aber wohlfeil.“ Mitunter habe man zuletzt den Eindruck gehabt, es würde wie auf dem Basar gehandelt: 400 Lehrer pro Jahr zusätzlich! Wer bietet mehr? Jetzt 500! Dabei sei es schon 2010 Konsens gewesen, dass jährlich 500 neue Lehrer vonnöten seien. „Damit muss man sofort anfangen, es lange genug durchhalten über einige Jahre und die Kollegien heterogen genug halten.“
Auf einem anderen Blatt stehe, wie denn zu den einzelnen Schulen am besten die passenden Lehrer gelangen. In dem Zusammenhang sei in jüngerer Vergangenheit die Vergrößerung der Staatlichen Schulamtsbereiche „fehlerhaft“ gewesen. „Da merken wir mal wieder, dass das Schematisch-Holzschnitthafte wenig förderlich ist.“ Toller Seitenhieb, der sich daraus für Thomas Nitzsche wegen des SPD-Traumes von vergrößerten Landkreisen ergibt: Hier werde ein schönes Beispiel dafür sichtbar, „das größere Einheiten nicht immer besser sind“.
Erstaunlich unterbelichtet bleibt in der politischen Diskussion nach Nitzsches Überzeugung die Berufsausbildung. Gewiss, hier gebe es viele und nicht zuletzt demographische Gründe dafür, dass der Lehrlingsnachwuchs fehlt und mehr und mehr keine Ausbildungsklassen für die Theorie-Ausbildung zusammenkommen. – Nicht nur, dass es endlich eines mehrjährig gültigen Berufsschulnetzplanes in Thüringen bedürfe. – Dringend müsse der Freistaat helfen, wo Lehrlinge mangels Ausbildungsklasse in Thüringen zum Theorie-Unterricht in die Fremde pendeln. Beispiel Physiklaboranten, die nach Selb in Bayern fahren müssen und pro Nacht 20 Euro zahlen. Der Freistaat Bayern gebe seinen Landeskindern einen Zuschuss, so dass sie in Selb 5 Euro pro Nacht zahlen. „Da könnte man mit wenig Fördergeld einen ziemlich guten Hebel ansetzen.“
Die Veröffentlichung der Auszüge aus dem TLZ-Sommerinterview erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Zeitungsgruppe Thüringen / Thüringer Landeszeitung / Lokalredaktion Jena.
2 Kommentare
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das ist doch wahlkampfwerbung. und so etwas hier bei jezt.
ich dachte immer, wenisgtens diese redaktion wäre unabhängig.
Natürlich ist das KEINE Wahlkampfwerbung sonden ein Beitrag über und von Herrn Thomas Nitzsche; er ist zudem kein Artikel der JEZT Redaktion*.
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