Man ist auch für das verantwortlich, was man nicht macht… – oder: „Mein September 2014“ (von Rainer Sauer)

01.10.14 • JEZT AKTUELL, START2 Kommentare zu Man ist auch für das verantwortlich, was man nicht macht… – oder: „Mein September 2014“ (von Rainer Sauer)

JEZT - Schreibtisch von Rainer Sauer im September 2014 - Foto © Rainer Sauer Jena

JEZT - Mein Monat LogoEin Monat ist um, was für manche nichts besonderes ist (weil sie denken, dass ein Monat wie der andere vergeht), birgt für andere Menschen wieder die schönsten Erinnerungen (vielleicht weil sie, wie Maria und Robert es getan haben, auf den Dornburger Schlössern den Bund fürs Leben geschlossen haben). Ich möchte von nun an bei JEZT jeden Monat verschiedene Dinge Revue passieren lassen, sie kommentieren oder einfach nur erwähnen.

Wichtig war der September 2014 für Thüringen, weil sich ein neuer Landtag konstituiert hat. Die FDP wurde bestraft für die Sünden der Vergangenheit, die AfD dafür belohnt, das ihre noch nicht bekannt sind, die SPD wurde gedemütigt und ist – wie schon oft in ihrer Historie – trotzdem oben auf, sieht sich als „Königs“- oder „Königinnen“-Macher. Dass Minister Matschie (nicht nur in seinem Wahlkreis in Jena) mit seiner Politik sozusagen „Insolvenz anmelden“ musste, spielt da kaum eine Rolle. „Wo wir sind, wird regiert“ heißt die Devise.

Bleiben noch die Wahlsieger CDU und LINKE, die beide ein Grundproblem haben: eine schwache SPD als möglichen Regierungspartner. Und es bleiben die Bündnisgrünen, die in Jena wie auch im Freistaat zum wiederholten Male gezeigt haben, dass sie eine wichtige und gewichtige Wählerunterstützung haben und aus der Politik derzeit nicht wegzudenken sind. In diesem Sinne scheint die Entwicklung im Freistaat dann doch in Richtung „R2G“ hinauszulaufen.

Was die Internetplattformen in und um Jena angeht, hat sich JEZT (im Laufe des September 2014 als Online-Vollversion gestartet) erstaunlich gut etabliert. Während andere mit Zustimmungs- und Leserschwund zu kämpfen haben und sich inzwischen sogar Ideen bei uns ausleihen um wieder „in“ zu sein, geht es JEZT besser denn je. Dies, obwohl der Trägerverein i.G. „JEZT – Jenas Zukunft mitgestalten“ noch gar nicht im Vereinsregister eingetragen ist und die vielen Sponsoren noch gar kein Geld an uns gezahlt haben, weil wir das noch gar nicht quittieren können. Geholfen hat uns da ein großzügiger Gründer-Kredit von 5.000 Euro, der außerdem dazu führt, dass wir die Dinge mindestens bis zum Jahresende gelassen angehen können. Danach greift dann schon unser erster Jahreshaushalt für JEZT. Danke deshalb hier nochmals an unsere Unterstützer.

Gut, vielleicht könnten unsere Leser die Artikel etwas öfters kommentieren – aber  vielleicht zeichnet genau dies ja auch JEZT aus. Ich persönlich war ja im letzten Monat viel öfter bei JENAPOLIS als Kommentator aktiv, als auf JEZT. Das lag aber an meiner beruflichen Tätigkeit, die schon seit  Monaten von einem bestimmten JENAPOLIS Redakteur auch immer wieder mit meinen privaten Aktivitäten vermischt wird. „Dr. Allwissend“ – wie wir ihn inzwischen bei JEZT scherzhaft nennen – sieht darin, Persönlichkeiterechte zu verletzen, nichts Schlimmes. Ebenso knipst er bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten, bei denen wir uns treffen, ungefragt munter drauf los und stellt seine Fotos bei JENAPOLIS umgehend ins Internet, versehen mit genauen Angaben, wer auf den Fotos zu sehen ist. – Was würde er wohl über seinen Nachbarn sagen, wenn der dies mit ihm ebenso machen würden?

Deshalb führte ich jüngst ein Gespräch mit dem Datenschutzbeauftragten und der zeigte mir die einschlägigen Urteile zu den Persönlichkeitsrechten nach Art. 1 Abs. 1 und Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz sowie dem Kunsturhebenrechtsgesetz, jedenfalls, was den Erlaubnisvorbehalt bei der Abbildung von Personen in der Öffentlichkeit angeht oder die Preisgabe von Informationen des Privatlebens durch Dritte betrifft. Fazit: Was „Dr. Allwissend“ macht ist illegal. Einzig bei bestimmten Personen des öffentlichen Lebens gilt eine gewisse Handlungsfreiheit, die trotzdem immer wieder (z.B. bei Paparazzi-Fotos) zu restriktiven Gerichtsentscheidungen führt. Ich, der Mensch Rainer Sauer, bin – so der Datenschutzbeauftragte – keine solche Person des öffentlichen Lebens, bin (was mich persönlich nicht überrascht) zu unbedeutend, um der Öffentlichkeit ohne meine Zustimmung auch nur ein Detail meines Privatlebens zukommen zu lassen. Wer es trotzdem macht, begibt sich in die Obhut des Strafgesetzbuches. Das sage nicht ich, sondern der Datenschützer.

Man ist aber immer auch für das verantwortlich, was man nicht macht, ist verantwortlich für das Wegsehen, wenn es vielleicht um ein Kind in der Nachbarschaft geht, das schlecht behandelt wird, oder aber dafür, auch einmal Leistungen zu loben, die nicht selbstverständlich sind. Letzteres kann so viel umfassen: ehrenamtliches Engagement, Spendenaktionen, Zukunftsprojekte oder aber z.B. die Pflege von Sport- und Spielplätzen, die von Vandalen mit Glasscherben versetzt oder ätzendem Pulver verseucht werden.

Solch kranke Täter anzuprangern sollte Pflicht sein und ebenso, entschlossenes Handeln zu loben, wenn – wie etwa im Beispiel – Sport- und Spielplätze für viel Geld schnell wieder benutzbar gemacht werden. Immer nur zu kritisieren führt eben schnell dazu, dass auch die Gruppe der vermeintlichen Unterstützer die Dinge am Ende fast nur noch kritisch sieht und Lösungsansätze völlig verloren gehen. Wo dagegen (und dies weiß nun jede Erzieherin aus der täglichen Arbeit) viel gelobt wird, sind kleine Menschen ebenso wie große viel positiver, freudiger und zukunftsorientierter.

In diesem Sinne: Auf einen neuen Monat!

Ihr Rainer Sauer





2 Kommentare

  1. Duc sagt:

    Lieber Herr Sauer,

    ein großes MERCI für Ihr Engagement und das es JEZT gibt.

  2. Detlef sagt:

    Mein September in Jena: Verkehrschaos pur. Kahlaische Straße: Stau, Otto Schott Straße: Stau und der Fußweg H.Löns Str. Richtung Mühlenstraße wurde ersatzlos jetzt ganz weggebuddelt. Es gibt an der Kreuzung keinen provisorischen Fußweg. Hüpfen über Baustelle ist angesagt. Wann stellt Jena endlich mal einen kompetenten Verkehrsplaner ein? Gibt es überhaupt ein Verkehrskonzept für Jena? Und die nächste Frage Stadion. Wann kommt endlich das Flutlicht, von Neubau oder Sanierung ganz zu schweigen !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

« »


JENAhoch2 | Omnichannel-Media für Stadt und Region