Gedenkstele am ehemaligen KZ-Außenlager Jena in der Löbstedter Straße erinnert an die Leiden der Zwangsarbeiter
(JEZT / BARBARA GLASSER) – Eine Gedenkstele mit Informationstafel wurde am vergangenen Donnerstag, dem 2. Oktober 2014, am Grundstück der Stadt Jena in der Löbstedter Straße 56 eingeweiht. Sie soll erinnern an die Verfolgung und Vertreibung jüdischer Familien aus Jena, an ihre Deportation und Ermordung in den Vernichtungslagern, und sie soll erinnern an das Außenlager des KZ Buchenwald, an die zumeist ausländischen Häftlinge, die dort Zwangsarbeit leisten mussten.
Der Stadtrat hatte im Oktober 2012 den Beschluss über ein lokales Konzept zur Auseinandersetzung mit der NS-Gewaltherrschaft gefasst. Ein Teilprojekt dieses Konzeptes ist die neue Gedenktafel im Bereich des ehemaligen Außenlagers des KZ Buchenwald. Auf der Stele steht in deutscher und russischer Sprache: „Zur Erinnerung an internierte Jenaer Juden und das KZ-Außenlager ‚RAW Jena‘
Unweit dieser Stelle standen zu Beginn der 1940er Jahre neun zu Behelfsunterkünften umgebaute Eisenbahnwagen. Hier mussten jüdische Einwohner Jenas auf Anordnung der Stadtverwaltung leben, bis sie 1942/43 deportiert wurden. Niemand von ihnen überlebte die Ghettos und Lager im besetzten Osteuropa.“
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite errichtete das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) ab 1940 ein Barackenlager, zunächst für wolhyniendeutsche Arbeiter. 1942 erfolgte die Belegung des Lagers mit russischen Zwangsarbeitern. Auf Weisung des Reichsverkehrsministeriums ließ es die Deutsche Reichsbahn im Herbst 1944 zu einem der ca. 140 Außenlager des KZ Buchenwald ausbauen. Es wurde mit dem Bau von zwei weiteren Massivbaracken begonnen. SS-Männer und ein Elektrozaun sicherten das KZ-Außenlager, das aber für Passanten einsehbar und vielen Bürgern Jenas bekannt war.
Über 1.000 Häftlinge mussten im nahen RAW in Zwölf-Stunden-Schichten Waggons reparieren – schwere Zwangsarbeit für einen militärisch längst verlorenen Krieg. Fast die Hälfte der Gefangenen stammte aus der Sowjetunion, ein Viertel aus Polen, etwa 130 waren Franzosen. Zwei russische Häftlinge wurden am 6. Januar 1945 nach einem missglückten Fluchtversuch auf dem Appellplatz hingerichtet. Anfang April 1945 erfolgte die Zwangsräumung des Lagers. Zahlreiche Häftlinge fielen auf ihrem Leidensweg über das KZ-Außenlager Colditz bis zum heutigen Litoměřice den Schlägen und Schüssen der SS zum Opfer. Andere starben an Erschöpfung.
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