Jena, wir haben ein Problem… – oder: „Mein Oktober 2014“ (von Rainer Sauer)

01.11.14 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu Jena, wir haben ein Problem… – oder: „Mein Oktober 2014“ (von Rainer Sauer)

JEZT - Schreibtisch von Rainer Sauer im September 2014 - Foto © Rainer Sauer Jena

JEZT - Mein Monat LogoWieder sind etwas mehr als vier Wochen um und in dieser Zeit wurden von der Thüringer SPD die Weichen für einen Regierungswechsel im Freistaat gestellt, weg von einer – zugegebenermaßen manchmal schwierigen – großen Koalition mit der CDU in ein Politikexperiemnt mit der Linkspartei, die vor 10 Jahren noch Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) hieß und vor 25 Jahren die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) war.

So war das, als ich heute genau vor 23 Jahren in Jena meine Arbeit begann, bei der Stadtverwaltung und Dr. Heinz-Dieter Limpert vom Bauverwaltungsamt. Mit ihm, dem ehemaligen Leiter des Büros für Städtebau und Architektur des Rates der Stadt Jena, habe ich mich oft über die DDR und die Arbeitsbedingungen in ihr unterhalten. Limpert hatte es da noch deutlich leichter gehabt, Jenas Zukunft im SED-Staat zu gestalten als viele andere zu dieser Zeit, aber frei war auch er nicht in seinen Entscheidungen. Zu viel kam „von oben“, aus der Hauptstadt, und noch eine Menge dazu aus Gera.

Was das Jenaer Volk „wollte“ an Städtebau und Architektur bestimmten in den letzten Jahren der DDR-Diktatur immer öfter die Einheitspartei, die Bezirkszentrale oder das Zeiss-Kombinat. Das aber macht noch keinen Unrechtsstaat aus. Was Unrecht war in der DDR (und auf immer Unrecht bleiben wird) haben mir in den letzten Jahrzehnten einige meiner Bekannten aus Jena und Leipzig nahe gebracht.

Freunde von mir sind dies, anständige Menschen durch und durch, die trotzdem jahrelang im Zuchthaus saßen, weil sie es gewagt hatten, zu versuchen die Deutsche Demokratische Republik zu verlassen, nach Verfolgung, Berufsverbot oder Zwangsscheidung. Und dies ist nur ein Aspekt der DDR, der Unrecht war.

Sie fragen sich und mich heute, ob es notwendig ist, dass die Thüringer SPD und das Bündnis ’90 mit manchen der einstigen Erzkommunisten und Stasi-Mitglieder, die heute noch in der Partei DIE LINKE aktiv sind und teilweise im Landtag sitzen, derart paktiert, dass genau ein Vierteljahrhundert nach der Wende ein Ministerpräsident den Freistaat regieren wird, der mit seinem Lenin unterm Arm vor dem Landtag herumstolzierte.

Ich sage da ganz klar: Ja! Denn dies gehört zu einer liberalen und freiheitlichen Demokratie und Lebensart. in der wir heutzutage leben, mit dazu. Auch wenn ich manche andere Meinung, Lebenseinstellung oder Verhaltensweise nicht toleriere, so werde ich trotzdem dafür kämpfen, dass sie in der Bundesrepublik gesagt, getan oder einfach nicht verboten wird.

Aber ich muss dabei trotzdem nicht zulassen, dass man z.B. die Privatsphäre von Mitmenschen mit Füßen tritt. Denn auch die Freiheit hat Grenzen und zwar dort, wo sie Grenzen überschreitet. Wer meint, mit allen anderen „Schlitten fahren“ zu können, ohne dabei frieren zu müssen, der muss Schranken respektieren lernen. Respekt untereinander ist die Quintessenz des Freiheitsgedanken in all seinen Facetten.

Und auch wer denkt, es sei besser, anderen Menschen (fahrlässig oder aus Dummheit) Böses zufügen, als der Gesellschaft zu helfen, der missbraucht die Freiheit unserer Tage. Und genauso sehe ich Bürger unserer Gesellschaft, die meinen, es reiche bereits aus, zu sagen „Jena, wir haben ein Problem!“ ohne anzufügen „Jena, wir haben eine Lösung“. Das unterscheidet z.B. einen Tobias Netzbandt meilenweit von einem Arne Petrich, den ich inzwischen durchaus als einen Vordenker in Sachen „Jenas Zukunft“ anerkenne. Nur um das hier einmal klar zu stellen.

In diesem Sinne: Auf einen neuen Monat!

Ihr Rainer Sauer





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