„Die ersten Daten sind ausgewertet“: Komentenlander „Philae“ prallte zwei Mal wegen der extrem dünnen Staubschicht ab!

18.11.14 • JEZT AKTUELL, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Die ersten Daten sind ausgewertet“: Komentenlander „Philae“ prallte zwei Mal wegen der extrem dünnen Staubschicht ab!

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(JEZT / ESA / HR) – Die ersten Forschungsergebnisse der europäischen Kometen-Landesonde „Philae“ haben den Wissenschaftlern zu neuen Erkenntnissen über die Oberfläche des Kometen „67P/Tschurjumov-Gerasimenko“ verholfen. Und sie enträtselten auch, weshalb das kühlschrankgroße Minilabor zweimal von der Kometenoberfläche abprallte und schließlich in Schrägstellung offenbar an einem Kraterrand aufsetzte.

Vor der historischen Landung von Philae auf dem „Tschuri“ genannten Kometen am vergangenen Mittwoch hatten die Wissenschaftler über die Oberflächenbeschaffenheit des Schweifsterns nur spekulieren können. „Jetzt wissen wir: Auf der harten Oberfläche, auf die ‚Philae‘ gehüpft ist, gab es nur zehn oder zwölf Zentimeter Staub“, sagte der Leiter für Missionsbetrieb bei der Europäischen Weltraumagentur ESA, Paolo Ferri, dem Radiosender HR-Info. Ferri zufolge nahm ‚Philae‘ zudem nach seiner endgültigen Landung enorm detailreiche Fotos von der Kometenoberfläche auf. „Die Bilder, die wir gesehen haben, sind noch nicht veröffentlicht, aber sie waren fantastisch“, sagte er dem HR. „Ich habe Bilder gesehen, die aussehen wie Korallenriffe auf dem Meeresboden, unglaubliche Strukturen.“

Die Landeeinheit „Philae“ der ESA-Mission „Rosetta“ war am Mittwochnachmittag als erstes von Menschen geschaffene Sonde weich auf der Oberfläche eines Kometen gelandet. Beim ersten Aufsetzen auf „Tschuri“ funktionierten allerdings die Harpunen von „Philae“ nicht, so dass sich der Forschungsroboter nicht wie geplant festzurren konnte. Die ESA veröffentlichte inzwischen im Internet eine Bildsequenz, die den ersten „Hüpfer“ von Philae nach dessen Berührung der Kometenoberfläche zeigt. Die Bilder wurden von Philaes Muttersonde Rosetta aufgenommen, die sich seit August auf einer Umlaufbahn um Tschuri befindet und den Kometen aus dem Orbit weiter erforschen wird. (siehe Animationssequenz oben) Außerdem sieht man auf dem Vergleich von Fotos, die „Philae“ etwa fünd Minuten vor dem langsamen Aufsetzen von der Kometenoberfläche machte und einer „Rosetta“-Aufnahme rund fünf Minutennach dem Aufsetzen die Staubwolke, die „Philae“ nach dem ersten sog. Touchdown verursahte. (Siehe Doppelfoto / Bildbearbeitung von InterJena)

JEZT - Philae - pre first touchdown - post first touchdown - 67P - Images © ESA Team Rosetta mit Bildbearbeitung von InterJena

Bevor die Energievorrat von „Philae“ am Wochenende zur Neige gingen, empfingen die Forscher noch große Datenmengen von dem mit zehn Instrumenten bestückten Lander. Zur Freude der Verantwortlichen übermittelte der Kometenlander in der Nacht zum Samstag erfolgreich sämtliche gewonnenen Messdaten. „Alle zehn Experimente sind gelaufen, und von allen zehn Experimenten gibt es Daten“, sagte Thomas Schütz, Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und „Philae“-Projektleiter Stephan Ulamec ergänzte, dass die Mission der sogenannten „First Science Sequenz“ ein „voller Erfolg“ geworden sei. Ulamecs Angaben zufolge arbeitete das kühlschrankgroße Minilabor genau 56 Stunden durch, ebenso seine Kontrolleure am Boden.

Als am Ende, rund zwanzig Minuten vor dem Übergang von „Philae“ in die derzeitige Ruhephase alle erhobenen Daten eingetroffen waren, sei im Kontrollraum in Köln Jubel ausgebrochen, so der Projektleiter. Seit Montagmorgen sitzen die für „Philae“ zuständigen Wissenschaftler nun in Köln zusammen, um die Daten zu analysieren. Die ESA warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen: Die Auswertung solcher Experimente und Datenmengen könne Jahre dauern, hieß es.

„Tschuri / 67P“ ist ein vier Kilometer großer Brocken aus Eis, gefrorenen Gasen und Staub, der derzeit weiter auf die Sonne zurast. Seinen sonnennächsten Punkt wird der Komet im August 2015 erreichen. Von der 2004 gestarteten Kometenjägermission „Rosetta“ erhoffen sich Wissenschaftler weltweit neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Sonnensystems und über die Herkunft des Wasser auf der Erde. Die Mission ist mit dem Passieren des sonnennächsten Punktes allerdings noch nciht abgeschlossen; sie soll insgesamt noch ein Jahr lang bis zum Dezember 2015 dauern. Immerhin konnten die ESA-Wissenschaftler „Philae“ samt seinen Sonnenpanelen noch um 35 Grad drehen, bevor sich der Lander wegen Strommangels abschaltete. Das größte Sonnenenergiemodul steht nun in einem günstigeren Winkel zur Sonne und kann mehr Energie tanken. Die Hoffnung ist, dass sich „Philae“ noch einmal aus seiner Ruhephase hochfahren lässt, wenn sich der Komet in den kommenden Monaten der Sonne nähert.





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