Studie belegt sprunghaften Armutsanstieg in Deutschland – Thüringen und Jena gehören zu den weniger betroffenen Regionen
(JEZT / GWENDOLYN STILLING) – Die Armut in der Bundesrepublik Deutschland befindet sich auf einem historischen Höchststand, so der Befund des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in seinem aktuellen Armutsbericht. Der Verband fordert von der Bundesregierung entschlossene Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, darunter eine deutliche Erhöhung der Regelsätze in Hartz IV sowie Reformen des Familienlastenausgleichs und der Altersgrundsicherung.
„Noch nie war die Armut in Deutschland so hoch und noch nie war die regionale Zerrissenheit so tief wie heute. Deutschland ist armutspolitisch eine tief zerklüftete Republik“, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. Die Armut in Deutschland sei innerhalb nur eines Jahres geradezu sprunghaft von 15,0 Prozent (2012) auf 15,5 Prozent (2013) gestiegen. Rein rechnerisch bedeutet dies einen Anstieg von 12,1 auf 12,5 Millionen Menschen. Am stärksten betroffen seien die Bundesländer Bremen (24,6 %), Mecklenburg-Vorpommern (23,6 %) und Berlin (21,4 %), so der Verband.
Erstmalig beleuchtet der Paritätische in seinem Bericht zur Armutsentwicklung auch besondere Risikogruppen. Das höchste Armutsrisiko von allen Haushalten zeigten danach mit 43 Prozent Alleinerziehende. Besondere Aufmerksamkeit sollte zudem nach Ansicht des Verbandes den Rentnerinnen und Rentnern gewidmet werden: „Es gibt keine andere Gruppe in Deutschland, die in den letzten Jahren auch nur annähernd vergleichbar hohe Armutszuwächse hatte. Wir haben es hier mit einem armutspolitischen Erdrutsch zu tun“, warnt Schneider angesichts eines Anstiegs der Armut in dieser Gruppe um 48 Prozent seit 2006. Schon in diesem Jahr werde die Armutsquote der Rentnerinnen und Rentner erstmals über dem gesamtdeutschen Durchschnitt liegen, prognostiziert der Verband.
„Armut und regionale Ungleichheit sind in erster Linie hausgemacht und das Ergebnis politischer Unterlassungen“, kritisiert Schneider. Der Verband fordert ein umfassendes Maßnahmenbündel zur Armutsbekämpfung. Neben einer deutlichen Erhöhung der Regelsätze in Hartz IV seien insbesondere Reformen des Familienlastenausgleichs und der Altersgrundsicherung erforderlich, um Armut wirksam vorzubeugen. Voraussetzung dazu sei ein rigoroser steuerpolitischer Kurswechsel, der große Vermögen und Einkommen stärker als bisher zur Finanzierung des Sozialstaats heranzieht, so der Verband.
Thüringen und die Region um Jena schneidet hierbei aber eher gemäßigt ab. So sank die sog. „SGB II-Quote“ hier in den letzen acht Jahren von 15,5 % auf 11, 3 % und die Armutsquote an sich z.B. im Zeitraum 2006 bis 2012 von 19,0 % auf 16,8 %. Derzeit nimmt die Quote wieder etwas zu, liegt aber immer noch mehr als 10 % unter dem Wert von 2006. Bei der „SGB II-Quote“ steht Thüringen gar als bestes der Ost-Bundesländer da. Am geringsten ist die Armutsquote der Studie nach bundesweit derzeit in Bayern (11,3 %), Banden-Württemberg (11,4 %) und Hessen (13,7 %).
Den Bericht, weitere Infos und eine detaillierte Suchfunktion nach Postleitzahlen findet man HIER im Internet.
« SPD-Skandal weitet sich aus: Der MDR meldet, dass offenbar gegen Ex-Chef Dr. Gerd Schuchardt wegen Bestechung ermittelt wird Auffahrunfall mit drei Autos / Unplanmäßiger ICE-Stopp / Verletzte bei Bus-Notbremsung / Einbrecher auf frischer Tat gefasst / Handtasche gestohlen / Unfallflucht »