Dr. Thomas Nitzsche über „Kritik und Gegenkritik zum Zivilcourage-Preis im Fall des Josef S.“
Der Absender von Kritik ist für ihre Bewertung nicht egal. Dass sich der OB gegen den Anwurf der AfD verwahrt, ist richtig und hat meine volle Unterstützung. Recht hat er auch, dass nicht er, sondern die Jury der Adressat solcher Kritik sein müsste. Dann aber gehen die Bewertungen wohl auseinander.
Ich war vor ein paar Jahren einmalig Mitglied dieser Jury. Deren damalige Entscheidungsfindung war für mich als einen Vertreter bürgerlicher Politik schwer erträglich. Damals ging es noch nicht um die Verleihung des Preises während eines laufenden Gerichtsverfahrens. Aber die Neigung, Zivilcourage und den so genannten zivilen Ungehorsam in eins zu setzen, herrschte in der Jury auch damals schon mehrheitlich vor.
Das war und ist nicht mein Verständnis eines Preises für Zivilcourage. Ziviler Ungehorsam wird erst dann zu Zivilcourage, wenn etwa im Sinne Luthers „Hier stehe ich und kann nicht anders“ zweierlei gegeben ist:
- er muss eine Art Notwehr gegen einen eklatanten und doch von der Politik dauerhaft ignorierten gesellschaftlichen Missstand sein,
-
er muss ernsthaft die Bereitschaft einschließen, auch persönlich die Konsequenzen des eigenen Auflehnens tragen zu wollen. Im Fall des Josef S. sehe ich beides nicht.
Insofern steckt in der aktuellen Kritik auch ein Körnchen Wahrheit, das sich durch Distanzierung vom Absender nicht von selbst erledigt. Das sollten die Stifter des Preises nicht leichtfertig abtun. Ein Preis für zivilen Ungehorsam ehrt vielleicht, aber er spaltet auch. Und bietet die willkommene Gelegenheit zum populistischen Überblähen durch genau die Falschen.
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