Der Thüringer Forschungspreis ging an Chemiker der FSU und bleibt damit weiter fest in Jenaer Händen
(JEZT / FSU) – Als gestern die diesjährigen Thüringer Forschungspreise überreicht wurden, gehörten wiederum Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) zu den Preisträgern.
Die Chemiker Prof. Dr. Thomas Heinze und Dr. Friedrich Scholz erhielten den Preis in der Kategorie „Angewandte Forschung“ gemeinsam mit Katrin Frankenfeld und Christian Rautenberg von der fzmb GmbH Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie (Foto). Ausgezeichnet mit einem Preisgeld von 17.500 Euro werden ihre gemeinsam zur Anwendungsreife entwickelten „Ultrasensitiven immunologischen Schnelltests für die Notfallmedizin auf Basis nanostrukturierter Polymermembranen“. Die wiederholte Vergabe des Thüringer Forschungspreises an Wissenschaftler der FSU Jena sei ein weiterer Beleg für deren hochkarätige Forschungen, sagt Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal, der dem Team und allen anderen Preisträgern herzlich gratuliert. „Angewandte Forschung gehört zu den substanziellen Aufgaben der Universität, die dadurch hilft, den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Thüringen zu sichern“, unterstreicht der Präsident.
Der ausgezeichnete Schnelltest kommt derzeit v. a. in der Notfallmedizin zum Einsatz, etwa beim Nachweis eines Herzinfarkts. „Der Markt wird gegenwärtig von membranbasierten Teststreifen dominiert, die sich zwar günstig herstellen lassen, deren Leistungsdaten, wie Sensitivität und Präzision, aber oft nicht überzeugend sind“, erläutert Prof. Heinze. Dem interdisziplinären Team von Biotechnologen und Chemikern der fzmb GmbH Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie aus Bad Langensalza und der Friedrich-Schiller-Universität Jena gelang es, eine praxistauglichere Variante zu entwickeln. Auf der Basis von Polymer-beschichteten Membranen mit einer sehr gleichmäßigen Struktur konnten sehr präzise und empfindliche Schnelltests hergestellt werden, die z. B. beim Nachweis eines Herzinfarktes eingesetzt werden können. Die Tests basieren auf einem in der fzmb GmbH entwickelten Sinterverfahren, mit dem Membranen mit definierter Porosität hergestellt werden können. Die Membranen werden mit einem sehr dünnen Biopolymerfilm versehen, der zur effizienten und reproduzierbaren Bindung von Rezeptorproteinen dient. Das Vorkommen eines Analyten, beispielsweise im Blut, wird durch die Ausbildung von farbigen Banden signalisiert.
„Der Biopolymerfilm entsteht durch Selbstorganisation auf der Membranoberfläche und bildet eine regelmäßige Nanostruktur aus einschichtig angeordneten Molekülen“, erläutert Heinze. Der Film basiert auf einer neuartigen, am Kompetenzzentrum Polysaccharidforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena entwickelten, patentierten Verbindungsklasse.
Durch Kooperation mit der Industrie konnten mit den innovativen Membranen bereits verschiedene, praxisrelevante Anwendungen entwickelt werden. Dazu zählt u. a. der Schnelltest für die Herzinfarktdiagnose der Firma Senova GmbH Weimar. Weitere Tests auf Basis der nanostrukturierten, porösen Polymermembran, unter anderem zum Nachweis des Ebolavirus‘ und von Botulinumtoxin, werden gegenwärtig entwickelt. „Doch das Potenzial der Polymermembranen ist damit längst nicht ausgereizt“, ist sich Prof. Heinze sicher und lädt die Thüringer Wirtschaft ein, gemeinsam weitere Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln. Mit dem Thüringer Forschungspreis in der Kategorie Transfer ist ein Team des Leibniz-Institutes für Photonische Technologien (IPHT) ausgezeichnet worden. Unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Bartelt, der auch den Lehrstuhl für Moderne Optik der Friedrich-Schiller-Universität Jena innehat, werden die Forscher für den Transfer einer innovativen faseroptischen Technologie in ein Spin-off des IPHT ausgezeichnet.
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