„Was war denn das?“: Sechs Millionen Enthaltungen bei der JENOPTIK Hauptversammlung
(JEZT / OTZ / JENAREPORTER ULF KAUFMANN) – Zufall oder bewusstes Manöver? Nachdem der JENOPTIK-Vorstand um Michael Mertin diese Woche bei der ruhig verlaufenen Hauptversammlung in der Neuen Weimarhalle die Bilanz für das Geschäftsjahr 2014 vorgelegt hatte (das TecDax-Unternehmen hatte im vergangenen Jahr unter anderem wegen Exportbeschränkungen nach Russland Umsatz- und Gewinneinbußen verbucht) und der Konzern-Vorstand um Entlastung bat, gab es auf dem Papier etwa 6.310.000 Enthaltungen.
Da, wie die Ostthüringer Zeitung berichtete, nur wenige Aktionäre bei der Abstimmung ihre Abschnitte in dem „Enthaltung“-Behälter eingeworfen hatten, drängt sich eine andere These auf: Es kann nur der Freistaat Thüringen als der größte Einzelaktionär des Unternehmens, gehalten in Form von knapp 6.300.000 Aktien durch das landeseigene „bm-t“-Beteiligungsmanagement der Thüringer Aufbaubank, gewesen sein. Eine Retourkutsche dafür, dass Michael Mertin auf dem Neujahrsempfang der Thüringer Freien Demokraten sprach, seinerseits aber den linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow beim JENOPTIK-Neujahrsempfang ausgeladen hatte? Weiteres Indiz hierfür: Fast genausoviele Aktien stimmen mit „Nein“ beim unterm Strich doch erfolgreichen Beschluss, 20 Cent Dividende pro Aktie auszuzahlen, wie die OTZ weiter berichtete.
Das Thüringer Wirtschaftsministerium zeigte sich der Zeitung gegenüber zwar überrascht, wollte das Abstimmungsverhalten aber zunächst nicht weiter kommentieren. „JENOPTIK ist in Thüringen verwurzelt“, sagte Mertin während der Hauptversammlung, sprach aber als einen kritischen Standortfaktor den Wegfall des ICE-Haltes in Jena an. In den nächsten Monaten will der Vorstand über einen Konzernumbau verhandeln, sagte Mertin, denn JENOPTIK müsse sich stärker an globalen Megatrends orientieren. Deshalb stünden neben den Sparten Verteidigung und zivile Systeme sowie Verkehrssicherheit künftig Halbleiter und optische Systeme, Medizintechnik und Industrie verstärkt im Fokus.
Mehrere Aktionäre und einige Demonstranten forderten dagegen einen kompletten Ausstieg aus dem Militärgeschäft, den Gerüchten zufolge auch Minister der Thüringer LINKS-Partei favorisieren. Als Antwort darauf erklärte Mertin, dass der Bereich bereits einen deutlich geringeren Umsatzanteil habe als z.B. 2007. Es sei aber auch klar, dass ein kompletter Ausstieg wegen langfristiger Verträge nicht möglich sei, so Mertin auf der Hauptversammlung.
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