Luthers „Deutsche Messe“ aus dem Bestand der Jenaer ThULB wurde in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen
(JEZT / FSU) – Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat das von ihr geführte Register „Memory of the World“ (Weltdokumentenerbe) erweitert: Zum dokumentarischen Erbe der Menschheit zählt seit diesem Monat auch eine Druckschrift aus den Beständen der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Martin Luthers „Deutsche Messe“ von 1526 (siehe Foto oben).
Bei den durch das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz in Kooperation mit internationalen Lutherforschern ausgewählten insgesamt 14 Handschriften und Drucken handelt es sich um Meilensteine der Reformation. Fünf der neu aufgenommenen Dokumente stammen aus Thüringer Bibliotheken und Archiven. „Mit der Schrift ‚Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts‘ – so der vollständige Titel – bot Luther erstmals die komplette Liturgie des Hauptgottesdienstes in deutscher Sprache. Während andere Reformatoren seit 1522 bereits deutschsprachige Gottesdienstordnungen herausgegeben hatten, hielt Luther bis zum 29. Oktober 1525 die Messe noch in lateinischer Sprache. Von nun an aber feierte er auf Deutsch“, erläutert Prof. Dr. Christopher Spehr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte hat bei der Vorbereitung des Antrages und der Auswahl mitgewirkt. Er ist ein ausgewiesener Experte zur Reformation und ihrer Wirkung. „Durch diese Schrift wurde der lutherische Gottesdienst für Jahrhunderte maßgeblich geprägt.“
Das vorliegende Exemplar von Luthers „Deutscher Messe“ stammt aus der Werkstatt des Wittenberger Buchdruckers Michael Lotter. Das 17,5 cm hohe, 14 cm breite und etwa 3 mm dicke Exemplar der ThULB ist Teil eines in Pergament gebundenen Sammelbandes mit insgesamt 32 Schriften der Reformatoren und ihrer Obrigkeiten zu Fragen kirchlicher Verordnungen und Regelungen. Er gehörte zur rund 17.000 Bände umfassenden Bibliothek des Juristen und Historikers Christian Gottlieb Buder (1693-1763), die dieser den ernestinischen Herzögen vererbte und die nach seinem Tod in den Bestand der heutigen ThULB aufgenommen wurde.
Zusammen mit den vier weiteren frühen Schriften Luthers aus Thüringer Beständen, die jetzt von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt worden sind, wird die „Deutsche Messe“ in einer Kabinettausstellung in der Forschungsbibliothek Gotha zu sehen sein. Die Ausstellung ist ab heute und noch bis zum 6. November 2015 jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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