„Unschuldslamm oder Provokateur?“: Einmal mehr belegt Lothar König, dass er bereit ist, sich mit Polizei und Justiz anzulegen
(JEZT / JENAREPORTER ULF KAUFMANN) – Er ist kein leichter Geselle, der Jenaer Jugendpfarrer und „Bürger für Jena“-Mitglied des Stadtrates Lothar König. Oft eckt er mit seinen Ansichten und Gepflogenheiten an, wird ebenso geliebt wie angefeindet. In Dresden schlug die Justiz einst über die Stränge, als man ihn des schweren Landfriedensbruchs bezichtigte, nachdem es dort 2011 anlässlich einer Anti-Nazi-Demo zu heftigen Ausschreitungen von Demonstranten und Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war.
Dass König damals per Lautsprecherwagen zu Gewalt aufgerufen haben soll, ließ sich nicht beweisen und so wurde das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 3.000 Euro eingestellt. Dies sei „kein Makel“ sagte der evangelische Pfarrer seinerzeit und räumte sogar eigene Fehler ein, erklärte in einem Interview mit dem Radiosender „MDR Info“, er wolle nicht behaupten „ob ich da immer alles richtig gemacht habe“, denn 2011 habe er „in aufgeheizter Situation sehr schnell entscheiden müssen“. Das sei „die Logik der Straße“, so Lothar König weiter, denn dort gelte es „manchmal, in Bruchteilen von Sekunden eine Entscheidung zu treffen.“
Auch gestern gab es eine Nazi-Demonstration in Sachsen und in der Leipziger Südvorstadt war Lothar König unter den Gegendemonstranten. Teile von ihnen griffen nach Angaben einer Polizeisprecherin die dortigen Einsatzkräfte „massiv“ an, wobei es insgesamt 69 verletzte Polizisten gegeben habe; zwei von ihnen seien mindestens vier Wochen lang dienstunfähig. Vermummte Personen hätten Müllcontainer in Brand gesteckt und selbst die Feuerwehr sei angegriffen worden, twitterte die Polizei. Es sei „eine bedrohliche Stimmung mit hohem Gewaltpotenzial“ gewesen, in der rund 50 Dienstfahrzeuge der Polizei beschädigt worden sind. Leipzigs SPD-Oberbürgermeister Burkhard Jung sprach am Abend der Krawalle von „schockierenden Ausschreitungen“ und „offenem Straßenterror“.
26 Personen wurden am 12.12.2015 in Leipzig festgenommen, darunter Lothar König. Ein MDR Radioreporter wurde Augenzeuge des Geschehens, berichtete der Rundfunksender. Danach habe König zuerst von dem „Lauti“ genannten Lautsprecherwagen der Jenaer Jungen Gemeinde aus Reden gehalten, dann habe er sich mit dem Kleinbus in Richtung einer Polizeiabsperrung bewegt, sei immer weiter darauf zugefahren und habe erst kurz vor der Polizeikette gestoppt. Nachdem der Kleinbus zum Stehen gekommen war, so der Augenzeuge, sei dieser von Polizisten eingekesselt und König als Fahrer abgeführt worden.
Vielleicht war ja auch das wieder „die Logik der Straße“ gewesen, eine Entscheidung „in Bruchteilen von Sekunden“? Der Jenaer Jugendpfarrer, der am Samstag Abend wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, wird den Menschen in Jena noch zu erklären haben, ob er hier Unschuldslamm oder Provokateur war.
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