„Letzte Ausfahrt Gera“: Zwanzig Stunden im Leben der Beate Zschäpe heute Abend als Dokudrama im ZDF

26.01.16 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu „Letzte Ausfahrt Gera“: Zwanzig Stunden im Leben der Beate Zschäpe heute Abend als Dokudrama im ZDF

Die Schauspieler Lisa Wagner und Joachim Król im ZDF-Doku-Drama – Foto © ZDF Jannett Kartelmeyer

(JEZT / ZDF) – Was weiß man über die Jenaerin Beate Zschäpe? Sie war Mitglied im terroristischen „Nationalsozialistischen Untergrund“, lebte mit ihren engen Freunden und Lebenspartnern Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt mehr als ein Jahrzehnt unerkannt in Chemnitz und Zwickau, hatte aber nach eigener Aussage nichts mit deren Greueltaten zu tun. Sie konsumierte viel Aldi-Sekt, Nachbarn gaben ihr den Spitznamen Diddl-Maus und – diesen Einblick gab es erst exklusiv letzte Woche als Antwort auf eine Frage des Münchner Oberlandesgerichts – ihre Vormittage im Untergrund verbrachte sie oft vor der Glotze und „zog“ sich dabei Gerichtsserien „rein“, von Richter Alexander Hold bis Barbara Salesch.

Eine andere Seite des Lebens in der Illegalität, inmitten von zwei blutrünstigen Mördern und Räubern, gibt Beate Zschäpe nun im Dokudrama „Letzte Ausfahrt Gera“ preis, das heute Abend um 20 Uhr 15 ausgestrahlt wird und dessen Handlung um zwei Fahrten mit dem Gefangenentransporter von Köln nach Gera gestrickt wurde. Die fandem am 25. und 26. Juli 2012 statt und dauerten zwei mal vier Stunden; übernachten konnte Zschäpe in der Justizvollzugsanstalt Gera in der Greizer Straße. Insgesamt war Zschäpe damals zwanzig Stunden von der JVA Köln-Ossendorf abwesend.

JEZT - Lisa Wagner als beate Zschäpe in Letzte Ausfahrt Gera - Foto © ZDF

Lisa Wagner spielt Beate Zschäpe in „Letzte Ausfahrt Gera“ – Foto © ZDF Jannett Kartelmeyer

Die Überführung der Terroristin diente seinerzeit einen Kurzbesuch bei ihrer kranlen Großmutter und Mutter und der Transport fand unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen statt. Mit Beate Zschäpe im Transporter saßen auch zwei Verhörspezialisten des BKA, die sie zwar nicht verhören durften – man könnte aber sagen, beide waren Experten dafür, schweigenden Angeklagte in Abwesenheit ihrer Anwälte einige wichtige Aussagen zu entlocken – ganz unverfänglich im beiläufigen Gespräch.

In der ZDF Produktion heute Abend spielt Lisa Wagner (bekannt als „Kommissarin Heller“) die Jenaer Rechtsextremistin. Und sie spielt sie so, dass der Zuschauer den Eindruck gewinnen kann, dass Zschäpe viele Dinge unter Kontrolle hat und versucht, das Bild von sich für die Öffentlichkeit selbst zu bestimmen. So schilderten es jedenfalls die beiden Mitfahrer vom BKA vor dem Münchner OLG. Hier wurde auch erstmals einer der Kernsätze der TV-Doku publik – Beate Zschäpes Erkenntnis: „So einen Fall wie mich hat’s doch noch nie gegeben.“

Hintergrund: Vor etwas mehr als vier Jahren erschoss Uwe Mundlos in Stregda bei Eisenach zuerst seinen besten Kumpel Uwe Böhnhardt und danach sich selbst. Wenige Stunden später brachte in Zwickau Beate Zschäpe mit Hilfe von Brandbeschleuniger die gemeinsame Wohnung von Mundlos, Böhnhardt und sich zur Explosion, vermutlich um durch den nachfolgenden Brandschaden alle Unterlagen über eine rechtsextreme Terrorvereinigung auszulöschen, die in den Wochen danach unter dem Namen „Nationalsozialistischer Untergrund“ weltweit Aufmerksamkeit erregen sollte. Was folgte waren viele Festnahmen und später der Münchner Prozess um den „NSU“, dessen zehn Morde und zwei Bombenanschläge sowie mehr als ein Dutzend Überfälle auf Sparkassen und Supermärkte.





Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

« »


JENAhoch2 | Omnichannel-Media für Stadt und Region