„Man muss auch Gesicht zeigen“ – Die Politikwissenschaftlerin Franziska Schmidtke koordiniert das Kompetenzzentrum Rechtsextremismus

19.04.16 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu „Man muss auch Gesicht zeigen“ – Die Politikwissenschaftlerin Franziska Schmidtke koordiniert das Kompetenzzentrum Rechtsextremismus

JEZT - Politikwissenschaftlerin Franziska Schmidtke - Foto © FSU Günther

Politikwissenschaftlerin Franziska Schmidtke – Foto © FSU Anne Günther

(JEZT / FSU / USCHI LENK) – Fotografiert worden sei sie für dieses Porträt schon, berichtet Franziska Schmidtke bei unserem Treffen an diesem frühen Vormittag in einem kleinen Jenaer Café. Und auch davon, dass die Redaktion ihr angesichts ihres brisanten Aufgabengebietes diese Entscheidung freigestellt habe. „Klar ist es ein Thema, das nicht bei allen auf Gegenliebe stößt. Aber diese Stelle geht nur, wenn man auch sein Gesicht zeigt“, macht die Koordinatorin des Kompetenzzentrums Rechtsextremismus der Friedrich-Schiller-Universität deutlich. Gesicht zeigen, Stellung beziehen sollte nach Ansicht der 26-Jährigen jeder Bürger. So, wie sie es in Jena spürt. „Hier gibt es einen wirklich ehrlich gemeinten Austausch über und ein großes Engagement – auch der Stadtväter selbst – gegen Rechtsextremismus.“

Die Stadt versuche nicht, das Thema unter den Teppich zu kehren, sondern es aufzuarbeiten, herauszufinden, was beispielsweise im Zusammenhang mit dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund schief gelaufen sei und was man künftig besser machen könne. Umso wichtiger sei, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen und nicht vielleicht an der falschen Stelle gegeneinander arbeiten, betont die Politikwissenschaftlerin. Auch da könne das von Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke initiierte Kompetenzzentrum mit Wissenschaft und Forschung Hilfe leisten. Franziska Schmidtke kam vor sieben Jahren aus der Nähe von Magdeburg, wo sie als Einzelkind sehr behütet aufwuchs, in die Saalestadt. Diese ist ihr inzwischen zur zweiten Heimat geworden, hier lebt sie mit ihrem Freund, der derzeit in Neu-Delhi studiert. „Wenn man auf die Straße geht, trifft man immer jemanden, mit dem man einen Kaffee trinken oder sich unterhalten kann. Das macht Jena sehr sympathisch“, schwärmt die passionierte Radfahrerin.

JEZT - Kompetenzzentrum Rechtsextremismus - DasLogo - Symbolbild © MediaPool Jena

Ihre Freunde, mit denen sie gerne auch mal kocht, stammen teils noch aus der Zeit ihres Studiums der Politikwissenschaft. Dieses ergänzte die junge Frau um die Nebenfächer Soziologie und Geschichte. Schon damals arbeitete sie als Hilfswissenschaftlerin an einem Projekt über parlamentarische Eliten in dem Ende Juni dieses Jahres abgeschlossenen Sonderforschungsbereich 580, griff zu, als sich ihr dort Mitte 2010 die Chance einer festen Stelle bot. Nahtlos schließt sich daran nun ihre Arbeit im Kompetenzzentrum Rechtsextremismus an, die befristet, als einzige hauptamtliche Stelle, vom Land Thüringen bezahlt wird. „Das ist schon ein Brocken, aber es reizt mich, weil es noch keine festgefahrenen Strukturen gibt. Alles, was mich interessiert, kann ich einbringen.“ Dazu gehören die Erfahrungen aus dem während eines Auslandssemesters in Jerusalem hautnah erlebten Nahost-Konflikt, die sie auch nach ihrer Rückkehr nicht losgelassen haben, sowie aus ihrer Mitarbeit am Thüringen-Monitor.

Und sie weiß ein Direktorium erfahrener Wissenschaftler mit dem Rektor an der Spitze an ihrer Seite. Sie kommen aus den verschiedensten Fachrichtungen, denn eine der drei großen Aufgaben des Zentrums ist es, die in Jena bereits vorhandenen, sehr umfangreichen Forschungen zum Thema Rechtsextremismus zu bündeln, aufzubereiten und zu dokumentieren. Das Spektrum reiche dabei von Politikwissenschaft, Soziologe und Geschichte, über Vorurteilsforschung, Psychologie und Lehrerbildung bis hin zu Theologie und Kunstgeschichte. Als ein weiterer Schwerpunkt sollen neue Forschungen angestoßen und realisiert werden. Aber es gehe auch darum, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu „übersetzen“, das heißt, „wir werden als Ansprechpartner, etwa für Politiker, Journalisten, aber auch der breiten Öffentlichkeit, zur Verfügung stehen“, umreißt Franziska Schmidtke die dritte Aufgabe. In diese Vorbereitung steckt die sympathische junge Frau derzeit all ihre Kraft. So arbeitet sie an einem Leitfaden, der alle Jenaer Forschungen samt dazugehöriger Literatur auflistet, und an der Internetseite des Kompetenzzentrums, die spätestens zum Workshop online gehen soll. Für Theater und Kino bleibe im Moment wenig Zeit. „Aber es lohnt sich. Und vielleicht stoße ich dabei sogar auf ein Thema für meine Promotion“, blickt Franziska Schmidtke in die Zukunft.

Hinweis: Franziska Schmidtke ist am Donnerstag, den 21.04.2016, um 18 Uhr Podiemsteilnehmerin bei der Veranstaltung „BEATE ZSCHÄPE – der Jahrhundertprozess“ des ELSA Jena e.V. im Hörsaal 4 der FSU in der Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena. Weitere Informationen zur Veranstaltung findet man HIER.





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