„Blinder Fleck auf der Netzhaut“: Spezialsprechstunde zu altersbedingter Makula-Degeneration an Jenaer Uni-Augenklinik
Buchseiten, die urplötzlich hinter einem buchstäblich blinden Fleck verschwinden, zu Wellen verschwimmende Spalten auf dem Busfahrplan – wenn Patienten ihm solche Symptome schildern, ist Dr. Kai Wildner, Oberarzt an der Augenklinik des Universitätsklinikums Jena, alarmiert. Mit solchen Anzeichen kündigt sich meist eine Augenerkrankung an, die je nach Ausprägung innerhalb weniger Wochen zur Erblindung führen kann: die altersbedingte Makuladegeneration (AMD). In den westlichen Industrieländern ist diese Netzhauterkrankung der häufigste Grund für Altersblindheit. Vor allem die feuchte Variante ist tückisch, weil sie den Betroffenen innerhalb weniger Wochen das Sehvermögen rauben kann – wenn nicht schnellstmöglich behandelt wird. Erst seit wenigen Jahren gibt es durch neu entwickelte Medikamente dafür wirksame Behandlungsmöglichkeiten, auch am UKJ.
„Bei der feuchten Makuladegeneration wuchern kleine Blutgefäße in die Netzhaut, wo sie gar nicht hingehören“, erklärt Dr. Wildner, der die Makula- Spezialsprechstunde an der Augenklinik betreut. Die brüchigen Gefäße, aus denen Flüssigkeit austritt, schädigen das Sehzentrum, die Makula. Die modernen Wirkstoffe blockieren die unerwünschte Gefäßneubildung. Dazu werden sie direkt ins Auge gespritzt. Mehr als 2 000 solche ambulanten Spritzenbehandlungen hat die Augenklinik im vergangenen Jahr durchgeführt, Tendenz steigend. Zumeist kommen die Patienten aus Ostthüringen und Sachsen-Anhalt.
Der Behandlung voraus geht eine gründliche Diagnostik, deren Bestandteil neben der klassischen augenärztlichen Untersuchung die sogenannte Fluoreszenz- Angiografie ist. Dabei wird ein Farbstoff in den Blutkreislauf gespritzt, mit dem sich untypische Blutgefäße im Auge sichtbar machen lassen. Außerdem wird mit einem speziellen bildgebenden Verfahren, der optischen Cohärenztomografie (OCT), die Netzhaut auf Flüssigkeitsansammlungen untersucht. Solche Netzhautveränderungen zeigen sich auch schon im Frühstadium der Erkrankung, wenn die Patienten noch nicht über Beschwerden klagen, wie Dr. Wildner erklärt. „Damit kann die Behandlung schon frühzeitig begonnen werden, was das Wichtigste ist.“ Oft kämen Betroffene aber erst mit einer fortgeschrittenen Netzhautschädigung in die Makula-Sprechstunde.
„Heilen können wir die feuchte Makuladegeneration mit der Spritzentherapie nicht“, stellt Dr. Wildner klar. „Aber wir können die Erkrankung in die trockene Form überführen – und damit bremsen.“ Für die Betroffenen bedeute dies einen Gewinn an Lebensqualität. Wegen der Bevölkerungsentwicklung rechnet der Experte mit einem weiteren Anstieg der Behandlungszahlen. „Unsere Patienten werden immer älter, da wird die AMD auch in Zukunft ein großes Thema sein.“ Angesichts der steigenden Behandlungszahlen hat die Klinik ihre Makula- Sprechstunde bereits auf tägliche Sprechzeiten erweitert.
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