Die Mittsommernacht ist auch der „Internationale Tag des Schlafes“ – Hier sind die fünf größten Mythen zum Thema „Schlafen“!

21.06.16 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, STARTKeine Kommentare zu Die Mittsommernacht ist auch der „Internationale Tag des Schlafes“ – Hier sind die fünf größten Mythen zum Thema „Schlafen“!

JEZT - Schlafender Mann - Lithografie von John Burgess © 1997

Schlafender Mann – Lithografie von John Burgess © 1997

Die heutige Sommersonnenwende um 0 Uhr 38 mit dem sog. „Erdbeermond“ (siehe unter 3.) ist auch zugleich der „Internationale Tag des Schlafs“. Ob das Thema „Nachtruhe“ in der kürzesten Nacht des Jahres tatsächlich ein besonderes Thema ist und vier andere Mythen zum Thema „Schlafen“gibt es nun bei JEZT zu lesen – natürlich von Wissenschaftlern geprüft auf ihren Wahrheitsgehalt:

1.) Jeder Mensch lebt am besten, wenn er acht Stunden pro Nacht schläft. Da es in der Mittsommernacht in Deutschland nur rund fünf Stunden lang dunkel ist, schläft man um den 21. Juni immer am schlechtesten.

Entscheidend für die Regeneration während der Schlafphase ist das körperliche Befinden am Tag. Wer sich tagsüber topfit, ausgeruht und damit ausgeglichen fühlt, der war leistungsfähig weil er in der Nacht zuvor genügend Nachtschlaf hatte, ganz egal wie lange die Schlafphase gedauert hat.
Kann man Schlaf nachholen?

2.) Oft am Tag zu schlafen, kann für den Körper schädlich sein.

Erwiesen ist, dass ein Mittagschlaf keineswegs ungesund ist und regelmäßig angewandt sogar das Leben verlängert. Zudem steigert der Mittagsschlaf das Leistungsvermögen und die Kreativität für die zweite Tageshälfte. Bei manchen Menschen kann er aber auch, vor allem, wenn er zu lange andauert, kontraproduktiv sein und zwar dann, wenn sich diese Menschen im Ergebnis  noch schlapper als zuvor fühlen. Und: Wer eine nächtliche Schlafstörung hat, der sollte den Mittagsschlaf nach Möglichkeit vermieden, denn ein Schläfchen zur Mittagszeit befeuert die Schlaflosigkeit in der Nacht und verstärkt damit die Schlafstörung anstatt sie abzubauen.

3.) Vollmond =  schlaflose Nächte

Das kann man sogar heute Nacht testen, denn es ist Vollmond in der Mittsommernacht. Dieses Phänomen ist äußert selten und gibt es nur etwa alle 50 Jahre zu erleben. Außerdem: Wenn heute Abend der Mond aufgeht, ist er leicht rot gefärbt und wird daher auch landläufig Erdbeermond genannt. Viele Menschen – oft solche mit einer Schlafstörung – behaupten ja, dass man bei Vollmond schlechter schlafen könne, und das ist inzwischen auch wissenschaftlich belegt worden. Eine Studie des Basler Chronobiologen Christian Cajochene zufolge – durchgeführt an 33 repräsentativ ausgewählten Menschen – zeigte, dass diese während einer Vollmondnacht etwa 20 Minuten weniger Schlaf hatten und im Durchschnitt fünf Minuten länger zum Einschlafen benötigten. Doch wie es oft so ist, konnten diese Ergebnisse später in einer ähnlichen Untersuchung in München an über 1.000 Probanden nicht mehr bestätigt werden. Aber natürlich belegte nur wenige Jahre später eine andere Studie (diesmal aus Budapest) unter etwa 300 Probanden, das es einen leichten Effekt des Mondes auf den Schlaf gibt.

Die Wahrheit hat eben viele Facetten, es scheint aber so, dass der monatliche Vollmond oft bestimmte Effekte auf das Schlafverhalten hat, jedoch muss man zugeben,. dass selbst die in den Untersuchungen aus Basel und Budapest wiedergegebene Effekte nicht allzu groß sind und deshalb nicht mit den Einschätzungen vieler Menschen in Einklang zu bringen sind. Beleg: Weder hat der Vollmond in einer dieser Studien schlaflose Nächte verursacht, noch entscheidend den Schlaf verkürzt. Es scheint, dass unheilvolle Prophezeiungen die Gefahr in sich bergen, tatsächlich einzutreten, wenn man nur an sie glaubt.

4.) Laute Musik hilft gegen Müdigkeit am Steuer

Diese Ansicht ist falsch und fahrlässig gefährlich. Kurzfristige Stimulationen über laute Musik, Singen, Bewegung oder ein geöffnetes Fenster haben niemals eine andauernde Wirkung bei Schläfrigkeit oder zufallenden Augen beim Auto- oder Lkw-Fahren. Der sog. Sekundenschlaf ist sogar eine häufige Unfallursache auf Autobahnen, wie die Polizei ermittelt hat. Gegen Übermüdung am Steuer hilft nur eine Sache: Schlaf.

Eines kann man aber machen: 1.) Anhalten, den Fahrersitz nach hinten stellen. 2.) Den Autoschlüssel in die Hand nehmen und beginnen einzuschlafen. 3.) In dem Moment, wenn man eingeschlafen ist, erschlaffen die Muskeln und der Schlüsselbund fällt aus der Hand. Viele Menschen wachen dann sofort auf und fühlen sich trotz der extrem kurzen Schlafphase frischer und kaum noch müde, denn das Gehirn signalisiert dem Körper: Es wurde geschlafen – und die Müdigkeit fährt aus den Gliedern. Diese Überlistung des Körpers sollte man aber – wenn überhaupt – nur ein Mal pro Fahrt anwenden, rät der ADAC.

5.) Wer vor dem Schlafengehen Alkohol trinkt, den kann besser schlafen.

Fakt ist: Alkohol ist kein gutes Schlafmittel. Nur in geringen Mengen kann er den Tiefschlaf begünstigen. Für einen Mann gilt die Faustregel: nicht mehr Alkohol zu sich nehmen, als sich in einem Viertelliter Wein befindet. Für Frauen gilt noch weniger: nicht mehr Alkohol als in einem Achtelliter Wein sind. Alles, was darüber liegt, kann zwar die persönlich empfundene Entspannung und damit das Einschlafen fördern, führt aber anschließend immer zu einer Tiefschlafunterdrückung mit Schwitzen und Albträumen. Heißt also: Der Schlaf ist insgesamt weniger erholsam, wenn viel Alkohol genossen wurde.

Wer mehr zum Thema erfahren möchte, der kann auch dieses Buch lesen: „Die schlaflose Gesellschaft – Wege zu erholsamen Schlaf und mehr Leistungsvermögen“ von Dr. phil. Dipl.-Psych. Hans-Günter Weeß. Erschienen im Schattauer Verlag, 268 Seiten. Preis: 19,99 Euro.

 

 

 





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