Zum heutigen Start der 25. „Kulturarena Jena“ ist auch an Norbert Reif zu erinnern
Keine Frage: Norbert Reif war stolz gewesen auf die von ihm erdachte „Kulturarena“ in Jena, aber „auch gekränkt, dass der Erfolg in Thüringen später wenig Anklang fand“. So kommentiert Jenaer Zentrum-Ortsteilbürgermeister Kristian Philler den heutigen Start der 25. Auflage des Musikfestivals und die Erinnerung an ihren Erfinder.
1991 war Norbert Reif aus Kassel nach Jena gekommen, übernahm hier die Leitung des Kulturamtes der Stadt Jena. Nur etwas mehr als neun Jahre später, am 9. Oktober 2000, erlag er einem Krebsleiden, stand nur wenige Wochen zuvor im Brennpunkt eines heftigen Arbeitsrechtsstreits mit der Stadtverwaltung um ungenehmigte Fahrten mit einem Kulturarene-Fahrzeug und ausgemusterte Stühle: Reif war deshalb von der Stadt fristlos gekündigt worden.
Philler, der Inhaber einer Werbeagentur ist, lernte Reif bereits kurz nach dem Kulturarena-Debut kennen und beide wurden Freunde. Als er einem Bekannten im Theatercafé Grafik-Entwürfe zeigte, habe mit einem Mal „der Mann mit der Pfeife“ neben ihm gestanden, berichtete er der Ostthüringer Zeitung. Aus dieser Begegnung resultierte im Übrigen, dass Kristian Philler später das jährliche „Arena“-Logo und -Plakat kreierte. „Damals hat man vieles einfach gemacht. Das galt auch für das Festival“, so Philler in der OTZ. Damals habe es eine „Förderkulisse“ gegeben (sprich: die Bereitschaft bei Land und Bund, Finanzmittel für Kultur zu geben), die „revolutionär gut“ gewesen sei, so Philler über den „Arena“-Start im Jahre 1992. In den Folgejahren sei aber vieles anders geworden, denn in späteren Jahrgängen habe manches Festival in Nachbarstädten ordentlich Zuschüsse bekommen, Jenas „Kulturarena“ aber immer weniger. Das sei es gewesen, was Norbert Reif persönlich gekränkt habe, so sein ehemaliger Weggefährte.
Dafür habe Reif aber zu Beginn den Gegenwind seiner Zweifler „gut ausgehalten“. Wiederkehrenden Thema sei gewesen: Es ist Sommer, da seien kaum Studenten in der Stadt und ein Kulturfestival könne so nicht funktionieren. Oder: Will Reif Jena „reif“ für eine zweites „Dokumenta“-Musikfestival machen? – Der Hintergrund: Dieser hatte zur „Documenta 8“ 1987 in Kassel mit Hilfe des künstlerischen Leiters Lutz Engelhardt ein Weltmusikfestival kreiert und Engelhardt auch für Jena engagiert. Alles inzwischen Schnee von Gestern, denn die „Kulturarena“ ist ihrer Kasseler Mutter quantitativ und vom Erfolg her längst über den Kopf gewachsen – nicht zuletzt, weil man in der hessischen Metropole wegen Klagen zur Lärmbelästigung in ein Zelt mit stärkerer Gäste-Begrenzung wechseln musste.
Auch in Jena war ja der Lärm schon immer ein großes Thema gewesen, weiß Kristian Philler als Zentrum-Ortsteilbürgermeister. Doch da habe das Konzept der „Kulturarena“-Macher überzeugt: „Es gibt schon lange keine Konzerte mehr über 22 Uhr hinaus“, so Philler in der Lokalzeitung und auch die Probe- und Soundcheckzeiten seien „massiv eingedampft“ worden. Ein Wechsel des Veranstaltungsortes sei für Norbert Reif jedoch niemals ein Thema gewesen, sagt Kristian Philler im Zeitungsinterview, denn der „Arena“-Erfolg habe vor allem etwas mit der Wohnzimmer-Atmosphäre am Theaterplatz zu tun, die Reif wichtig gewesen sei: „Er wollte keine kühle Location.“
Thema „Reif“ hin oder her, für Philler darf eines anlässlich des Starts der 25. Ausgabe der „Kulturarena“ ebenso nicht in Vergessenheit geraten. War Norbert Reif der Vater der Idee der „Kulturarena“, so sei Dr. Margret Franz (dazumal „Arena“-Produktionsleiterin und später Jenakultur-Werkleiterin) die Mutter dafür, dass es die „Arena“ heute noch gibt. Franz habe das Projekt gesichert und zudem die schwierige Zeit des Reif-Stadt-Rechtsstreits und der gleichzeitigen „Arena“-Leitung „mit erhobenem Haupt durchgestanden“, Philler der Ostthüringer Zeitung gegenüber erklärte.
Gemeinsam mit Kristian Philler wird Rainer Sauer anläßlich der 25. Kulturarena in Jena unter dem Titel „Es war einmal und war doch nicht“ eine Radio Jena-Sondersendung im Gedenken an Norbert Reif machen, die am Sonntag, den 31.07.2016, ab 20 Uhr im Radio zu hören sein wird. Bereits einen Sonntag zuvor gibt es ab 20 Uhr Teil 1 und 2 eines Rückblicks auf die „Kulturarena Jena“ – die Folgeteile sind am 31.07. und am 07.08.2016 zu hören … natürlich nur bei Radio Jena.
Übrigens endete mit Blitz und Donner am vergangenen Freitag Abend die Theaterarena-Vorführung von „BUNBURY“ – das Theaterhaus-Spektakel musste abgebrochen werden. Gute Nachricht für alle Zuschauer: sie erhalten ihr Eintrittsgeld bei Vorlage der Karte zurück erstattet. Und nach einer starken Entwicklung der Vorverkaufszahlen sind für das heutige Eröffnungskonzert mit Les Yeux d’la Tête keine Einzeltickets mehr erhältlich; Jenakultur bittet aber um die Abholung der reservierten Karten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt erworbene Jokerkarten werden in begrenzter Anzahl bis zur Erreichung der Platzkapazität eingelassen. Auf jeden Fall darf man sich heute Abend auf „diesen wilden französischen Tanzabend zur Einstimmung auf den Arenasommer“, freuen, wie die Veranstalter mitteilen.
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