„Eingeklemmt in einer Felsspalte“: Endlich konnte die ESA den Kometenlander „Philae“ auf Komet 67P/Tschurjumov-Gerasimenko finden
(ESA / BERNHARD DOEPFER) – Viel Zeit blieb den Wissenschaftlern der Europäischen Weltraumagentur ESA nicht mehr, um ihren, auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko verschollenen, Landeroboter „Philae“ zu finden: Am 30. September 2016 wird dessen, mit einer Kamera ausgestattete, Muttersonde „Rosetta“ selbst eine Landung auf dem Kometen versuchen und dann dort für immer verbleiben.
„Philae“, das in etwa kühlschrankgroße Landegerät der europäischen Kometenmission „Rosetta“ war von der Muttersonde sozusagen „huckepack“ zum Zielkometen 67P/T.G. – Spitzname: Tschuri – mitgeführt worden und während „Rosetta“ seit August 2014 den Kometen umkreist, setzte „Philae“ am 12. November 2014 auf dessen Oberfläche auf – als erstes von Menschen geschaffenes Gerät. Aufgrund technischer und mechanischer Probleme kam die Landesonde auf Tschuri jedoch erst nach mehreren Hüpfern an einer anderen Stelle, als dem ursprünglich geplanten Landeplatz, zum Stehen.
Rund zweieinhalb Tage nach der erfolgreichen Landung fiel dann der Funkkontakt zu „Philae“ aus, weil die internen Batterien des Landers keine Energie mehr hatten. Geplant war ursprünglich, dass sich die Sonde über Solarzellen wieder mit neuer Energie versorgen sollte, jedoch – so viel war schnell klar – der letztliche Landeort lag in einer Schattenzone des Kometen. Das Schicksal des kleinen Landeroboters bewegte daraufhin Millionen Menschen, die sich fragten: Wird „Philae“ jemals wieder aufwachen?
Je näher der Komet damals der Sonne kam, um so mehr stieg die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Roboter wenigstens kurzfristig wieder melden könnte. Und tatsächlich: am 13. Juni 2015 hatten die ESA-Forscher tatsächlich erneuten Kontakt zu „Philae“ und konnten wichtige Daten übermittelt bekommen. Immer wieder fiel in der Folge aber der Funkkontakt aus, ohne dass man den genauen Standort des Landeroboters auf der Oberfläche von 67P/Tschurjumov-Gerasimenko ausmachen konnte. Am 9. Juli 2015 sendete „Philae“ sein letztes Funk-Lebenszeichen – danach verstummte die Sonde.
Am 27. Juli 2016 stellte „Rosetta“ schließlich die Versuche ein, den Kontakt wiederherzustellen, da sich Tschuri immer weiter von der Sonne und zugleich der Erde entfernte. Doch nun, kurz vor dem Missionsende, konnten die ESA-Wissenschaftler auf einem von mehr als 300 kürzlich aufgenommenen hochaufgelösten Fotos der Kometen-Oberfläche „Philae“ entdecken. Auf dem Bild ist er im Schatten einer Felsspalte vor allem an seinen Landebeinen zu erkennen. Und dabei zeigte sich, dass er in nahezu hoffnungsloser Lage, schräg auf der Seite liegend, festgeklemmt ist, ohne Chance, dass sich der Apparat von selbst mit Sonnenenergie versorgen kann, wie Europas Raumfahrtagentur berichtete. Weil die Antennen des Landers nach unten zeigten, habe die Kommunikation mit der Muttersonde „Rosetta“ nicht mehr funktioniert.
Trotzdem: „Wir sind so glücklich, ‚Philae‘ endlich gefunden zu haben„, sagte vorgestern Laurence O’Rourke, bei der ESA zuständig für die Fahndung nach „Philae“ mit Hilfe der hochauflösenden Osiris-Kamera an Bord von „Rosetta“. Aus 2,7 Kilometern Abstand gelang am 2. September 2016 das entscheidende Foto. Dank der Auflösung von nur 5 Zentimetern pro Pixel waren zwei der drei Beine und die Umrisse des Landeapparats gut zu erkennen. „Diese bemerkenswerte Entdeckung beendet eine lange und schwierige Suche. Wir dachten schon, ‚Philae‘ würde für immer verschollen bleiben“, ergänzte Patrick Martin, Manager der „Rosetta“-Mission bei der ESA, auf der Pressekonferenz in Darmstadt.
Die Entdeckung des Landers sei auch deshalb wichtig, weil sie den Wissenschaftlern bei der Beurteilung der Messdaten helfe, die „Philae“ während seiner kurzen Lebenszeit gesammelt hat, sagte Martin. Dafür seien genaue Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Standorts wichtig. Nun hofft man gar auf noch bessere Fotos der Landestelle, da man nun wisse, wohin die Kamera von „Rosetta“ ausgerichtet werden müsse. Indes: Schon am 30. September wird „Rosetta“ zum Missionsende eine „Kamikaze“-Landung auf dem Kometen versuchen und sich Tschuri mit einer Geschwindigkeit von rund 50 Zentimetern pro Sekunde dem Kometen annähern und auf ihn aufschlagen. Dies ist im Übrigen etwa halb so schnell wie einst „Philae“.
Ob die Sonde, die von ihren Erbauern gar nicht für eine Landung konstruiert wurde, dann tatsächlich aufsetzen wird oder aufgrund der geringen Gravitationskraft von 67P/Tschurjumov-Gerasimenkowieder zurück ins All gefedert wird, weiß niemand. „Soviel Spannung muss sein“, sagte ESA-Manager Patrick Martin zum Schluss.
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