Gemeinsam Willkommenskultur gestalten (22): Der syrische Medizinstudent Ghadir Douba von der FSU Jena erhält den DAAD-Preis 2016
Ghadir Douba hat seine syrische Heimat verlassen, um in Deutschland zu leben. Doch anders als die vielen Tausenden seiner Landsleute, die heute vor Bürgerkrieg und Terror aus Syrien fliehen, kam der aus der Hafenstadt Latakia stammende junge Mann mit seinen Eltern und seiner Schwester bereits vor fünf Jahren an. Heute ist die Familie bestens in Thüringen integriert: der Vater arbeitet als Arzt, die Mutter als Erzieherin; Ghadir Doubas kleine Schwester geht noch zur Schule.
„Gerade weil es uns hier so gut geht, möchte ich Menschen helfen, die es schwerer haben“, sagt der 22-Jährige, der sich seit einigen Jahren neben seinem Medizinstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena für andere engagiert. Für dieses Engagement wird Ghadir Douba mit dem diesjährigen Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ausländische Studierende ausgezeichnet. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wird jährlich für hervorragende Studienleistungen und ein außergewöhnliches gesellschaftliches Engagement im interkulturellen Bereich an deutschen Hochschulen verliehen.
Nach einem studienvorbereitenden Jahr am Thüringer Studienkolleg Nordhausen studiert Ghadir Douba seit 2013 in Jena Humanmedizin und arbeitet neben seinem Studium an seiner Promotion im Fach Physiologie. „Seit mehreren Semestern engagiert er sich für die fachliche Integration ausländischer Studierender: er bietet ein Fachtutorium in Anatomie an und hilft Studienanfängern beim Erlernen der Fachsprache“, begründet Dr. Claudia Hillinger vom Internationalen Büro der Universität die Preisverleihung an den jungen Syrer. Er bringe sich außerdem aktiv in die Organisation kultureller Veranstaltungen in seiner Fakultät ein. Als im vergangenen Jahr zahlreiche Flüchtlinge aus Syrien nach Jena kamen, nutzte Ghadir Douba seine Sprach- und Fachkenntnisse um Migranten aus seinem Heimatland zu betreuen. „Er ist ein Vorbild für Studierende, Migranten und Einheimische“, unterstreicht Dr. Hillinger.
Oft seien es schon Kleinigkeiten, die für große Erleichterung sorgen könnten, sagt Douba über sein Engagement für syrische Flüchtlinge. Vor allem Sprachschwierigkeiten machten für sie Antragsformulare oder Behördengänge oft zu unüberwindbaren Hindernissen. „Hier kann ich als Dolmetscher helfen, aber oft auch mit ganz praktischen Tipps, weil ich beide Kulturen kenne.“ Der Wunsch anderen helfen zu können, war für den großgewachsenen jungen Mann auch die entscheidende Motivation für das Medizinstudium. Als Kind habe er oft beobachtet, wie Menschen, die leidend in die Arztpraxis seines Vaters kamen, diese – zwar nicht sogleich gesund – aber doch erleichtert wieder verließen. „Das möchte ich in meinem künftigen Beruf auch erreichen“, sagt er, „anderen helfen, als Arzt und als Mensch.“
Der Preis des DAAD wird Ghadir Douba im Rahmen der Feierlichen Immatrikulation am 27. Oktober im Volkshaus durch den Uni-Präsidenten Prof. Dr. Walter Rosenthal überreicht.
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