„Auf gleicher Augenhöhe und trotzdem gewonnen“: FCC schlägt Lok Leipzig mit 3:0
Nach einem verdienten Heimsieg gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig bleibt Jenas Vorzeigeclub ungeschlagener Tabellenführer der Regionalliga Nordost. Den ersten Applaus gab es bereits vor Anpfiff der Partie, als Peter Ducke aufgrund seiner Verdienste für den Jenaer Fußball zum Ehrenkapitän des FCC ernannt wurde.
Dessen Enkelgeneration versuchte nach Anpfiff der Partie an die Erfolge der letzten Wochen anzuknüpfen, ließ den Ball schön durch die eigenen Reihen laufen und brachte die Gäste-Abwehr früh in Verlegenheit. In deren Zentrum stehen mit Robert Zickert sowie Pascal Ibold zwei ehemalige Jenaer und der auch als Kapitän fungierende Zickert hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass seine Truppe sich keinesfalls nur hinten reinstellen will. Hatte nach Ablauf der ersten halben Stunde zunächst ein Schrägschuss des Leipziger Rechtsaußen Georgi für Gefahr gesorgt, ergab sich zwei Minuten später die bis dahin beste Torgelegenheit im Spiel. Starke schickte Kühne steil, der spielte fast schon von der Grundlinie den Ball in die Mitte zurück auf Bock, welcher aus zehn Metern Entfernung das Tor nur um Zentimeter verfehlte.
Diese Szene bildete den Auftakt einer chancenreichen Schlussviertelstunde im ersten Spielabschnitt. 36. Minute, weil Latendresse im Leipziger Gehäuse das Leder nicht zu fassen bekommt, eröffnen sich für Thiele und Bock weitere Möglichkeiten. 39. Minute, Starke spielt den dritten Jenaer Eckball auf den 20 Metern vorm Tor wartenden Dominik Bock. Dessen Geschoss lenkt Latendresse mit einer Hand über die Latte. Auch beim noch abgefälschten Schuss Erlbecks (43.) und Thieles flachem Ball knapp neben den rechten Pfosten (45.) lag das 1:0 in der Luft. So ansehnlich das Jenaer Spiel während der ersten Halbzeit auch war, das Toreschießen hatten die Jungs von Coach Zimmermann für später aufgehoben … für viel später.
Dabei schien es nach Wiederanpfiff so, als könne der FCC den Schwung vom Ende der ersten Hälfte in die zweite Halbzeit hinein transportieren. Nach schönem Doppelpass mit Thiele kommt Rene Eckardt frei zum Schuss, doch der Kapitän verzieht aus 14 Metern. Zwei Minuten später ertönt ein Pfiff: Elfmeter! Welcher Leipziger wo genau im Strafraumgewusel mit der Hand am Ball gewesen sein soll, war erst im Nachgang in den Fernsebildern zu erkennen. Timmy Thiele trat an und schoß, mit kurzem Anlauf den Keeper ins linke Eck verladend, am rechten Pfosten vorbei. Leipzig jubelte und Jena raufte sich die Haare: „Was wollen die denn noch für Chancen?“, rief ein verzweifelter FCC-Fan von der Tribüne und hatte recht.
Stellten die torlosen Heim-Remis gegen Cottbus und Nordhausen noch leistungsgerechte Punkteteilungen dar, so würde sich ein 0:0 aus diesem Spiel für Fans wie Mannschaft als Punktverlust anfühlen – zu deutlich war das Chancenplus des Tabellenführers gegen engagierte – allein das Ergebnis zeigte beide Mannschaften auf gleicher Augenhöhe. Sich solcherlei Gedanken hingebend sahen die Fans, wie Bedi Buval – oder wie sich Peter Ducke nach dem Spiel im MDR-Fernsehen ausdrückte (das Spiel wurde natürlich live im TV übertragen) „der farbige Spieler, den ich noch nicht kannte“ – knapp zehn Minuten vor Spielende eingewechselt wurde. Gerade mal drei Minuten auf dem Platz, setzte er auf der rechten Seite Matthias Kühne in Szene, der auf Manfred Starke in den Strafraum passte und dieser stocherte das Leder etwas umständlich im zweiten Anlauf in die Maschen.
Und der Jubel hatte etwas Befreiendes. Zum einen warfen die Leipziger nun wütend in der verbleibenden Spielzeit alles nach vorne, andererseits wollte Buval seinen Trainer zeigen, was er davon hielt, nicht von Anfang an mitspielen zu dürfen. erlief in der 87. Minute einen Pass inmitten der aufgerückten Abwehr der Messestädter und schob das Leder unter Bedrängnis am herauslaufenden Keeper vorbei zum 2:0 ins Netz. Doch damit nicht genug, schafften es die Jenaer Kicker – allen voran Buval – sogar, in nicht einmal fünf Minuten ein drittes Tor nachzuschieben … im wahrsten Sinne des Wortes, denn dem aus Belgien an die Saale gewechselten Stürmer gelang es in der vorletzten Spielminute den 3:0-Endstand zu markieren, als er den Ball im Derby ein weiteres Mal über die Leipziger Torlinie schieben konnte.
Mark Zimmermann: „Es war ein sehr offenes Spiel, für die Zuschauer ist das geil, als Trainer wünscht man sich doch etwas mehr Kontrolle in den Aktionen. Schon in der ersten Halbzeit, aber auch nach der Pause besaßen wir Riesen-Chancen inklusive des Elfmeters. Dann schien es fast so, als wenn es so laufen würde wie gegen Nordhausen und Cottbus. Aber in der 85. Minute hatte ich das Gefühl, dass ein Zug durchgefahren ist. Unglaublich, was dann noch abgelaufen ist. Mir nötigt es Respekt ab, wie sich die Jungs da noch belohnt haben.“
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