„Dein ist mein ganzes Herz“: Heinz Rudolf Kunze wird heute 60 und arbeitet im Moment hauptsächlich für seine große Fangemeinde
Er ist der „Tausendsassa“ der bundesdeutschen Rockmusikbranche, tourt nahezu rund um die Uhr, veröffentlicht jedes Jahr mindestens ein Album und ist auch literarisch schwer aktiv: Hein Rudolf Kunze. Heute feiert der Niedersachse seinen 60. Geburtstag und legte passend dazu seiner großen Fangemeinde in den letzten Wochen eine neue CD und zwei Bücher vor. Als Sprachkünstler, ganz wie man ihn kennt, zeigt sich Heinz Rudolf Kunze in seinem neuesten Werk „Schwebebalken (Tagebuchtage)“, das – wie nicht anders zu erwarten – die Grenzen der Gattung „Tagebuch“ sprengt.
„In diesem Buch ist nicht von Pappbechern die Rede. Nicht von Filterzigaretten, nicht von Vorverträgen, sogenannten Letters of Intent. Darüber hinaus, wer auf Beschreibungen von Klettverschlüssen aus ist, wird sie hier in diesem Text nicht finden. Ganz genauso unbefriedigt bleibt, wer etwas über Senf erwartet, Bundesligafußball oder Leseschwäche. Leider muß ich der Vollständigkeit halber auch allen, die sich Aufklärung erhoffen etwa über Für und Wider weitverzweigter Facebookfreundschaften, eine Absage erteilen und verkünden: Fehlananzeige“, so Kunze im Klappentext zu „Schwebebalken“. Und das ist nicht gelogen, denn der Künstler Kunze misstraut dem Internet, surft nicht und beteiligt sich nicht am sozialen netzwerkeln.
Ganz anders des die „Tagebuchtage“ ist sein zweites aktuelles Buch „Ich will hier nicht das letzte Wort“, welches Diether Dehm, Bundestagsabgeordneter der Partei DIE LINKE herausbrachte und das Heinz Rudolf Kunze und den ehemaligen DDR-Staatsratsschef Egon Krenz im Gespräch zeigt und das auf dem deutschen Buchmarkt inzwischen zu einem Bestseller geworden ist: Der Funktionär und der Künstler, das ergibt ein brisantes Duett. Kunze, der einst auf Einladung von Krenz in der DDR auftreten durfte, geht es dabei nicht um oberflächliche Schuldzuweisungen, sondern um persönliche und historische Erkenntnis. Was hat Krenz’ Generation falsch gemacht im Sozialismus? Hätte einer wie Kunze in der DDR Musik machen können – oder wäre es ihm wie Biermann ergangen? Die beiden streiten, debattieren über das, was sie bewegt: die deutsch-deutsche Geschichte, Kunst, Kinder, Krisen und die gegenwärtige Lage im Land. Zwei wache Geister nehmen sich die deutsche Mentalität zur Brust und liefern Zündstoff für aktuelle Debatten.
Bleibt noch das ambitionierte musikalische Geschenk des Jubilars an seine Fans zu erwähnen: das Album „Meisterwerke: Verbeugungen“. Heinz Rudolf Kunze spielte während seiner 35-jährigen Karriere immer wieder mal mit dem Gedanken, auch eine Platte mit eigenen Versionen fremder Künstler aufzunehmen. Aber erst 2016 entschloss sich der notorische Vielschreiber dazu, selbst ein Cover-Album aufzunehmen. Mit dem in Hamburg ansässigen Swen Meyer betreute ein Produzent die Aufnahmen, der unter anderem Alben von Tomte, Kettcar, Olli Schulz und Tim Bendzko produziert hat. Kunze war es bei diesem Projekt ein besonderes Anliegen, eine Art Kaleidoskop deutschsprachiger Pop- und Rockmusik abzubilden, bei dem es keine Vorurteile oder Tabus geben sollte. Zwischen dem ältesten Original, Freddy Quinns „Junge, komm bald wieder“ von 1962 bis zur jüngsten Adaption, Caspers „Hinterland“ von 2013, liegen mehr als 50 Jahre.
Erstaunlich ist, dass diese Zeitreise bei Kunzes grandiosem Unterfangen kaum auffällt, denn diese Meisterwerke wirken bei allen stilistischen Twists und stimmlichen Herausforderungen, die Kunze mit Bravour bewältigt, wie aus einem Guss. Selbst gestandene Kunze-Fans waren von der Auswahl überrascht: Statt der üblichen Verdächtigen also Kollegen wie Grönemeyer, Lindenberg oder Westernhagen standen auf der Tracklist unter anderen Die Ärzte, Einstürzende Neubauten und DAF. „Meisterwerke: Verbeugungen“ ist ein gelungener Husarenstreich geworden, der vor allem eins ist: Eine abenteuerliche und mitreißende Reise durch die deutsche Musikgeschichte, getragen von einem verdienten Sänger in absoluter Höchstform. Der geht dann auch im kommenden Jahr auf eine große Deutschland-Tour nur mit den Coverversionen, denn er ist und bleibt eben immer einer der ganz Großen im Deutschsprachigen Musikbusiness
Biografisches:
Heinz Rudolf Kunze, 1956 im Flüchtlingslager Espelkamp geboren, studierte ab 1975 Germanistik und Philosophie in Münster und Osnabrück bevor er 1980 seine Musikerkarriere startete. Kunze ist sicherlich einer der erfolgreichsten Rockmusiker Deutschlands („Dein ist mein ganzes Herz“), verbindet seit den frühen 1980er Jahren Rockmusik mit Sprachkunst auf höchstem Niveau und hat bisher mehr als 35 Alben und 23 Bücher veröffentlicht. 2005 und 2006 trat er gemeinsam mit Rainer Sauer bei verschiedenen Veranstaltungen in der Uiniversität Jena auf. Verheiratet ist Heinz Rudolf Kunze seit 2009 in zweiter Ehe mit einer Konflikttrainerin, die mehrere Jahre in Jena lebte und auch für ZONO Radio Jena arbeitete.
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