„Zum Seminar nach Washington“: FSU-Doktoranden diskutieren bei Teleteaching-Seminar aktuelle politische Fragen
Lernen im „globalen Klassenraum“: Doktoranden der Graduierten-Akademie im Programm „Religion-Conflict-Reconciliation“ an der Universität Jena haben in diesem Semester die Chance, Vorlesungen und Seminare der George Mason University in Arlington/Washington zu besuchen. Dabei nutzen die Teilnehmer die Möglichkeiten des Multimediazentrums der Universität, um sich an Lehrveranstaltungen der „School for Conflict Analysis and Resolution“ der George-Mason-Universität zu beteiligen.
Die Veranstaltungen werden an Nachmittagen zwischen 16 und 19 Uhr angeboten. Studierende aus anderen Ländern – wie Palästina oder Südafrika – haben die Gelegenheit, sich ebenfalls an den Lehrveranstaltungen zu beteiligen. Lehrkräfte sind Prof. Dr. Karina Korostelina (Washington) und Prof. Dr. Martin Leiner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Wie der Inhaber der Professur für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik erläutert, stehen aktuell „Nationale Identitäten“ auf dem Lehrplan. Ein heikles Thema, das bei der Brexit-Entscheidung ebenso eine Rolle gespielt habe wie beim Wahlsieg Donald Trumps, sagt Leiner. „Beleidigungen und Beschimpfungen von Gruppen führen bei der eigenen Gruppe zu gestärktem Selbstbewusstsein und letztlich zu einem Gefühl der Stärke.“
Der Ausgang des US-amerikanischen Wahlkampfs brachte für die Teilnehmer des Teleteaching-Seminars ganz besondere Erlebnisse mit sich: „Wir konnten live mit ansehen, wie erstaunt und ungläubig unsere amerikanischen Kolleginnen und Kollegen den Wahlsieg Trumps zur Kenntnis nehmen mussten.“ Wie Prof. Leiner weiter sagt, sei Trumps Wahlkampf kurz vorher noch Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses für seine Kollegin Karina Korostelina gewesen.
Die Sozialpsychologin analysierte Donald Trumps Wahlkampfreden und publizierte darüber das Buch „Trump Effect“. Korostelina kommt darin zu dem Schluss, dass es Trump gelungen ist, durch aggressive Mobilisierung weißer ethno-nationaler Identität, durch gezielte Beleidigungen anderer Staaten und bestimmter Gruppen, jenen Mitgliedern der ursprünglich etablierten weißen protestantischen Mehrheit, die sich zu Recht oder zu Unrecht benachteiligt und fremd im vermeintlich „eigenen Land“ fühlen, ein Gefühl von Stärke zu vermitteln. Der künftige Präsident habe – ähnlich wie europäische Rechtspopulisten – unrealistische Ängste erzeugt und sich gleichzeitig als Beschützer angeboten. Eine Methode, die derzeit in Europa ebenfalls erfolgreich angewandt wird.
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