„…sind Sie in der Pflicht, die Gültigkeit des besiegelten Dokuments überprüfen zu lassen“: Jenaer Newsblog verunsichert die Bevölkerung durch Fake News Meldung
Es sind Lügen, ohne Anhaltspunkt zur Realität, in die Welt gesetzt allein, um die Bevölkerung zu verunsichern. Und wenn man das geschafft hat, wird die vermeintliche Botschaft schnell und ohne weitere Erklärung wieder gelöscht: Fake News. Exakt diesem Muster folgend berichtete Mr. Jenapolis am vergangenen Donnerstag in seinem Newsblog darüber, dass zahlreiche von der Stadt Jena ausgestellte amtliche Dokumente ungültig sein könnten und forderte die Bevölkerung dazu auf, die entsprechende Gültigkeit des besiegelten Dokuments überprüfen zu lassen.
Was war passiert? Ausgangspunkt der Fake News Meldung war eine Mitteilung der Stadt Jena in deren Amtsblatt Nr. 8/17 vom 23. Februar 2017, in der es hieß: „Die nachstehend aufgeführten kreisförmigen Dienstsiegel der Stadt Jena sind in Verlust geraten und werden hiermit in allen Größen für ungültig erklärt.“ Diese im Grunde profane Meldung reichte Mr. Jenapolis aus, um die Jenaer Bevölkerung zu ermahnen: „Wenn Sie in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten ein amtliches Dokument… (u.s.w.) …sind Sie in der Pflicht, die entsprechende Gültigkeit des besiegelten Dokuments überprüfen zu lassen.„ – Doch diese Aufforderung war keine Satire sondern schlicht erfunden, gelogen, Fake News eben.
Hätte Mr. Jenapolis recherchiert oder die Stadt Jena persönlich angesprochen (Zitat aus dem Artikel: „alles das ist nicht bekannt.“), wäre er sicherlich auf eine entsprechende Pressemeldung des Oberbürgermeisters hingewiesen worden, in der man u.a. lesen konnte „…bereits im letzten Jahr wurde festgestellt, dass die Existenz der Siegel weder mit Sicherheit bestätigt noch ausgeschlossen werden kann. Ob überhaupt Siegel mit diesen Nummern zum Einsatz kamen, kann anhand der Unterlagen nicht nachvollzogen werden. (…) Für die Bürgerinnen und Bürger hat dieser Vorgang keinerlei Auswirkungen. Alle gesiegelten Dokumente der Stadt behalten ihre Gültigkeit.„ Mithin das genaue Gegenteil der Meldung. Als sein Skandal ruchbar wurde – beispielsweise berichtete die Mediengruppe Thüringen (TA, OTZ, TLZ) darüber -, machte Mr. Jenapolis das, was viele Fake News Verbreiter machen: In Deckung gehen und die Meldung so schnell wie möglich kommentarlos löschen. Doch Google zeigt den Link des gelöschten Artikels auch heute noch an.
Um es noch einmal klarzustellen: Fake News sind allein die Nachrichten, die absichtlich erfunden und/oder verbreitet werden, um Dritte zu verunsichern oder zu verleumden. Eine Nachricht, die aus Versehen unrichtig verbreitet wird, z.B. „Am Donnerstag besucht XYZ Jena“ und sofort nach der Feststellung, dass dies ein Schreibfehler ist, in „Am Freitag besucht…“ zu ändern, fällt nicht unter Fake News. Solche Nachrichten zu verbreiten ist ein Krieg gegen die Realität, damit am Ende niemand mehr so recht weiß, was nun eigentlich real und was erfunden ist. Auf jeden Fall sind Fake News ein schlimmes Übel unserer Zeit und gehören strikt bekämpft, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte, als er Ende letzten Jahres sein „Abwehrzentrum gegen Desinformation“ der Öffentlichkeit vorstellte.
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