„Radio macht sich nicht von allein“: Rainer Sauer zum 18. Geburtstag des Offenen Hörfunkanals Jena (Teil 1)

13.03.17 • AUS DER REGION, INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, RADIO JENA, START, UNSER JENA, UNSER JENA & DIE REGIONKeine Kommentare zu „Radio macht sich nicht von allein“: Rainer Sauer zum 18. Geburtstag des Offenen Hörfunkanals Jena (Teil 1)

Radio OKJ Liveübertragung vom historischen Markt in Jena im Jahre 2003. - Foto © MediaPool Jena

Radio OKJ Liveübertragung vom historischen Markt in Jena im Jahre 2003. – Foto © MediaPool Jena

JEZT - Radio OKJ ButtonJenas Bürgerradio ist seit heute offiziell „erwachsen“. Knapp zwei Jahrzehnte ist es her, als sich der Radio OKJ e.V. zum Ziel setzte, Kunst und Kultur unserer Stadt im Bereich Medien zu fördern. Seit 1998 trägt er die Aufgabe, die technischen und personellen Mittel für den Betrieb des Jenaer Bürgerradios bereitzuhalten und es gemäß den gesetzlichen Bestimmungen zu betreiben.

Am 13. März 1999 moderierte Rainer Sauer im neu geschaffenen „Medienzentrum Schillerhof“ in Jena-Ost die Eröffnungsgala des ersten vereinsgetragenen offenen Radiokanals in Thüringen mit vielen Gästen aus Gesellschaft, Politik und Bürgerschaft, Gunnar Poschmann (heute Pressesprecher von jenawohnen) startete damals um 15 Uhr den ersten Sendetag mit „Update“, danach stellte sich der Trägerverein vor, bevor und Sauer mit seinem „fliegenden Reporter“ Jens Thomas (heute Vorsitzender des Jenaer Stadtrats) die neuen Nutzer vorstellte. Darunter war auch Torsten Cott, der langjährige Leiter des Jenaer Bürgerradios, das für alle Menschen im Sendegebiet jeden Alters zugänglich ist, um eigene Sendungen zu produzieren und auszustrahlen oder ausstrahlen zu lassen.

Wir sprachen mit Rainer Sauer zum Geburtstag von RADIO OKJ:

Blick in das Radio Jena Studio am Löbdergraben im Jahre 2002. - Foto © MediaPool Jena

Blick in das Radio Jena Studio am Löbdergraben im Jahre 2002. – Foto © MediaPool Jena

Frage: RADIO OKJ hat jetzt über 18 Jahre Klasse bewiesen und Klasse gehalten, viele Medienpreise bekommen und ist für viele Menschen in Stadt und Region zum Pflichtprogramm im Radio geworden. Wie zufrieden sind Sie mit dem Bürgerradio aus Jena?

Sauer: Radio macht sich nicht von allein. Man braucht Enthusiasmus, Geld und eine starke Mannschaft. Den Enthusiasmus hatte der Verein von Anfang an mit Frank Günther als Vorsitzenden, den hat er heute noch mit Helge Liebold als aktuellem Vereinschef und den hatte er auch dazwischen mit den anderen Vorständen, zu denen ich ja auch einige Zeit gehören durfte. Das ist die eine der tragenden Säulen. Die Landesmedienanstalt hat uns alle als Radiomacher nie im Stich gelassen – gut, sie hat uns gelegentlich ein wenig geärgert, aber da musste man dann Co-Finanzierungen finden und das hat der Verein – aber die TLM war und ist eine weitere tragende Säule für das jenaer Bürgerradio. Und dann haben wir eine hervorragende Mannschaft. Schon immer gehabt. Bei all dem Verdruss, den manchem Hörer in der Vergangenheit das eine oder andere Programm bereitet hat, darf man nicht vergessen, dass z.B. ein Jens May…

…von Antenne Thüringen...

…genau, dass er seine ersten Schritte OnAir nicht dort gemacht hat sondern bei RADIO OKJ auf Sendung war. Die Nutzer sind und bleiben die hervorragende Basis der Mannschaft und auch die „Trainer“ – so nenne ich sie jetzt einmal – Katja Schubach und Matthias Dornieden, leisten insbesondere nach dem von der Landesregierung erzwungenem Neuanfang im letzten Jahr, eine tolle Arbeit. Vor diesem Hintergrund bin ich zufrieden damit, wie sich der Offene Hörfunkkanal Jena über all die Jahre entwickelt hat. Auch wenn es natürlich immer noch besser sein könnte. Keine Frage. Aber wir können durchaus gemeinsam stolz auf das sein, was bei RADIO OKJ gesendet wird.

Besonders wichtig ist dem Verein, einen offenen und diskriminierungsfreien Zugang für die Bürger Jenas zum Medium Radio zu gewährleisten. Wie nah ist man, gemessen an den Ergebnissen, diesem Ziel gekommen?

Ich denke, so nah, wie es nur irgend geht. Das ist ja heutzutage ein Glück, in einer Gesellschaft zu leben, in der fast alles möglich gemacht wird. Schauen wir uns Rußland an, Polen oder die Türkei und ein Blick in die USA schadet auch nichts. Da freut man sich natürlich über das, was im Jenaer Bürgerradio möglich ist, auf das bisher von den Nutzern Geleistete. Aber man darf nicht zu schnell glauben, damit gesellschaftlich schon etwas erreicht zu haben. Es kann sein, dass uns da auch in den nächsten Jahren immer wieder bittere Erfahrungen bevorstehen. Ich gehe aber davon aus, dass die Programmvielfalt, „von Kreuz bis queer“ sage ich immer, und muslimische Sendungen gibt es ja inzwischen auch, weiter erhalten bleibt, aber wie gesagt: Hier darf man sich keineswegs zu früh freuen.

Radio OKJ Liveübertragung im Jahre 2005. - Foto © MediaPool Jena

Radio OKJ Liveübertragung im Jahre 2005 mit Walter Zander, Frank Günther und Ilja Sokolowski. – Foto © MediaPool Jena

Sie sind in Jena ein bekanntes Gesicht, auch durch Ihr politisches Engagement. Woher kommt Ihr Bezug, woher stammt Ihr Interesse am Radio?

Ich wohne nun schon fast mein halbes Leben lang in Jena, komme aber ursprünglich aus Hessen. Als Diplom-Verwaltungswirt und Journalist kenne ich natürlich beide Seiten der Medaille, also Anspruch und Realisierbarkeit. Radio zu machen war immer mein Traum. In jungen Jahren war ich bei einer Schülerzeitung und machte Reportagen, die wir im Schulradio sendeten, später schrieb ich für Zeitungen und Musikmagazine, hatte beim Hessischen Rundfunk eine eigene Sendung und bekam Radiopreise. Es gibt ja Menschen, auch und gerade hier in unserer Stadt, die sich beinahe täglich fragen, weshalb sich niemand für ihre Radio- oder Bloggerarbeit interessiert und dabei ist die Antwort ganz einfach: Um ernst genommen zu werden, kommt man nicht umhin, sich gesellschaftlich zu engagieren. Und zwar mit aktivem Tun und nicht mit immer neuen Luftschloss-Ideen, die niemals zu Ende gebracht wurden. Dieses Stammtischgeschwafel bringt nichts außer alkoholgeschängerter Zustimmung. Nur wer sich in Parteien, Vereinen, Institutionen aktiv einbringt und Verantwortung in unserer Gesellschaft übernimmt, auch in finanzieller Hinsicht, kann eines Tages auf substanzielle Ergebnisse zurückschauen. Man braucht sich nur die Eichplatzbewegung anzusehen, um zu wissen wie es funktioniert. Ferge, Schrade und Dr. Jänchen gestalten heute unsere Jenaer Gesellschaft aktiv mit. Andere sitzen dagegen immer noch auf der Couch und beklagen sich über die Ungerechtigkeit des Lebens.

Haben Sie deshalb vor zehn Jahren das Multimediaportal JEZT ins Leben gerufen?

Die Idee kam sowohl aus der Rundfunkinitiatve „103komma4FM“ als auch dem Förderverein der Alfred-Brehm-Regelschule in Lobeda – in beiden war ich Vorsitzender. Schon im Jahr 1999 wollte man von dort aus eine Webseite mit Nachrichten und Neuigkeiten aus unserer Stadt etablieren. Wir machten dann Ende 2001 das Projekt „Planet Jena“ und versuchten uns an einem Portal, was aber schief ging. Es dauerte noch ganze sechs Jahre, bis Geld und Resourcen da waren, um eine kleine Seite zu etablieren: das „Lichtstadt.Netz“. Orientiert hatten wir uns dabei an der JenaTV-Seite und fragten deren früherem Chef Stephan Schultze-Jena, wie das so funktioniert. Und natürlich half die Aktion „Größtes Kreidepflasterbild der Welt“ von Uwe Förster und mir aus der Alfred-Brehm-Schule und dem Unternehmer Gernot Heckel, die es bis ins „Guinnessbuch der Rekorde“ schaffte. Ab da war auch das Geld gesichert und die Initiatoren starteten schließlich 2010 unser täglich aktuelles Portal, aus dem 2014 JEZT wurde.

[DIE FORTSETZUNG FOLGT BEREITS MORGEN]





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