„Anderen geholfen und dabei das eigene Augenlicht eingebüst“: Der Jenaer Preis für Zivilcourage ging an die Studentin Louise Beckmann
Am Freitag wurde zum sechzehnten Mal der Jenaer „Preis für Zivilcourage“ verliehen. Mit diesem Preis ehrt die Stadt Jena alljährlich Menschen, die couragiert gehandelt haben. Wechselnde Stifter spendieren das Preisgeld von 1.000 Euro und diesmal ist es Implantarium. Die gemeinschaftliche Zahnarztpraxis von Dr. med. Joachim Hoffmann, Dr. med. dent. Christin Drothen und Dr. med. dent. Claus Wächter übernimmt die Preisstiftung sehr gern – besonders vor dem Hintergrund der mehrfachenThügida-Demonstrationen im Jenaer Damenviertel, in dem auch die Praxis ihren Sitz hat.
Hinschauen, wenn andere wegsehen. Widersprechen, wo geschwiegen wird. Handeln, wenn alles bewegungslos verharrt: Das ist Zivilcourage. Betreut wird der Wettbewerb von Kokont. Kokont steht für „Koordinierungsstelle des Jenaer Stadtprogramms und Kontaktbüro des Runden Tisches für Demokratie“.
In diesem Jahr geht der Jenaer „Preis für Zivilcourage“ an die Medizinstudentin Louise Beckmann. Am 22. Oktober 2016 war sie mit Freunden in Jena unterwegs, war am Paradiesbahnhof aus der Straßenbahn gestiegen und wurde dort von einer Gruppe betrunkener Männer verbal angegriffen. Als einer der Männer aggressiv auf die jungen Leute los ging, wollte die 22-Jährige schlichten, stellte sich zwischen die Männer und wurde auf brutale Art und Weise zusammengeschlagen. Fatal: Der Schläger konnte flüchtet und wurde bis heute von der Polizei nicht ermittelt.
Fortan (und noch ihr ganzes weiteres Leben lang) muss Louise Beckmann mit den körperlichen und gesundheitlichen Folgen der Schläge vom Oktober 2016 leben: am linken Auge traten Verletzungen ein, die dazu führten, dass sich die Netzhaut ablöste. Frau Beckmann hatte mit komplizierten Operationen, wochenlangem Krankenhausaufenthalt und Behandlungen zu kämpfen, doch die Verletzung heilte leider nicht aus. Nun wird sie auf diesem Auge halb blind sein, sofern es sich nicht später noch verschlimmert. „Und ich werde immer mit der Angst leben, dass die Situation sich verschlechtern könnte“, erzählte die junge Frau bei der Preisverleihung im Jenaer Rathaus.
Für ihr beherztes, mutiges Eintreten für Andere – dies ohne Rücksicht darauf, selbst dabei Schaden nehmen zu können – bekam sie jetzt den Zivilcourage-Preis 2017 verliehen. Sie sei mehrfach gefragt worden, „ob ich es nicht bereue, so gehandelt zu haben“, berichtete die 22-Jährige in ihrer Dankesrede und fügte an: „Nein, denn wenn ich es nicht getan hätte, wäre es vielleicht noch viel schlimmer ausgegangen.“ Enttäuscht sei sie im Grunde nur über der Polizei, sagte die Preisträgerin, denn die habe in ihrem Fall „nicht die beste Arbeit geleistet.“ Heute sei es nahezu aussichtslos, den Täter von damals noch zu ermitteln. Dies sei schwer für sie, aber damit müsse sie nun leben, so Beckmann.
« Heute ist „Tag der Städtebauförderung“ in Jena-Neulobeda als Auftakt der Veranstaltungen rund um das 50-jährige Bestehen des Stadtteils Die Ostthüringer Zeitung berichtet: Thüringer Liberale sehen sich für Wahl gerüstet! »