Ergebnis der Evaluierung des Leibniz-Instituts für Alternsforschung / Fritz-Lipmann Institut e.V. Jena (FLI) liegt nun schriftlich vor

14.07.17 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu Ergebnis der Evaluierung des Leibniz-Instituts für Alternsforschung / Fritz-Lipmann Institut e.V. Jena (FLI) liegt nun schriftlich vor

Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut FLI Jena – Foto © Leibniz Gesellschaft

Die Förderung von vier Leibniz-Instituten soll fortgeführt werden. Das hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft am Dienstag nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen. Eine erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen soll bei drei Einrichtungen nach dem Regelturnus von sieben Jahren, bei einem Institut, welches in Jena ansässig ist, jedoch schon nach drei Jahren erfolgen.

Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert: 1.) Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin / Hamburg (BNITM), 2.) Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann Institut e.V. / Jena (FLI), 3.) Das Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung / Braunschweig (GEI), 4.) Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz (IEG). In der Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zum FLI heißt es im Einzelnen:

Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann Institut e. V. (FLI) betreibt biomedizinische Grundlagenforschung mit dem Ziel, die molekularen Mechanismen des menschlichen Alterns sowie alternsbedingter Erkrankungen zu entschlüsseln. Bei der letzten Evaluierung 2008 stellte der Senat der Leibniz-Gemeinschaft fest, dass unter Leitung des damaligen Direktors eine beeindruckende Aufbauleistung stattgefunden habe und hob dabei unter anderem die konzeptionelle Fokussierung des FLI auf die molekulare Alternsforschung hervor. In seiner heutigen Stellungnahme würdigt der Senat, dass am FLI seitdem vielfältige sehr gute, teilweise sogar exzellente Leistungen erbracht wurden. Der Senat stützt sich dabei auf die Bewertungen einer internationalen Sachverständigen-Gruppe, die das Institut im Oktober 2016 besuchte.

Allerdings stellte das Präsidium der Leibniz-Gemeinschaft am 13. Juni 2017 ein grob fahrlässiges wissenschaftliches Fehlverhalten des Institutsdirektors fest. Mit dem Nachweis des Fehlverhaltens sind wesentliche Grundlagen für die äußerst positive Einschätzung der vom Direktor geprägten Arbeitseinheit entfallen, wie der Senat im Einzelnen darlegt.

Der Senat würdigt, dass am FLI seit der letzten Evaluierung 2008 vielfältige positive Leistungen erbracht wurden. Er sieht das Institut derzeit jedoch in einer gravierenden und grundlegenden Krise. Das nachgewiesene Fehlverhalten erschüttere die wissenschaftliche Integrität des FLI-Direktors und führe zu einem grundlegenden Autoritätsverlust. Das Aufsichtsgremium müsse Wege finden, um die Führungskrise am FLI schnellstmöglich zu überwinden. Die Aufgabe einer neuen und unbelasteten Führung werde es sein, im Anschluss an unverzüglich erforderliche Maßnahmen zur Sicherung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis die Strukturen des Instituts angemessen zu reformieren.

Damit hebt der Senat auch auf die im Bewertungsbericht zum FLI und in seiner Stellungnahme ausführlich erörterten Vorwürfe zu Fehlverhalten beim Umgang mit Tierversuchen ab. Sie führten im Jahr 2016 zur Rücknahme von zahlreichen Tierversuchsgenehmigungen sowie zu weiteren behördlichen und noch andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Neue Maßnahmen und Regelungen am Institut führten dazu, dass inzwischen Tierversuchsvorhaben durch die zuständige Behörde wieder- bzw. neu genehmigt wurden. Auch der Senat sieht die neuen Strukturen als geeignet an, um Fehlentwicklungen in Tierzüchtung und -haltung zukünftig zu vermeiden. Nach Abschluss der laufenden Ermittlungen werde aber zu prüfen sein, ob weitere Änderungen erforderlich seien. Die Beachtung und Umsetzung der neuen Regelungen sei eine zentrale und laufende Aufgabe für Leitung, Beirat und Aufsichtsgremium. Der Senat empfiehlt Bund und Ländern die gemeinsame Förderung fortzuführen, die nächste Überprüfung aber bereits in drei Jahren (2020) vorzusehen.

Hierzu erklärte der wissenschaftliche Interimsdirektor am FLI, Matthias Platzer, dass man die Auflagen der Leibniz-Gemeinschaft ernst nehme und mit Hilfe interner und externer Experten in den kommenden Monaten Konsequenzen aus den Vorwürfen gezogen werden sollen. Ziel sei, die geforderte Umstrukturierung innerhalb der drei Jahre zu bewältigen und den guten Ruf des Leibniz-Instituts für Alternsforschung / Fritz-Lipmann Institut e.V. Jena wieder herzustellen. In der Mitteilung des Jenaer Instituts ist weiter von strukturellen Schwächen und einer Krisensituation die Rede. Positiv bewertet wird, dass Sondermittel zum Aufbau einer neuen Forschungseinrichtung vom Senat der Leibniz-Gemeinschaft befürwortet würden.

Hintergrund: Das Jenaer Leibniz-Institut, an dem nach eigenen Angaben 330 Mitarbeiter aus 30 Ländern forschen, untersucht die molekularen Mechanismen des Alterns und altersbedingter Krankheiten. Es besteht seit 2004. In seiner Stellungnahme würdigte der Senat der Leibniz-Gemeinschaft, dass an dem Jenaer Institut seit der letzten Evaluation 2008 „vielfältige sehr gute, teilweise sogar exzellente Leistungen erbracht wurden“. Getrübt werde die Bilanz aber durch Fehlverhalten des Institutsdirektors Dr. Karl Lenhard Rudolph und den nachgewiesenen Verstößen gegen den Tierschutz.





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