„Herzschlagfinale“: Science City unterliegt in Braunschweig hauchdünn mit 68:69
Eine knappe und schlussendlich ärgerliche Niederlage musste Science City Jena am Freitagabend in Niedersachsen einstecken. Die Ostthüringer unterlagen personell gehandicapt beim Tabellennachbarn aus Braunschweig hauchdünn mit 68:69, hatten in den Schlusssekunden gleich zweimal die Möglichkeiten dem Duell die erhoffte Wendung zu geben. Beide Optionen – ein Dreier von Ermen Reyes-Napoles sowie ein Korbleger von Derrick Allen – verfehlten den Korb der Gastgeber und so feierte nach der Schlusssirene ein überwiegender Teil der mit 3191 Zuschauer besetzten Volkswagenhalle. Während die Okerstädter nach dem Wimpernschlag-Finale in der Tabelle der easyCredit BBL aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs mit Jena die Plätze tauschen, sich das Harmsen-Team nach dem Ende der Hinrunde auf einem sicheren 13. Rang einreiht, verfügen beide Teams über einen relativ komfortablen Vorsprung auf die Abstiegszone. Mit bereits zehn Punkten Vorsprung auf Bremerhaven sowie 12 Punkten Differenz zum Tabellenschlusslicht aus Tübingen befindet sich Science City Jena hinsichtlich der Zielstellung Klassenerhalt straff auf Kurs, auch in der kommenden Spielzeit Erstliga-Basketball genießen zu können.
Bereits im Vorfeld der Partie standen die Zeichen für Science City Jena nicht unter dem besten Stern. Nachdem der Einsatz des weiterhin mit einer Adduktorenverletzung an der Seitenlinie Platz nehmende Litauers Martynas Mazeika bereits im Vorfeld erwartet wurde, konnte der erst am Spieltag hinterhergereiste Brandon Spearman aufgrund eines Infektes lediglich einen einminütigen Einsatz verzeichnen. Skyler Bowlin, der sich in der Trainingswoche mit Rückenprobleme geplagt hatte, konnte ebenfalls nur dosiert eingesetzt werden und blieb deutlich unter seinem sonstigen Minutenschnitt. Im Duell mit den Braunschweiger Basketball Löwen zeichnete sich bereits im Startviertel ein überwiegend enges Duell ab. Beide Kontrahenten entdeckten früh ihre jeweiligen Wohlfühlzonen und so scorten die Gastgeber primär Inside, während sich Science City Jena in erster Linie auf die Fläche hinter dem Perimeter verlegte. Die erstmalige Startnominierung von Löwen-Fünfer Lars Lagerpusch erwies sich aus Sicht der Hausherren gleichermaßen als überraschend wie erfolgreich. Mit acht Punkten hatte der 19-jährige Center entscheidenden Anteil an der Braunschweiger 24:17-Führung der ersten Viertelpause. Die Bretter bis zur Halbzeitpause dominierend, nutzten die Niedersachsen auch im zweiten Abschnitt ihre Vorteile unter den Körben konsequent, griffen sich bis zum Halbzeit-Gong 24 Abpraller, während Jenas Riesen lediglich 14 Rebounds abgreifen konnten. Nachdem der langsam auftauende BBL-Allstar Scott Eatherton mit vier aufeinanderfolgenden Zählern das zweite Viertel eröffnet hatte, schlugen die Thüringer zurück, um sich mit einem erträglichen 36:30-Rückstand in die Halbzeitkabine zu verabschieden.
Nachdem die Niedersachsen mit Rückkehr auf das Parkett der Volkswagenhalle zunächst den besseren Start erwischten, sich bis auf 42:33absetzen konnten, fand Science City nach einer Jenaer Auszeit das Gaspedal. Mit einem kleinen Zwischenspurt bis auf 42:39 verkürzend, befand sich das Harmsen-Team in der Mitte des Spielabschnitts wieder in Schlagdistanz. In der 26. Minute war es Ermen Reyes-Napoles, der mit einem von Derrick Allen aufgelegten Korbleger die erste Jenaer Führung erzielte und Science City mit 48:47 in Front bringen konnte. Der sonst überwiegend blass bleibende Löwen-Flügel Nemanja Jaramaz sorgte mit fünf aufeinanderfolgenden Punkten für den umgehenden Richtungswechsel der Partie, die aufgrund zahlreicher knapper Zwischenstände langsam die erhoffte Dramatik aufnahm. Während beide Teams mit einem ausgeglichenen Score von 53:53 in die finalen zehn Minuten gingen, entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, welches bis zur Schlusssekunde anhalten sollte.
Zwar gelang es Ermen Reyes-Napoles zu Beginn des letzten Viertels die Jenaer Erstliga-Basketballer via Dreier erneut mit 56:54 in Front zu bringen, doch die Gastgeber schlugen bereits im Gegenzug mit einen Dunk von Lars Lagerpusch zum erneuten 56:56-Ausgleich zurück. Fortan meist parallel punktend, blieb es Braunschweigs Allstar Scott Eatherton in der 35. Minute an der Freiwurflinie vorbehalten den Vorsprung seiner Löwen auf 66:60 zu schrauben – nach einer bis dato äußerst punktearmen Partie fast schon die halbe Miete. Zeit für die Jenaer Routiniers, das Spiel von Science City zu übernehmen. So glänzten abwechselnd Julius Jenkins, Derrick Allen und Immanuel McElroy, die sich im Zusammenspiel gegen die drohende Niederlage stemmten und 170 Sekunden vor der Schlusssirene erneut auf 66:66 ausgleichen konnten.
Bis zum brennenden Nadelstich der Braunschweiger, einem Distanzwurf von Österreichs Nationalspieler Thomas Kleipesz, der mit dem Dreier zum 69:66 seine einzigen Punkte erzielte, pendelte das Duell erneut in Richtung der Niedersachsen. Was folgte war ein von den Unparteiischen übersehenes Goaltending von Anthony Morse nach einem Korbleger von Jenas Kapitän Derrick Allen, welches 138 Sekunden vor der Schlusssirene die Ausgangslage für Science City unnötigerweise verschärfte. Doch Jenas erfahrene Nummer 15 kämpfte, ackerte und sorgte mit seinem Korb zum 69:68-Anschluss in den verbleibenden 86 Sekunden noch einmal für offene Visiere. Nachdem sich in den folgenden Sequenzen beide Teams beharrlich weigerten eine Entscheidung herbeizuführen, wanderte der Spalding nach einem Foul von Thomas Klepeisz 8.5 Sekunden vor Ultimo in die Jenaer Reihen, die somit den letzten Wurf bekamen.
Natürlich nahm Björn Harmsen noch einmal eine Auszeit, um die finale Situation zu besprechen. Der Baseline-Einwurf von Julius Jenkins wanderte in die Hände von Immanuel McElroy, welcher in der Braunschweiger Zone dichtgemacht bei 5.8 Sekunden Restspielzeit auf den an der Dreierlinie freien Max Ugrai passte. Statt selbst abzudrücken, leitete Ugrai den Ball auf den in der Ecke stehenden Ermen Reyes-Napoles weiter. Das Jenaer Urgestein nahm sich 4.1 Sekunden vor der Sirene ein Herz und warf, zu lang. Der Ball prallte auf die hintere Ringkante, sprang hoch ab und landete in den Händen von Derrick Allen, der jedoch mit seinem Korbleger 0.8 Sekunden vor der Sirene ebenfalls scheiterte. Kollektiver Freudentaumel bei den in gelb gekleideten Braunschweigern, Ernüchterung in Reihen der Jenaer Erstliga-Riesen.
Björn Harmsen: „Das war das erste Spiel des Jahres. Leider ist es unglücklich für uns ausgegangenen. Letzte Woche hatten wir noch das Glück einen sehr schweren Wurf zu treffen. Heute haben wir am Schluss zwei relativ einfache Würfe gehabt und die nicht getroffen. Ansonsten hätte es anders ausgehen können. Ich glaube, dass wir uns sehr schwer getan haben, ins Spiel zu finden. Das hatten wir aber auch erwartet, weil wir in dieser Woche personelle Probleme hatten. Wir mussten heute einiges anders machen, mussten zum Beispiel viel Zone spielen. Wir haben das Spiel aber am Anfang des ersten Viertels und am Anfang des dritten Viertels verloren. Glückwunsch an Braunschweig.“
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