„Mehr als 700 Tote und unzählige Schwerstverletzte“: In Jena erinnerte man sich an die Opfer der Bombenangriffe von Anfang 1945

22.03.18 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu „Mehr als 700 Tote und unzählige Schwerstverletzte“: In Jena erinnerte man sich an die Opfer der Bombenangriffe von Anfang 1945

Stilles Gedenken in der Rathausgasse im März 2018. – Foto © Stadt Jena Kristian Philler

(JEZT / Kristian Philler) – Die Stadtgesellschaft Jena erinnerte am vergangenen Montag an die Opfer der Bombenangriffe auf unsere Stadt von Anfang 1945. Ab Februar 1945 bis noch kurz vor Kriegsende war die Zeiss-Stadt Jena mit ihrer Rüstungsindustrie drei Monate lang immer wieder Ziel von Bombenangriffen der Alliierten. So  bombardierten am 9. Februar 1945 rund 100 Flugzeuge kurz nach 12 Uhr Mittags die Jenaer Innenstadt. 98 Tote, knapp 260 verletzte Menschen, darunter 53 Schwerstverletzte, waren die erschreckende Bilanz des Tages, bei dem auch die Universitätsbibliothek einen Volltreffer erhielt.

Genau vierzehn Tage später kam der nächste Angriff: am 23. Februar 1945 trafen kurz nach 11 Uhr 40 mehr als 150 Bomben das Nordgebiet rund dem den Kieshügel. Im März 1945 ging es für die Jenenser Schlag auf Schlag. Am 10. März 1945 warfen Flugzeuge Bomben auf den Beutenberg und auf Lichtenhain ab, nur sieben Tage später erfolgte zwischen 13 Uhr und 13 Uhr 30 ein Fliegerangriff mit 90 Flugzeugen, die 400 Bomben auf das Zeiss Südwerk, auf die Schott Glasfabrik und auf Jena-Ost abwarfen. Trauriges Fazit: 138 Tote, 210 Schwer- und 148 Leichtverletzte – bis heute vermisst 12 Personen, die wahrscheinlich bis zur Unkenntlichkeit verbrannten oder von Bomben zerfetzt wurden. Insgesamt 54 Häuser wurden zerstört, mehr als 80 stark beschädigt.

Blick auf das 1945 zerstoerte Stadtzentrum von Jena – Foto © Sammlung Frank Doebert

Blick auf das von Bomben zerstörte Stadtzentrum von Jena – Foto © Sammlung Frank Döbert

Jena stand noch unter Schock als bereits zwei Tage später am 19. März 1945 der schwerste Luftangriff auf unsere Stadt begann. Um 13 Uhr 17 schlug die erste Bombe auf und nur 15 Minuten später die letzte. Doch in dieser kurzen Zeitspanne warfen etwa 200 Bombenflugzeuge ihre tödliche Last auf Jena. Sie kamen von Westen, flogen die Leuchtenburg bei Kahla an, schwenkten dann nach Norden und flogen dann über Lobeda und die Wöllnitzer Wiesen direkt die Jenaer Innenstadt an. Im Hagel der rund 1.500 Bomben blieb um 13 Uhr 15 an der Stadtkirche St. Michael die Turmuhr stehen. Als das Grauen vorbei war, beklagte man 134 Tote, 123 Schwerverletzte, Hunderte Leichtverletzte und 35 Vermißte. 218 Häuser der Innenstadt waren durch Volltreffer oder Feuer komplett zerstört.

Nach den Bombenangriffen: Blick auf das Historische Rathaus von Jena. – Foto © Sammlung Frank Döbert

Im Bombenhagel des Angriffes gingen die Rathausgasse, Löbderstraße, Teile der Leutra- und Johannisstraße und die Weigelstraße unter. Von der Rathausgasse – von Löbderstraße/Kollegiengasse bis Am Kreuz blieb alleine das Jenaer Rathaus schwer beschädigt übrig; verloren gingen unter anderem die Hofapotheke und das Kirstensche Haus: zwei Kleinode am Historischen Markt.

Drei Wochen später, am 9. April 1945, erfolgte mit dem schweren Angriff auf den Saalbahnhof und das Reichsbahnausbesserungswerk sowie die nebenstehenden Gebäude der Löbstedter Straße, der letzte große Luftangriff auf Jena mit etwa 100 Toten und rund 40 zerstörten oder schwer beschädigten Gebäuden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Alliierten innerhalb von nur wenigen Wochen große Teile unserer Stadt un der Stadtzentrums mit Bürgerhäusern, darunter das Stadtmuseum und die Universitätskirche, zerstört und 709 Menschen den Tod gebracht.

Mehr als 4.000 Wohnungenblieben  zerstört zurück in 1.187 Häusern. Zudem wurden 140 Einzelhandesgeschäfte vernichtet, etwa ein Viertel der Produktionsanlagen der beiden  Zeisswerke in Jena und etwa 40 Prozent der Universitätseinrichtungen. Der Hagel der Brand- und Sprengbomben vernichtete zudem eine Vielzahl an unersetzlichen Kulturbauten unserer Stadt, darunter das Dominikanerkloster mit dem „Collegium Jenense“.

An der Stele in der Rathausgasse wurde nun am Montag, den 19. März 2018, ein Kranz niedergelegt und Jenas Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter sagt edazu: „Die Schweigeminute gilt all jenen, welche damals und heute unter Krieg leiden.“





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