„Miterfinder der Lithium-Ionen-Batterie“: Der gebürtige Jenaer John B. Goodenough erhält am Mittwoch die Ehrendoktorwürde der FSU
(Axel Burchardt) – Sie sind in Mobiltelefonen, Notebooks und Digitalkameras ebenso zu finden wie in Akkuschraubern, Elektroautos und -fahrrädern: Lithium-Ionen-Akkus. Ihr Miterfinder ist Prof. Dr. John Bannister Goodenough. Der US-amerikanische Wissenschaftler kommt am kommenden Mittwoch, den 28. März 2018, in die Stadt zurück, in der er 1922 geboren wurde: nach Jena.
Hier erhält er die Ehrendoktorwürde der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität ehrenhalber „für seine herausragenden und bahnbrechenden wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Entdeckung und Entwicklung von neuen Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien“, wie es im Text der Urkunde heißt, die Dekan Prof. Dr. Alexander Brenning und Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal überreichen werden. Der öffentliche Festakt beginnt um 18.00 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1).
John B. Goodenough ist, wie es der Jenaer Laudator Prof. Dr. Ulrich S. Schubert ausdrückt, der Erfinder des „Rückgrats“ von Lithium-Ionen-Batterien – der Lithiumcobaltoxid-Kathode, die den kommerziellen Erfolg der Batterie ermöglichte. Diese Erfindung ist inzwischen in beinahe allen mobilen Geräten der Welt enthalten und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Zwei weitere wichtige Kathodenmaterialien, Lithium-Mangan-Oxid Spinell (LiMn2O4) und später auch Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO4), wurden ebenfalls maßgeblich in seinen Labors in Oxford und Austin entwickelt. Bis heute arbeitet der inzwischen 95-jährige Experte an alternativen Strategien für sichere wiederaufladbare Batterien.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass er auch in Kontakt mit dem „Zentrum für Energie und Umweltchemie“ (CEEC Jena) der Friedrich-Schiller-Universität Jena steht, wo an den Batterien der Zukunft gearbeitet wird – wozu auch die weltweit größte Batterie gehört, die vom Energieversorger EWE in Norddeutschland auf der Grundlage der Jenaer Forschungen errichtet werden soll. Dass Goodenough bereits in den 1950er Jahren intensiv an der erfolgreichen Suche nach neuen Materialien für Computer-Arbeitsspeicher beteiligt war, ist ein weiterer Verdienst des vielfältigen Wissenschaftlers, auf den die „Goodenough-Kanmori-Regel“ zurückgeht, die die Vorhersage von magnetischen Austauschwechselwirkungen erlaubt.
Für seine Leistungen erhielt der produktive Wissenschaftler zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. So wurde Goodenough beispielsweise 2013 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama mit der National Medal of Science, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der US-Regierung, geehrt. Darüber hinaus gilt er als einer der Favoriten für den Nobelpreis für Chemie. Dennoch ist es die erste Ehrendoktorwürde, die Goodenough im deutschsprachigen Raum erhält.
Hintergrund: Goodenough wurde als Kind US-amerikanischer Eltern am 25. Juli 1922 in Jena geboren und an den Universitäten von Yale und Chicago ausgebildet. Er arbeitete als Entwicklungsingenieur bei der Westinghouse Electric Corporation und leitete ab den späten 1970er Jahren die Anorganische Chemie an der University of Oxford in England. Seit 1986 arbeitet er als Professor an der University of Texas at Austin. Goodenough hat über 850 Publikationen verfasst.
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