„Geblendet“: Der FCC verliert Flutlichtpremiere und Heimnimbus gegen starke Würzburger
Nach 241 Tagen verlor der FC Carl Zeiss erstmals wieder ein Heimspiel und musste sich starken Würzburgern verdient mit 1:2 (0:2) geschlagen geben. Kevin Pannewitz erzielte am heutigen Abend vor 6.047 Zuschauern acht Minuten vor dem Ende den Anschlusstreffer, die Aufholjagd fand jedoch unter gleißendem Licht kein Happy-End. Jena verbleibt damit auf Rang 15, acht Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz.
Dabei war die Vorfreude groß. Nach endlosen Jahren des Wartens auf einen Ersatz für die 2013 abgerissenen Jenaer Wahrzeichen, noch unfreiwillig verlängert durch die kurzfristige Spielabsage Anfang März, wurde zu den Klängen von Rammsteins „Sonne“ das Ernst-Abbe-Sportfeld pünktlich zum Einlaufen der Mannschaften erleuchtet. Nach einer Schweigeminute für FCC-Abwehrlegende Michael Strempel rollte endlich der Ball, allerdings von Beginn an in Richtung Jenaer Tor. Nach drei Minuten lag das Leder bereits im Netz. Jo Coppens, der erneut den DFB-gesperrten Koczor vertrat, ließ sich von Göbel den Ball aus den Händen spitzeln und auch Jenas zurückgeeilte Verteidiger konnten den Schuss ins leere Tor aus spitzem Winkel nicht verhindern. Coppens‘ Proteste blieben fruchtlos.
Der Zweitligaabsteiger zeigte sich jetzt in allen Belangen überlegen. Ohne Ball ließ man mit agressivem Pressing bereits 20 Meter in der Jenaer Hälfte der Heimelf keine Luft zum Atmen und unterband in Abwesenheit des an einer Knöchelblessur laborierenden FCC-Kapitäns Eckardt jeglichen geordneten Spielaufbau. Mit Ball zeigten die Bayern dann ihre spielerische Klasse und stellten die Zimmermann-Elf vor ein Problem nach dem anderen. Konnte Coppens nach 22 Minuten einen Kopfball Schuppans noch entschärfen, so war er in der 31. Minute machtlos. Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte fand den abseitsverdächtig startenden Dennis Mast auf der linken Seite, dessen präzisen Querpass vollendete mit Dominic Baumann ein Würzburger Stürmer zum 2:0, dessen Toreflaute ungefähr genau so lange angedauert hatte, wie Jenas nun bedrohlich wackelnde Heimserie. Mark Zimmermann reagierte, brachte mit Julian Günther-Schmidt einen zweiten echten Stürmer, ohne dass sich am Gesamterscheinungsbild etwas ändern würde.
Wer auf eine prompte Reaktion nach dem Pausentee gehofft hatte, wurde jäh enttäuscht. Würzburg setzte sein überlegenes Spiel nahtlos fort und Baumann hatte mehrfach die Möglichkeit zu einem dritten Kickers-Treffer. Müllers wembleyhafter Knaller an die Lattenunterkante mit anschließendem von Coppens über die Latte gelenkten Kopfball Kaufmanns ließ Mark Zimmermanns Geduldsfaden dann reißen. Mit einem Doppelwechsel Pannewitz/Grösch für Eismann/Brügmann wurde auf Dreierkette umgestellt: Alles oder nichts! Hielt man angesichts der bisher offenbarten Würzburger Spielstärke nun ein echtes Debakel für durchaus möglich, geschah das Gegenteil. Die Men in Black fingen sich, glaubten an ihre Chance und stemmten sich gegen die Niederlage. Nach 82 Minuten war der Bann dann gebrochen, Kevin Pannewitz verlängerte einen Eckball mit dem Hinterkopf vorbei am herausgeeilten Drewes ins Tor zum vielumjubelten Anschlusstreffer.
Spätestens jetzt war auch die Kulisse vollends da, doch anders als beim letzten Heimspiel blieb das Happy End aus. Günther-Schmidts Kopfball ging über das Tor (85.), Starkes Schuss wurde gehalten (87.) und in der vierminütigen Nachspielzeit gelang es dem FCC nicht, sich im Strafraum noch einmal entscheidend zu positionieren. So blieb am Ende eine Niederlage zu konstatieren, die mit den Möglichkeiten der letzten halben Stunde zu vermeiden gewesen wäre, jedoch aufgrund der Kräfteverhältnisse über die gesamten 90 Minuten als verdient angesehen werden muss. Bereits am kommenden Samstag besteht die Möglichkeit, gegen Torsten Ziegners Zwickauer eine neue Serie zu starten.
Mark Zimmermann: „Es ist lange her, dass ich meinen Kollegen hier zu Hause beglückwünscht habe. Aber Würzburg hat absolut verdient drei Punkte geholt, weil wir es nicht geschafft haben, unter Flutlicht gleich von Anfang an ins Spiel zu kommen. Wir haben nicht diese Agressivität und die Arbeit gegen den Ball gezeigt wie sonst, haben Würzburg immer diese 2 Meter gegeben, wobei wir die beiden Tore auch hergeschenkt haben. Wie in Rostock haben wir in der Offensive wenig zusammengebracht. Erst zum Schluss mit der Brechstange und mit dem Willen und mit dem Gefühl nichts mehr zu verlieren zu haben, auch nach den zwei Wechseln hat das Spiel Fahrt aufgenommen. Ich habe kein Problem, wenn so eine Serie reißt, wenn wir so spielen wie in den letzten dreißig Minuten. Aber nicht so wie insbesondere in der ersten Halbzeit. So geht der Sieg ganz klar an Würzburg und ist hochverdient.“
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