„Großer Roter Fleck“: Der Wirbelsturm auf Jupiter wird schneller, je mehr er schrumpft

08.04.18 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Großer Roter Fleck“: Der Wirbelsturm auf Jupiter wird schneller, je mehr er schrumpft

Der Wirbelsturm „Großer Roter Fleck“ auf dem Jupiter – Image Credit NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS Gerald Eichstädt

(BERNHARD DOEPFER)  – Jupiter-Beobachtungen per Fernglas stammen aus verschiedenen Jahrhunderten, angefangen bei Gllileo Gellilei, der die Monde des Riesenplaneten entdeckteaber, doch die erste bestätigte Beobachtung des sog. „Großen Roten Flecks“ stammt aus 1831 (wobei sich die Forscher nicht sicher sind, ob frühere Beobachter, die einen roten Fleck auf Jupiter erkannten, auf den gleichen Wirbelsturm schauten, denn nichts anderes ist der „Great Red Spot“).

Viele Beobachter sind seit langem in der Lage, die Größe und Drift des „Großen Roten Flecks“ zu messen, indem sie ihre Teleskope mit einem mit Fadenkreuzen versehenen Okular ausstatten. Eine kontinuierliche Aufzeichnung von mindestens einer Beobachtung dieser Art pro Jahr stammt aus dem Jahr 1878 und sie ertreckt sich bis in die Neuzeit. Obwohl vom Durchmesser einst mächtig genug, um die Erde drei Mal zu „verschlingen“, schrumpft der Rote Sturm seit anderthalb Jahrhunderten kontinuierlich. Stürme sind dynamisch und das sehen wir mit beispielhaft am Großen Roten Fleck“, sagt Amy Simon, Expertin für Planetenatmosphären am Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, Marylan. „Er verändert sich ständig in Größe und Form und seine Winde verändern sich ebenfalls,“ berichtet die Hauptautorin eines neuen Artikels, der im Astronomical Journal veröffentlicht wurde.

Simon und ihre Kollegen griffen auf das umfangreiche Archiv historischer Beobachtungen (Zeichnungen udn Fotos) zurück und kombinierten es mit Daten von NASA-Raumfahrzeugen, beginnend mit den beiden Voyager-Missionen im Jahr 1979. Insbesondere arbeitete die Gruppe mit den mehrfach jährlichen Reihenbeobachtungen des Jupiter, die mit dem Hubble-Weltraumteleskop der NASA als Teil des Outer Planets Atmospheres Legacy- oder OPAL-Projekts erstellt werden. Die Wissenschaftler des OPAL-Teams sind in Goddard, der University of California in Berkeley und dem Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena, Kalifornien, ansässig. Auf diese Weise Das Team verfolgte das Team um Amy Simon die Entwicklung des „Großen Roten Flecks“ in den letzten Jahren intensiv und analysierte immer wieder dessen Größe, Form, Farbe und Driftrate. Man betrachtete dabei auch die internen Windgeschwindigkeiten des Sturms, sofern solche Informationen von Raumfahrzeugen verfügbar waren.

The „Big Red Spot“ on Jupiter 1995, 2000, 2009 and 2014 – Fotos © NASA

Die neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der „Große Rote Fleck“ seit kurzem schneller als bisher nach Westen abdriftet. Der Sturm bleibt zwar immer auf dem gleichen Breitengrad, wird dort von Jet-Streams im Norden und Süden sozusagen „festgehalten“, aber er umkreist den Jupiter-Globus in der entgegengesetzten Richtung relativ zur Rotation des Planeten nach Osten. Historisch wurde angenommen, dass diese Drift mehr oder weniger konstant ist, aber in jüngsten Beobachtungen fand das Team heraus, dass der „Great Red Spot“ sich nun bereits viel schneller dreht als noch vor zwanzig Jahren. Die Studie bestätigt auch, dass der Sturm seit 1878 insgesamt abnimmt und aktuell nur noch vom Durchmesser so groß ist, um einer Erde knapp Platz zu bieten. Aber die historischen Aufzeichnungen wiesen ebenso darauf hin, so Simon, dass das Gebiet in den 1920er Jahren vorübergehend etwas gewachsen war.

„Es finden sich in den archivierten Beobachtungen Beweise, dass der Große Rote Fleck im Laufe der Zeit gewachsen und geschrumpft ist“, sagte Co-Autorin Reta Beebe, emeritierte Professorin an der New Mexico State University in Las Cruces. „Allerdings ist der Sturm jetzt ziemlich klein und es ist lange her, seit er das letzte Mal gewachsen ist.“ Weil der Sturm sich zusammenzieht, erwarteten die Forscher, dass die bereits starken inneren Winde noch stärker werden, wie eine Eiskunstläuferin, die sich schneller dreht, wenn sie ihre Arme einzieht. Anstatt sich schneller zu drehen, scheint der Sturm sich zu dehnen. Es ist fast so, als würde Ton auf einer Töpferscheibe geformt. Wenn sich das Rad dreht, kann ein Künstler einen kurzen, runden Klumpen in eine große, dünne Vase verwandeln, indem er mit seinen Händen nach innen drückt. Je kleiner er die Basis bildet, desto größer wird das Gefäß.

Im Fall des Großen Roten Flecks ist die Veränderung der Höhe relativ zu der Fläche, die der Sturm bedeckt, klein, aber sie ist sichtbar. Auch die Farbe des „Großen Roten Flecks“ hat sich intensiviert und wird seit 2014 intensiv orange. Die Forscher sind sich nicht sicher, warum das so ist, aber es sei möglich, dass die Chemikalien, die den Sturm einfärben, höher in die Atmosphäre getragen werden. In höheren Lagen würden die Chemikalien mehr UV-Strahlung ausgesetzt und hierdurch eine tiefere Farbe annehmen, so die NASA.

In gewisser Weise scheint sich das Geheimnis des „Großen Roten Flecks“ nur zu vertiefen, wenn der ikonische Sturm sich zusammenzieht. Die an der Auswertung beteiligten Forscher wissen ebenso nicht, wenn der Fleck weiter schrumpfen wird, ob er sich dann stabilisiert oder komplett zerbechen wird.. „Wenn die Entwicklung des Großen Roten Fleck anhalten wird, könnten die nächsten fünf bis zehn Jahre aus dynamischer Sicht sehr interessant sein“, sagte Rick Cosentino, der Co-Autor des Goddard-Berichts und fügt an: „Wir könnten schnelle Veränderungen in der physischen Erscheinung und im Verhalten des Sturms sehen, und vielleicht wird der rote Fleck am Ende doch nicht so groß sein.“

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