Bundesbeauftragter Roland Jahn ist jetzt Ehrendoktor der Friedrich-Schiller-Universität Jena
(JEZT / FSU) – Roland Jahn hat erlebt, wie die „Stasi“ arbeitet. Sie hat dafür gesorgt, dass seine Kommilitonen ihn verraten haben und er 1977 vom Studium der Wirtschaftswissenschaft an der Universität Jena ausgeschlossen wurde, vor allem weil er sich gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns wandte. 1983, nachdem ihn auch Haft nicht weniger kritisch werden ließ, wurde er in die BRD zwangsausgebürgert. Heute ist der 64-jährige gebürtige Jenenser Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen (seit 2011) und damit ein Nachfolger von Joachim Gauck, der 2001 die Ehrendoktorwürde an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhielt.
Mit Roland Jahn ehrte die Jenaer Universität einen aufrichtigen und aufrechten Demokraten und leistet dadurch auch einen Akt der Wiedergutmachung: ihm wurde im Rahmen eines öffentlichen Festakts in der Aula des Universitätshauptgebäudes die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften verliehen. Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal und Dekan Prof. Dr. Nils Berkemeyer überreichten Jahn die Urkunde für, so der Text, „seinen lebenslangen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte, für seine Arbeit im Bereich der Aufklärung über die DDR-Diktatur sowie seinen Einsatz im Bereich der politischen Bildung und der Erwachsenenbildung, für sein Engagement in der DDR-Bürgerrechtsbewegung in Jena“. Die Laudatio hielt Jenas scheidender Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter, Jahn selber sprach in einer Rede über „Respekt vor der Biographie“.
Denn Roland Jahn tritt seit langem dafür ein, dass die Erinnerung an die DDR und die dort lebenden Menschen nicht verblasst. Dabei macht er deutlich, dass es mehr als Täter und Opfer, Schwarz und Weiß gibt, dass Verhalten unter den Bedingungen einer Diktatur die Menschen prägt und zur Anpassung treibt. Zu einer solchen Reflexion über eigene Anpassung ermuntert Jahn die Menschen – in Ost und West. So belegt beispielsweise sein Buch „Wir Angepassten. Überleben in der DDR“ aus einer autobiografischen Perspektive eigene Anpassung und wie schwer es war, sich oppositionell zu verhalten. Jahn sieht seine eigene Biografie darin nicht als beispielhaft und nimmt keine moralisierende Position ein, er – und das ist sein großes Verdienst – differenziert. Auch wenn er selber immer deutlicher Position bezog – u. a. als Oppositioneller, Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und v. a. als Journalist mit Schwerpunkt Opposition in der DDR. Seine öffentliche Thematisierung half auch dabei, DDR-Oppositionelle vor Repressionen zu schützen. Durch dieses Wirken blieb Jahn jedoch selbst in Westdeutschland im Visier der Stasi – deren Wirken der 2016 wiedergewählte Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen bis heute analysiert und Wissenschaft wie Öffentlichkeit nahebringt. Auch beim Jenaer Festakt dürfte dies deutlich werden.
Die Verleihung der Ehrendoktorwürde stellte den Höhepunkt des Tages der Politikwissenschaft dar, in dessen Mittelpunkt 2018 das 25-jährige Bestehen des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Jena steht. Und da es die Institutsgründung „ohne die Friedliche Revolution in der DDR wohl nie gegeben hätte“, betonte Institutsdirektor Prof. Dr. Torsten Oppelland, ehre man Roland Jahn, „der eine Stimme der Dissidenz in der DDR war, zum Zusammenhalt zwischen Ost und West beigetragen hat und heute als Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen ein wichtiges Erbe der Friedlichen Revolution hütet“.
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