„Graffiti bleiben im Paradies – vorerst“: Jugendliche bleiben dem öffentlichen Diskurs zum allgemeinen Bedauern fern
(JEZT / Roswitha Putz) – Die umstrittenen Graffitis auf der Skateanlage auf der Rasenmühleninsel im Jenaer Paradies-Park werden vorerst nicht überstrichen. Stattdessen sollen sie im nächsten Jugendhilfeausschuss des Stadtrates im August thematisiert werden. Das ist das Ergebnis einer öffentlichen Diskussionsrunde, die am Freitagnachmittag vor Ort stattfand.
Anlass war der neu angebrachte Schriftzug “Fight Back” und ein Bild, das Demonstranten mit Molotowcocktails und Polizisten mit erhobenen Schlagstöcken vor der Jenaer Kulisse zeigt. Die Graffitis sind Anfang Juni durch zwei Jugendliche gemeinsam mit der JG Stadtmitte entstanden. Sie befinden sich auf den Flächen oberhalb der Halfpipe, die zum Besprühen vorgesehen sind. Der Kommunalservice Jena (KSJ) wollte die Bilder dieses Mal nicht sofort überstreichen, wie sie es bereits zweimal zuvor bei anderen Graffiti gemacht hatte, sondern lud dieses Mal zum öffentlichen Diskurs.
Die städtischen Vertreter interpretierten das Gesprühte als Aufruf zur Gewalt. Dieser sei auf einer städtischen und unpolitischen Sport- und Freizeitanlage fehl am Platz und sei zudem schädlich für die öffentliche Wahrnehmung der Stadt. Die Befürworter der Graffiti verwiesen auf das Hohe Gut der Meinungs- und der künstlerischen Freiheit. Einen Aufruf zur Gewalt sei nicht zu erkennen. Vielmehr handle es sich unter anderem um die Verarbeitung der G20-Ereignisse in Hamburg und eine allgemeine Gesellschaftskritik. Diese Form der Widerworte müsse eine Demokratie aushalten können. Und wer Molotowcocktails male, werfe sie nicht, hieß es.
Die provokanteste These verwies auf das Bild „Auszug der Studenten in den Freiheitskrieg von 1813“ von Ferdinand Hodlers, welches in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität Jena hängt. Wenn das Graffito mit der Szene eines Molotow-Cocktail-Wurfs in Richtung Knüppel schwingender Polizisten überstrichen werde, müsste dann nicht auch das Gemälde Hodlers übermalt werden? Schließlich rufe es dazu auf, zu den Waffen zu greifen. Am Ende der der Diskussion schlug Frank Jauch, Dezernent für Finanzen, Sicherheit und Bürgerservice, vor, die Graffiti im Jugendhilfeausschuss zu besprechen, der Mitte August das nächste Mal tagt. Solange soll der KSJ die Bilder nicht überstreichen.
An der Diskussionsrunde nahmen Vertreter der Stadt Jena und des KSJ, Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, Vertreter der Jungen Gemeinde und der Kirche teil. Die Moderation hatte Prof. Dr Manuel Vogel, Dekan der theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne. Jugendliche waren zum allgemeinen Bedauern der Einladung nicht gefolgt.
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