Heute gibt es in der Villa Rosenthal einen „Talk zum Botho-Graef-Kunstpreis“ mit der Küntlerin Antonia Low
Antonia Low hat in der Städtischen Galerie Nordhorn mit einem begehbaren Gerüst und Spiegeln das Gewicht des Sehens erforscht und erlebbar gemacht. In der Zeche Auguste Victoria hat sie wie eine Archäologin zwei Wochen vor der endgültigen Schließung in 886 Metern Tiefe an vier Stellen den Boden abgeformt für ein skulpturales Dokument des Steinkohleabbaus im Ruhrgebiet. Für Plattencover hat sie in London in einem Haus sämtliche Einrichtungsgegenstände mit Nylonschnur verschnürt, so dass die Objekte im Raum schweben. Das sind nur drei Beispiele aus dem vielschichtigen Werk der Berliner Konzeptkünstlerin.
Nun gehört Antonia Low zu den zum Wettbewerb um den Botho-Graef-Kunstpreis der Stadt Jena eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern. Gemeinsam mit Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar und Kuratoriumsmitglied des Kunstpreis-Wettbewerbs, bestreitet sie am 28. Juni, 19 Uhr, den nächsten Artist Talk in der Villa Rosenthal. Im Ergebnis des Wettbewerbs soll ein dezentrales Denkmal für den Jenaer Rechtswissenschaftler, Rektor der Universität und Vater der Thüringer Landesverfassung Eduard Rosenthal (1853-1926) entstehen. Rosenthals Porträt war nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus der Jenaer Universitäts-Sammlung von Professorenbildnissen entfernt worden und ist seit 1944 verschollen. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seines demokratischen Engagements sollte Eduard Rosenthal aus dem kulturellen Gedächtnis gelöscht werden.
Zur Veranstaltung: „Artist Talk mit Antonia Low“, Donnerstag, 28. Juni 2018, 19.00 Uhr, Villa Rosenthal, Mälzerstr. 11 in Jena. Der Eintritt ist frei.
Zur Künstlerin: Die 1972 in Liverpool geborene Antonia Low studierte Freie Kunst in Münster und am Goldsmiths College in London. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit Räumen und Architekturen, deren physischer Beschaffenheit und Geschichte. Dabei legt sie ältere verdeckte Schichten und unsichtbare Strukturen frei und findet zu poetischen Formen.
Auf dem Feld der Erinnerungskunst erlangte sie 2004 mit ihrem Mahnmal für die unter den Nationalsozialisten ausgegrenzten Angehörigen der Universität Münster besondere Anerkennung. Im Universitätshauptgebäude hat sie neben der zum Senatssaal führenden Treppe eine aus demselben Material bestehende und somit identisch aussehende Treppe installiert, die jedoch nach neun Stufen an einer Wand endet und so zum Sinnbild des willkürlich gesetzten Endes von Biographien wird.
Diese subtile und zugleich unmittelbar aussagekräftige Bildsprache ist charakteristisch für Antonia Lows Werk. Ihre Arbeiten waren und sind in Einzel- und Gruppenausstellungen deutschlandweit, in England, Dänemark, Italien, den USA und China zu sehen. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem Kunstpreis der Stadt Bonn (2014). Zuletzt erhielt sie ein Kulturaustausch-Stipendium des Berliner Senats und des International Studio and Curatorial Program in New York.
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