Technologiedemonstration 1. Klasse: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wertet weiter seine MASCOT-Mission aus
(doepfer) – Nach rund vier Milliarden Jahren Einsamkeit bereitete Asteroid Ryugu seinem mutmaßlich ersten Besucher einen eher rauen Empfang: Das deutsch-französische Weltraummodul MASCOT landete in rund 300 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde nach 51 Metern freiem Fall auf einem Geröllbrocken. Wegen Ryugus minimaler Anziehungskraft „rumpelte“ MASCOT anschließend knapp 30 Minuten lang durch die raue Gegend, bevor er zur Ruhe kam. Was folgte waren mehr als 16 erkenntnisreiche Stunden für die Missions-Wissenschaftler.
Rund einen Monat nach dem geglückten Besuch auf dem Asteroiden zeigen sich die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) noch immer hochzufrieden über ihren Erfolg – oder wie es DLR-Vorstandsvorsitzender Pascale Ehrenfreund bei der Vorstellung von MASCOTs Reisebericht diese Woche in Berlin ausdrückte: „Das ist eine Technologiedemonstration erster Klasse“.
Größte Überraschung der Mission: Asteroid Ryugu hat eine viel härtere und gröbere Oberfläche als „von den Wissenschaftlern erwartet. Ralf Jaumann, Chef-Planetenforscher beim DLR: „Zu unserer großen Überraschung gibt es keine großen Ansammlungen von Staub“. Stattdessen zeigten alle MASCOT-Bildaufnahmen grobe Steine und Geröll.
Das von der Technischen Universität (TU) Braunschweig gebaute Magnetometer lieferte genauere Erkenntnisse, die Hans-Ulrich Auster vom Braunschweiger Institut für extraterrestrische Physik mit den Worten „Ich würde sagen, das ist so etwas wie Braunkohle, porös“ erläuterte. Die noch nicht ausgewerteten Daten des in Frankreich gebauten Spektrometers sollen hierüber weitere Erkenntnisse liefern.
Fast 17 Stunden war MASCOT – im wahrsten Sinne des Wortes – auf dem Asteroiden „unterwegs“, denn ein neuartiger, eigens entwickelter Schwungarm ermöglichte es der elf Kilogramm schweren Asteroiden-Lander aus dem Stand zu hüpfen. Dreimal wurde dieser Mechanismus von der Erde aus aktiviert um damit den insgesamt vier Sensoren unterschiedliche Ausrichtungen zu ermöglichen. Dabei sprang MASCOT bis zu einen Meter hoch. „Das ist robotische Spitzentechnologie made in Germany“, wie der DLR-Vorstandsvorsitzender über den Schwungarm schwärmte.
Weitere wissenschaftliche Ne-Erkenntnisse: Der Tag ist auf dem Asteroiden ist nur siebeneinhalb Stunden kurz, die Tag- und Nachttemperaturen schwanken dabei zwischen plus und minus hundert Grad Celsius. Und MASCOT zeigte den japanischen Chef-Verantwortlichen für die Mission, dass sich der Fortgang ihrer Mission schwieriger als geplant gestalten könnte: MASCOTs Muttersonde „Hayabusa 2“ soll demnächst ebenfalls auf dem Asteroiden landen, Proben nehmen und diese im Jahr 2020 zur Erde bringen. Hierzu Ralf Jaumann, bezogen auf das ohnehin komplizierte Landemanöver: „Die großen Brocken machen das nicht unbedingt einfacher.“
Ziel der gemeinsamen Mission der Weltrauminstitute Japans, Deutschlands und Frankreichs sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems. Ryugu stammt aus dessen ersten hundert Millionen Jahren, denn „Asteroiden sind Überbleibsel, die nicht in Planeten integriert wurden – und deshalb sind sie auch so kostbar. Eine Art Schatztruhe, mit der wir in die Vergangenheit schauen können“, wie Ehrenfreund zum Abschluss der Pressekonferenz erwähnte.
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