Öffentlicher Protest und nichtöffentliches Votum: Jenas Stadtrat entscheidet sich gegen den Beibehalt der Südkurve
(red) – Nach stundenlanger, nichtöffentlicher Tagung hat sich der Jenaer Stadtrat am gestrigen Mittwoch kurz vor Mitternacht in geheimer Abstimmung entschieden: Ein Beibehalt der sog. Südkurve der FCC-Fans wird in der neu zu bauenden Fußballarena aufgegeben.
Nachdem zuvor von 17:00 bis 18:00 Uhr und von 21:30 bis 23:30 eine Vorlage der Jenaer Stadtverwaltung durchdiskutiert worden war, die Kostengründe für einen Umzug angab, fand anschließend ein SPD-Änderungsantrag zum Erhalt der Südkurve keine Mehrheit unter den Stadträten. Über ihn hatte zuvor SPD-Fraktions-Chef Jörg Vogel im Gespräch mit der Ostthüringer Zeitung selbst erklärt, er sei „durch und durch emotional“ und könne nicht rational diskutiert werden. Danach fiel die mehrheitliche Stadtrats-Entscheidung für eine Fankurve im Norden.
Bereits am Nachmittag hatten Hunderte Fans des FC Carl Zeiss Jena im Zuge einer Demo in Jenas Innenstadt und vor dem Rathaus lautstark unter Einsatz von Trommeln und Megafon den Erhalt „ihrer“ Südkurve gefordert. Dabei wurden dem Stadtratsvorsitzenden Jens Thomas knapp 5.700 Unterstützer-Unterschriften übergeben. Später konnte Toni Schley als Vertreter der Fans vor den Mitgliedern des Jenaer Stadtrats reden und diesen in aller Kürze die Haupt-Argumente für den Verbleib im Süden der neuen Fußballarena benennen: jahrelange Tradition und eine bessere Sicht, da man nicht gegen die Sonne schauen müsse. Profundes Gegenargument waren aber schließlich die enormen Mehrkosten für eine Südkurve-Variante – derzeit befinden sich Heim- und Gästefans zu nah beieinander und um Konflikte zu vermeiden, sind zukünftig teure Sicherheitseinrichtungen nötig, damit die Gästefans zur Nordkurve kommen würden.
Rückgrat bewies Jenas Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche, als dieser nach der Stadtratsentscheidung vor die sichtlich enttäuschten Fans trat, die in der Kälte immer noch vor dem Historischen Rathaus ausharrten, und ihnen die Entscheidung des Stadtrates Jena pro Nordkurve persönlich überbrachte. Nitzsche bot aber auch an, weiterhin für Gespräche zur Verfügung zu stehen.
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