Südkurven-Schmierereien: Ärger über leere Worte und Krokodilstränen der Fans wächst
(Rainer Sauer + Content des LPI Jena Newsroom) – Seit längerer Zeit bereits, verstärkt jedoch im zeitlichen Zusammenhang der jüngsten Stadtratsentscheidung zum Umzug der FCC-Fan-Südkurve im neu zu bauenden Fußballstadion, verursachten Graffiti-Sprayer mit Bezug zur Stadiondebatte enorme Sachschäden in Jena und der Umgebung (wir berichteten).
So wurden z.B. an der Tatzendpromenade auf einer Fläche von etwa 21 Quadratmeter mehrere „Tags“ in verschiedenen Farben an eine Hauswand gesprüht, ebenso ein großer Schriftzug an einer Grundstückseinfriedung in der Johann-Friedrich-Straße und an der Vorderseite des Eiscafés „Melange“, der früheren Sitz des Ordnungsamtsgebäude am Spittelplatz. „Alle Schmierereien haben Bezug zur derzeitigen Stadiondebatte und zum Verbleib der Südkurve bei Stadionneubau“, sagte vor kurzem eine Polizeisprecherin. Gleiches gilt für schwer zu entfernende schwarze Aufkleber an Schaufenstern und Ausstellern von Geschäften.
Stets sind die Grundstückseigentümer oder die Geschäftsbetreiber einigermaßen sauer und haben viel Geld und Zeit für die Beseitigung der Fan-Verfehlungen aufzuwenden. Diese Woche wurde nun ein Mann aus Jena festgenommen, dem zur Last gelegt wird, an einer Lärmschutzwand auf der Autobahn A 4 in Richtung Dresden nahe Quirla an einem unfertigen Schriftzug „Südkurve“ mitgewirkt zu haben.
Zum Zeitpunkt der Festnahme war die Farbe noch feucht, am Tatort wurden mehrere Sprayutensilien, Farbrollen und Malereimer sichergestellt, bei dem Mann an der Bekleidung Farbspritzer – er kam vorläufig in Haft. Der vor Ort an der Lärmschutzwand entstandene Sachschaden wird mit ca. 10.000 Euro beziffert.
Was die Geschädigten ärgert: Der Südkurve-Rat FC Carl Zeiss Jena hatte sich öffentlich für die Schmierereien einiger Fans entschuldigt und um Verständnis wegen des emotionalen Umgangs mit fremdem Eigentum geworben. Doch obwohl man mit einer großen „Crowdfanding“-Kampagne Geld für die Südkurve gesammelt hat und außerdem anbot, eigene Arbeitskraft einzusetzen, wenn die Kurve am alten Standort erhalten bliebe, hat sich von Seiten der Fans noch keine Initiative gebildet, die – sozusagen mit Kärcher, Schrubber und Besen – die Schmierereien an fremdem Eigentum beseitigt. Dies bleibt nun wohl wieder überwiegend am Kommunalservice Jena hängen, den die Beseitigung von Graffitiverunreinigungen bereits jetzt jährlich rund 200.000 Euro an Steuermitteln kostet.
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