Finanznot und keine Fortschritte bei Vereinsführung: FF USV Jena vor dem Aus, doch bis zuletzt herrscht Zweckoptimismus
(red) – Die Fußballerinen des FF USV Jena sind in die 2. Frauenfußball-Bundesliga abgestiegen und dort nach fünf Siegen und fünf Niederlagen plus zwei Unentschieden in der Tabellenmitte angekommen. Das ist eher unspektakulär, aber Schlagzeilen macht der Verein trotzdem. Das Damoklesschwert der Insolvenz schwebt inzwischen gefährlich nah über den Köpfen der verbliebenen Vereinsführung, was Rechtsanwalt Torsten Rödiger als der nach dem überraschenden Rücktritt von FF USV-Präsidentin Prof. Dr. Heike Kraußlach amtierende Vereinschef in der Mitgliederversammlung diese Woche gleich zu Beginn klarstellte.
Erstens gibt es nicht genügend Vorschläge, einen neuen Vorstand zu wählen, sagte der Rechtsanwalt, denn dreier natürlicher Personen bedürfe es hierfür und die gibt es derzeit nicht. Deshalb fiel am Dienstag die Neuwahl des Vorstandes schlichtweg aus. Allerdings kündigte Rödiger an, binnen sechs bis acht Wochen eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen zu lassen, um dann eine Wahl durchführen zu können. Zweitens, so der amtierende Vereinschef: „Die Zweite Liga ist in Jena wirtschaftlich nicht machbar. Steigen wir auf, hat der FF USV eine Zukunft. Schaffen wir das nicht, werden wir wohl in der Regionalliga den Neuanfang bei einem anderen Verein wagen.“ Rödiger fügte auch selbstkritisch an, man habe bisher „aus Arroganz Hilfe abgelehnt. Das passiert uns nicht mehr“.
Allerdings dürfte das schwierig werden, denn der FC Carl Zeiss habe eine eigene Frauenfußballmannschaft und sei an einer Übernahme des Zweitligisten nicht interessiert. Zwar sei der Kontakt zum Mutterverein USV inzwischen enger geworden, so der Interimspräsident, jedoch belaste alle Gespräche die finanzielle Situation des FF USV. In der Summe habe der Verein mehr als 52o.000 Euro Schulden, allein 90.000 Euro davon als laufende Verbindlichkeiten der Zweitligasaison. Zahlen, die den DFB aufhorchen lassen werden. Folge könnte sein, dass dem Verein am Saisonende ein Abzug von sechs Punkten droht, was einen Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga nahezu unmöglich machen könnte, sogar den Klassenhalt bedroht.
Es sei noch nie so ernst gewesen wie momentan, berichtete Torsten Rödiger in der Mitgliederversammlung und fügte an, derzeit seien die Liquiditätsprobleme so akut, dass man noch nicht einmal bis zum Saisonende durchhalten könne. Nochmal Selbstkritik: „Das war uns im Vorstand seit Monaten bewusst. Wir haben die Auswirkungen des Abstiegs unterschätzt“, erklärte der amtierende Vereinschef. Dass man in dieser kritischen Situation nicht früher an die Öffentlichkeit gegangen sei, habe einen einfachen Grund gehabt: „Wir hatten Angst, dass die Banken uns die Kontokorrentkredite streichen. Da geht es um 100.000 Euro. Wir hätten dann wohl sofort aufgeben müssen“.
Viel zu lange habe man darauf vertraut, dass der FC Carl Zeiss Jena auf den FF USV zugehe, denn dessen Präsident habe fest zu gesagt „dass es mit der Übernahme klappt. Als die Absage kam, hatten wir keinen Plan B“, erklärte Rödiger. Passiere kein Wunder, stehe nur der Gang in die Insolvenz bevor, denn Tilgungsmöglichkeiten für die Schulden gebe es aktuell keine. Allein die Berufsgenossenschaft warte noch auf 25.000 Euro aus der Vorsaison. Rödiger schloss seinen Bericht mit den Worten, man wolle „die Insolvenz so spät wie möglich anmelden, um das Heft des Handelns zu behalten“. – Düstere Aussichten für den traditionsreichen Frauenfußball in unserer Stadt.
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