„Mit Nord geht’s voran (Teil 4)“: Einsamkeitsepidemie – Wege aus der Altersisolation in Jena-Nord finden
(MNGV) – Wenn es in Debatten Streit um die Gründe für Altersarmut oder die Angemessenheit von Hartz-IV-Sätzen gibt, wird – wie vor kurzem bei Bundesgesundheitsminister Spahn – oft vergessen, dass es bei Senioren nicht nur um das Existenzminimum geht, sondern es geht auch darum (insbesondere in einem so großen Ortsteil wie Jena-Nord mit seinen 14.000 Einwohnern, davon rund 2.500 über 60 Jahre), den betagten Menschen einem bestimmten Grad der Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Gelingt dies nicht, rutschen viele von ihnen sozusagen „aus der Gesellschaft heraus“ und leben vermehrt in der Einsamkeit, fühlen sich „sozial unnütz“. Erfreulicherweise nimmt die sog. Einsamkeitsforschung zu und liefert immer mehr Zusammenhänge zwischen der Einsamkeit, den Gründen hierfür und deren psychischen Folgen, denn soziale Isolation im Alter ist längst ein gesellschaftliches Problem. Vereinsamung macht viel zu oft krank und kann sogar zu einem schleichenden „sozialen“ Tod führen. Zum Beispiel zeigte sich in der bislang umfangreichsten Untersuchung zu den Folgen von Einsamkeit, veröffentlicht im letzten Jahr in der Zeitschrift „Heart“ des British Medical Journal (man kann sie HIER nachlesen), dass soziale Isolation verbunden ist mit einem 43 % höheren Risiko für einen ersten Herzinfarkt sowie einem um knapp 40 % erhöhten Risiko, einen ersten Schlaganfall zu erleiden. Das Alter der erfassten Personen spielte hierbei aber keine besondere Rolle: die Wissenschaftler erfassten für die siebenjährige Langzeitstudie knapp 480.000 Teilnehmer zwischen 40 und 69 Jahren. 9 % gaben an, sozial isoliert zu leben, 6 % bezeichneten sich als einsam und bei einem Prozent traf gar beides zu. Aus deren Daten wurden die erwähnten Prozentsätze 43 und 40 % ermittelt und die entsprechenden Krankheiten ausgewertet. Das Ergebnis: Sozial isolierte und einsame Menschen leiden stärker an chronischen Krankheiten, rauchen und trinken öfter als die nicht-einsamen Teilnehmer der Studie, müssen öfter mit depressiven Symptomen leben. Ziel von „Mit Nord geht’s voran“ muss es also sein, über das bisher Geleistete hinaus dafür zu sorgen, Altersisolation so zu entstigmatisieren, dass sich möglichst viele alte Menschen nicht „sozial unnütz“ fühlen. Deshalb werden wir in den kommenden Wochen Gespräche mit Frau Gabriela Pippart vom Dezernat Soziales der Stadt Jena sowie Thüringens Sozialministerin Frau Heike Werner führen und im Begegnungszentrum Jena e.V. mit Frau Heike Eisenhauer und Frau Elke Radtke reden. Ihr Team Nord
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