„Republik der Liebe – Doing Democracy“: Jahrestagung 2019 der Dramaturgischen Gesellschaft in Weimar und Jena
(JenaKultur) – Die öffentliche Jahrestagung 2019 der Dramaturgischen Gesellschaft befasst sich auf Einladung von JenaKultur und dem Deutschen Nationaltheater Weimar mit der Frage, wie sich Demokratien gegen autoritäre Tendenzen lebendig halten und verteidigen lassen. Und natürlich: was die Aufgabe von Künstler*innen in diesem Zusammenhang ist.
Vier Tage lang, vom 31.1. bis zum 3.2. suchen rund 250 Theatermacher*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum in der „Doppelstadt Jena-Weimar“ nach Wegen, den öffentlichen Raum mittels einer Sprache der Liebe von den Agitatoren des Hasses zurückzuerobern. Liebe ist dabei ein Kampfbegriff (wie Sookee und Stefanie Lohaus zum Konferenzauftakt im Gespräch erläutern werden), und Demokratie ist etwas, was man aktiv tun muss – sie entsteht immer durch Handeln von Einzelnen, die die Initiative ergreifen.
In Best-Practice-Beispielen und einer umfangreichen Workshopschiene („Verfassung schützen – Müssen wir denn alles selber machen?“) werden im Zentrum der Konferenz deshalb Strategien gegen die Angriffe auf die Grundwerte der Demokratie entwickelt (u.a. von Nazis & Goldmund, MOBIT, Silke van Dyk, Tools for Action, Arne Vogelgesang, Auditivvokal Dresden, Markus&Markus, Gin Müller), und die Expertin für „Action Dialogues“, Dana Caspersen, widmet sich in einem mehrstündigen partizipativen Format der Frage „Wie entsteht Gewalt“.
Die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Priya Basil, Bundestagspräsident a.D. Norbert Lammert und die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot werden in Keynotes Fragen nach dem Zustand und der Zukunft unserer Gesellschaft nachgehen. Das Verfassungsrechts-Panel versammelt in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und der „Woche der Demokratie“ am Nationaltheater Weimar mit Pablo Holmes (Universidad de Brasilia, São Paulo), Fernando Vallespín Oña (Universidad Autónoma de Madrid) und Ece Göztepe Çelebi (Bilkent Üniversitesi Istanbul) in der Moderation von Martin Sabrow (Zentrums für zeitgenössische Forschung, Potsdam) wichtige Stimmen des internationalen Verfassungsrechts.
Bereits vorab hat Oskar Negt, der große Sozialphilosoph der Frankfurter Schule, im Auftrag der Dramaturgischen Gesellschaft seinen bewegenden Essay über DOING DEMOCRACY geschrieben, in dem er u.a. schreibt: „Das Schicksal einer lebendigen demokratischen Gesellschaftsordnung hängt davon ab, in welchem Maße die Menschen dafür Sorge tragen, dass das Gemeinwesen nicht beschädigt wird, in welchem Maße sie bereit sind, politische Verantwortung für das Wohlergehen des Ganzen zu übernehmen.“
In Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage wurden die Autor*innenbegegnungen erneut im engen inhaltlichen Austausch über das Tagungsthema entwickelt. Ebenso wird im Rahmen der Konferenz der Gewinner des Kleistförderpreises für junge Dramatik 2019, Peter Thiers, mit seinem Stück präsentiert.
Das neu gegründete „Ministerium für Mitgefühl“ wird während der Konferenz erstmals seine Pforten öffnen, und Björn Bicker, Amelie Deuflhard und Boris Palmer werden sich der Frage widmen „Schaffen wir das? Miteinander reden?“, bevor die Konferenz in der Großen Kissenschlacht zu Jena in Federn aufgeht.
Denn eins ist klar: Wir brauchen eine neue Erzählung von Demokratie. Eine, die funktioniert. Eine Erzählung des Miteinander. Und die Expert*innen für Erzählungen – das sind wir: die Theaterschaffenden. Und die Expert*innen für das Organisieren von Erzählungen – das sind wir: die Dramaturg*innen.
Die Jahreskonferenz findet statt auf Einladung von JenaKultur und dem Deutschen Nationaltheater Weimar in Zusammenarbeit mit dem Theaterhaus Jena, dem Goethe Institut, dem Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage und wird gefördert von der Thüringer Staatskanzlei, dem Deutschen Bühnenverein, der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und Weimar – Kulturstadt Europas.
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