„Generalisten in der Medizin“: Dr. Jutta Bleidorn ist neue Professorin für Allgemeinmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
(Uta von der Gönne) – „Es ist ein Klischee, dass der Allgemeinmediziner nur laufende Nasen und Fußpilz sieht. In der Hausarztpraxis kann vielmehr eine moderne, umfassende medizinische Versorgung auf dem aktuellen Wissensstand betrieben werden“, stellt Prof. Dr. Jutta Bleidorn klar. Die 51-jährige Ärztin hat seit Februar die Professur für Allgemeinmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne und leitet das Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Jena. Zukünftigen Ärztinnen und Ärzten eine breite Grundlage zu vermitteln, den hausärztlichen Nachwuchs in Studium und Facharztausbildung auf seine anspruchsvolle Tätigkeit vorzubereiten und dazu den fachlichen Kontakt zwischen der medizinischen Wissenschaft und den praktisch tätigen Hausärzten zu halten – darin sieht sie die Aufgabe der universitären Allgemeinmedizin.
Das seit gut zehn Jahren am Universitätsklinikum Jena bestehende Institut für Allgemeinmedizin bietet dafür gute Bedingungen. „Wir koordinieren die Ambulanz-orientierte Linie im Medizinstudium und können dafür auf ein Netzwerk mit 250 qualifizierten Lehrpraxen in Thüringen zurückgreifen, in denen die Studierenden die ambulante ärztliche Tätigkeit intensiv kennenlernen“, so Jutta Bleidorn. Zudem gestaltet das Institut als Partner im Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Thüringen das Seminarcurriculum und bietet mit seinem Rotationsprogramm eine umfassende und strukturierte Facharztweiterbildung in der Allgemeinmedizin an.
Für Forschungsprojekte in der hausärztlichen Patientenversorgung plant Prof. Bleidorn den Aufbau eines Forschungspraxennetzwerkes: „Wir wollen Hausärzte als Forschungspartner gewinnen, um gemeinsam in methodisch hochwertigen Studien herauszufinden, von welchen Maßnahmen die Patienten in der hausärztlichen Versorgungssituation am meisten profitieren.“ Mit dieser Fragestellung leitete Jutta Bleidorn zum Beispiel eine Doppelblindstudie zur Behandlung von Harnwegsinfekten, die in über 40 Praxen in Niedersachsen durchgeführt wurde. „Dabei wollen wir ganz im Sinne einer translationalen Forschung Fragestellungen aufgreifen, die sich aus der täglichen Praxis der hausärztlichen Kollegen ergeben. Unsere Ergebnisse sollen schließlich dazu beitragen, dass wir den Patienten nachweislich wirksame Behandlungsalternativen anbieten können.“
Nach ihrem Medizinstudium in Kiel, Freiburg und Göttingen absolvierte Jutta Bleidorn die Facharztausbildung in der Allgemeinmedizin. Danach praktizierte sie als Ärztin und unterrichtete in medizinischen Fachberufen, bevor sie an das Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover wechselte und schwerpunktmäßig zu klinischen Arzneimittelstudien in der hausärztlichen Versorgung forschte – ein Thema, zu dem sie sich auch habilitierte. Neben ihrer Tätigkeit in Forschung und Lehre ist sie in kleinem Umfang weiterhin als Hausärztin tätig. „Ein Hausarzt erlebt seine Patienten in einer viel selbstbestimmteren Lebenssituation als der Kollege in der Klinik und begleitet sie langfristig. Er arbeitet als Generalist“ – das schätzt sie an ihrem Beruf. Und sie ist sich sicher, dass dieser nach wie vor attraktiv ist für junge Ärztinnen und Ärzte, wenn die Randbedingungen stimmen.
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