Eine Würdigung des „deutschen Darwins“: Biologiedidaktiker der FSU Jena geben Sonderband über Ernst Haeckel mit heraus
(Stephan Laudien) – „Ernst Haeckel (1834-1919): The German Darwin and his impact on modern biology“, so ist eine Sonderausgabe der Zeitschrift „Theory in Biosciences“ überschrieben, die am 8. Mai veröffentlicht wurde. In 13 Beiträgen würdigen die Autorinnen und Autoren Leben und Werk Ernst Haeckels, des „deutschen Darwins“, der in Jena lebte und forschte. Die Herausgeber des „Special-Issue“ sind Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und PD Dr. Georgy S. Levit von der Universität Jena sowie der Kasseler Pflanzenphysiologe und Evolutionsbiologe Prof. Dr. Ulrich Kutschera.
„Unsere Forschungsergebnisse etwa zu Haeckels Rezeption in Russland werden hier erstmals publiziert“, sagt Dr. Georgy S. Levit. Sein Kollege Prof. Dr. Uwe Hoßfeld ergänzt, Ernst Haeckel friste heute ein regelrechtes Schattendasein, weil seine wichtigsten wissenschaftlichen Werke nie ins Englische übertragen wurden: „Haeckels ʼGenerelle Morphologieʼ ist bis heute nicht übersetzt worden.“ Dabei seien manche Ergebnisse Haeckels höher einzustufen als Darwins, so Hoßfeld. Doch spätestens mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde davon kaum noch Notiz genommen. „Nach dem Krieg wurde Englisch weltweit zur führenden Wissenschaftssprache, das Deutsche geriet ins Hintertreffen“, sagt Georgy S. Levit. Erschwerend sei bei Haeckel hinzugekommen, dass sowohl von den Nazis wie auch von Marxisten versucht wurde, seine Ideen zu vereinnahmen. Außerdem passte Haeckels Weltanschauung nicht ins Bild: Der Jenaer Gelehrte war 1904 in Rom zum „Gegenpapst“ ausgerufen worden.
In dem Haeckel-Sonderheft geht es um den theoretischen Nachlass des Jenaer Gelehrten und sein Wirken in verschiedenen Kulturen. Es kommen Autoren aus Kanada, den USA, Deutschland und Russland zu Wort. So haben Hoßfeld, Levit und Ko-Autoren die Haeckel-Rezeption in Russland, der Sowjetunion oder bspw. Schweden erforscht und zudem untersucht, welche Spuren Haeckels Ideen in Lehrbüchern in den USA und der DDR hinterlassen haben.
Es gehe keineswegs um eine Rehabilitierung Ernst Haeckels, betonen Hoßfeld und Levit. Gleichwohl sei es an der Zeit, dem „deutschen Darwin“ seinen gebührenden Platz in der Wissenschaftsgeschichte einzuräumen. Der in Chicago lehrende Wissenschaftshistoriker Robert J. Richards habe jüngst in einem Aufsatz nachgewiesen, dass am Ende des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts mehr Menschen durch Ernst Haeckel von der Evolutionstheorie erfuhren als durch Charles Darwin. Eine mögliche Erklärung für diesen Befund sieht Uwe Hoßfeld darin, dass Haeckel viele gemeinverständliche Werke publizierte und Darwinismus zu einer Weltanschauung zu konvertieren versuchte und zuweilen durchaus kontrovers Stellung bezog: „Haeckel war kein Gelehrter im Elfenbeinturm!“
Die Haeckel-Sonderausgabe in „Theory in Biosciences“ soll ihren Teil dazu beitragen, das Bild Ernst Haeckels gerade zu rücken.
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