Erste Fachkräftestudie zeigt Jenaer Personal-Engpässe auf (Teil 1)

20.06.19 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKommentare deaktiviert für Erste Fachkräftestudie zeigt Jenaer Personal-Engpässe auf (Teil 1)

Wilfried Röpke und Ramona Scheiding (Wirtschaftsförderung Jena), Susanne Winge und Thomas Ketzmerick vom Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. (ZSH) – Bildrechte: JenaWirtschaft

(JenaWirtschaft) – Ausreichend und vor allem die richtigen Arbeitskräfte zu finden, bleibt die größte Herausforderung für die Jenaer Unternehmen von Handwerk bis High-Tech in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Besonders in der Gesundheitswirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe und im IT-Bereich übersteigt der Personal-Bedarf das verfügbare „Potential“. Zu diesem Ergebnis kommt die erste Fachkräftestudie Jena, die die Wirtschaftsförderung Jena (JenaWirtschaft) gemeinsam mit dem Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. (ZSH) veröffentlicht hat.

Die Studie untersucht erstmals die personellen Ersatz- und Erweiterungsbedarfe der Jenaer Unternehmen hinsichtlich verschiedener Wachstumsszenarien und macht wichtige Kennziffern und Entwicklungen zum Bedarf der lokalen Wirtschaft sichtbar. Begleitet wurde dieser Prozess durch eine Lenkungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden sowie der Agentur für Arbeit. 

„Unser Ziel war es, das allgemeine Bauchgefühl zum vielzitierten Fachkräftemangel mit konkreten Daten und Zahlen in Bezug auf den Standort Jena zu untersetzen“, erläutert JenaWirtschaft-Chef Wilfried Röpke. „Wir schaffen eine faktenbasierte Grundlage für die Fachkräfteherausforderung in Jena für kommunale Entscheidungsträger, die Verwaltung und unsere Kooperationspartner.“ Die erste Jenaer Fachkräftestudie untersucht, ausgehend vom aktuellen Status Quo und diversen Prognosen zur wirtschaftlichen und Bevölkerungsentwicklung am Standort, die Personalbedarfe der Jenaer Wirtschaft nach Branchen, Qualifikationsstrukturen und weiteren Faktoren bis zum Jahr 2030. Gleichzeitig werden diesen Bedarfen die „antizipierten endogenen und exogenen Arbeitskräftepotenziale gegenübergestellt“, wie es in der Untersuchung heißt. Es wird also geschaut, wo potentielle neue Arbeitnehmende herkommen könnten. Endogen – also aus dem „Inneren“ von Jena bzw. exogen, von außerhalb.

Und was bedeutet das für Jena? „Die Studie bestätigt, dass die starke Wachstumsphase der letzten Dekade nicht in dieser Form weitergeht“, so Röpke. „Auf uns kommt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine umfassende Verrentungswelle zu. Allein um diese zu kompensieren, brauchen die Jenaer Unternehmen bis 2030 rund 17.000 neue Beschäftigte“, so Röpke. Um das Wachstum am Standort weiter positiv gestalten zu können sind außerdem – je nach Wachstumsrate, die in der Studie mit einer niedrigen, mittleren und hohen Variante berücksichtigt wurde – rund 1.000 bis 7.000 neue Arbeitnehmende notwendig.“ Zu den nachgefragtesten Fachkräften zählen Menschen im Gesundheits- und Sozialbereich, im verarbeitenden Gewerbe und in der IT-Wirtschaft.

Besonders wichtig für die lokale Wirtschaft: Personen mit klassischer Berufsausbildung. Laut Studie braucht Jena zu rund 53 Prozent Fachkräfte mit qualifizierendem Berufsschulabschluss. Der Teil der Menschen mit Hochschulabschluss am Gesamtbedarf beträgt rund 38,3 Prozent. Auch Fortbildungsabschlüsse wie Meister, Techniker, Fachwirte oder Poliere bleiben sehr wichtig mit 16,8 Prozent des Gesamtbedarfs. Rund 8,6 Prozent des Jenaer Bedarfs bis 2030 machen Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss aus. 

Und wo sollen diese Fachleute herkommen? „Die Bewertung der endogenen und exogenen Potentiale in der Studie ist sehr spannend“, resümiert Wilfried Röpke. Zum sogenannten endogenen Potential – also den Menschen vor Ort – zählen die Schulabgänger, Studierende und Absolventen der Hochschulen, innerbetriebliche Potentiale – also diejenigen, die bereits hier sind, langfristig zu binden – sowie Menschen, die bislang Teilzeit arbeiten oder arbeitslos sind. Das Fazit der Studie: das endogene Potential Jenas – laut Studie rund 7.840 Personen bis 2030 – reicht nicht aus, um die Fachkräftelücke zu schließen.

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