„Vergesst Atlantis: Dies ist GREATER ADRIA.“ – Geologen haben im Mittelmeerraum einen verlorenen Kontinent entdeckt und kartiert
(Torsten Ritter) – Forscher haben einen verborgenen Kontinent auf dem Meeresboden entdeckt, aber, nein, es ist nicht Atlantis. Gefunden wurde er, als sie die Entwicklung der komplexen Geologie des Mittelmeerraums rekonstruierten, die mit den Gebirgszügen steigt und mit den Meeren von Spanien bis zum Iran abfällt. Getauft haben sie ihn „Greater Adria“ (zu deutsch: “ Größere Adria“) und er soll die Größe Grönlands haben.
Doch weshalb ist es nach Auffassung der Wissenschaftler ein Kontinent? Weil er zu Urzeiten von Nordafrika abbrach, um vor etwa 140 Millionen Jahren unter Südeuropa sozusagen „begraben“ zu werden. Die Chancen, dass viele von und „schon einmal dort waren, ohne es zu wissen“, wie es Douwe van Hinsbergen, Professor für globale Tektonik und Paläogeographie an der Universität Utrecht, ausdrückt, stünden „sehr gut“, denn „Ohne es zu bemerken, verbringen jedes Jahr eine große Anzahl von Touristen ihren Urlaub genau auf dem verlorenen Kontinent ‚Greater Adria‘.“
Was macht ihn und seine Kolleginnen und Kollegen (darunter Trond H.Torsvik, Stefan M. Schmid, Liviu C. Maţenco, Marco Maffione, Reinoud Vissers, Derya Gürer und Wim Spakman) da so sicher? – „Die meisten der von uns untersuchten Gebirgsketten stammen von einem Kontinent, der sich vor mehr als 200 Millionen Jahren von Nordafrika getrennt hat“, berichtet van Hinsbergen. „Der aus heutiger Sicht einzig verbliebende Teil dieses Kontinents ist ein Streifen, der von Turin über die Adria bis zum Absatz des Stiefels führt, der Italien bildet.“ Dieses Gebiet wird von Geologen seit jeher „Adria“ genannt, daher bezeichnen die Forscher in ihrer Studie nun den bisher unentdeckten Kontinent als „Greater Adria“.
Man muss dabei wissen: Im Mittelmeerraum haben Geologen ein anderes Verständnis von Plattentektonik. Plattentektonik ist die Theorie der Entstehung von Ozeanen und Kontinenten und für andere Teile unseres blauen Planeten legt diese Theorie nahe, dass sich die tektonischen Platten der Erde nicht verformen, wenn sie sich in Gebieten mit großen Verwerfungslinien nebeneinander bewegen. Stoßen sie jedoch aufeinander, entstehe ein „geologisches Durcheinander“, wie van Hinsbergen ausführt: „Alles ist dann gebogen, zerbrochen und gestapelt. Im Himalaya stellt sich die Situation vergleichsweise recht einfach dar. Dort kann man über eine Entfernung von mehr als 2.000 Kilometern mehreren großen Verwerfungslinien folgen. Im Fall von ‚Greater Adria‘ ist das völlig anders.“
Einst befand sich das meiste „Land“ davon unter Wasser, bedeckt von seichten Meeren, Korallenriffen und Sedimenten. Die Sedimente bildeten Steine und diese wurden sozusagen abgekratzt, als der „Greater Adria“ unter den Mantel Südeuropas geschoben wurde. Diese abgekrazten Sedimente wurden in diesen Gebieten zu Gebirgszügen: den Alpen, den Apenninnen, dem Balkan sowie Griechenland und der Türkei. „Subduktion, also das Eintauchen einer Platte unter die andere, ist die grundlegende Art und Weise, wie Bergketten gebildet werden„, erklärt Van Hinsbergen. „Unsere Forschung lieferte gleich eine Vielzahl von Erkenntnissen, auch über Vulkanismus und Erdbeben.“
Die Rekonstruktion dieses evolutionären Blicks auf Gebirgsketten im Mittelmeerraum erforderte eine weit um sich greifende Zusammenarbeit, bei der mehr als 30 Länder mit jeweils eigenen geologischen Erhebungen und bereits vorhandenen Vorstellungen über die Entstehung der Dinge, zusammen gearbeitet haben. Mit Hilfe von Software zur plattentektonischen Rekonstruktion schälten die Forscher buchstäblich Schichten, um in eine Zeit zurück zu gehen, in der Kontinente ganz anders aussahen als auf den Karten, die wir heute kennen.
Die Forscher fanden heraus, dass der „Greater Adria“ vor etwa 240 Millionen Jahren – also der Trias-Erdzeit – zu seinem eigenen Kontinent wurde. „Die deformierten Überreste der obersten Kilometer des verlorenen Kontinents sind heute noch in den Gebirgszügen zu sehen. Der Rest der etwa 100 km dicken Kontinentalplatte tauchte unter Südeuropa in den Erdmantel ein, wo wir es bis heute noch spüren können, wenn wir seismische Wellen bis zu einer Tiefe von 1.500 Kilometern bemerken“, so der Professor für globale Tektonik und Paläogeographie aus Utrecht.
„Greater Adria“ ist im Übrigen nicht der erste verlorene Kontinent, der in en letzten Jahrzehnten gefunden wurde. So kündigten Forscher unlängst die Entdeckung eines verlorenen Kontinents an, der vom Superkontinent Gondwana übrig geblieben sei, der vor 200 Millionen Jahren auseinanderzubrechen begann. Das übrig gebliebene Stück soll sich jetzt unter Mauritius im Indischen Ozean befinden. Und im September 2017 fand ein anderes Forschungsteam den verlorenen Kontinent „Sealand“ durch Ozeanbohrungen im Südpazifik.
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